Inhaltszusammenfassung:
EINLEITUNG: Die spinocerebellare Ataxie (SCA) gehört zu den Polyglutaminerkrankungen. Wir untersuchten, ob sich aufgrund der durch eine Genmutation entstehenden Polyglutaminstränge, Unterschiede bei Makromolekülen und Metaboliten protonenmagnetresonanzspektroskopisch nachweisen lassen.
MATERIAL UND METHODIK: Pons und Kleinhirn zwölf an spinocerebellarer Ataxie Erkrankter (fünf des Subtyps SCA1, fünf SCA2 und 2 SCA3) sowie 16 gesunder Kontrollpersonen wurden bei 1.5 T mit einer Einzelvoxel-STEAM-Sequenz unter metabolite nulling untersucht. Ein um Makromolekülanteile erweitertes LCModel wurde zur Quantifizierung eingesetzt und eine Segmentierung nach grauer und weißer Substanz sowie Liquor zur nachfolgenden Partialvolumenkorrektur durchgeführt.
ERGEBNISSE: Unterschiede freien sowie proteingebundenen (Makromoleküle) Glutamins und Glutamats konnten nicht festgestellt werden, lediglich war eine verminderte Varianz der Glutamin/Glutamatkonzentrationen innerhalb des Pons bei den an SCA Erkrankten auffällig. Im Cerebellum fand sich ein erhöhtes Creatin (p<0.05) sowie ein erniedrigtes N-Acetylaspartat (p<0.005) und im Pons eine Erhöhung des Myoinositols (p<0.05) im Vergleich zu den gesunden Kontrollen. Abhängigkeiten von SCA-Subtyp, der Erkrankungsdauer und der Anzahl der CAG-Repeats waren nicht nachzuweisen.
DISKUSSION: Bei der spinocerebellaren Ataxie entstehende Polyglutaminstränge konnten spektroskopisch nicht nachgewiesen werden. Dies mag an ihrer neuropathologisch beschriebenen Ablagerung in nuclear inclusion bodies liegen. Allerdings könnte die verminderte Varianz der Glutamin/Glutamatkonzentrationen eine veränderte intrazelluläre Einbindung dieser Metaboliten wiederspiegeln.
Die Erhöhung des Myoinositols steht im Einklang mit einer bei SCA nachgewiesenen Astrogliose des Hirnstamms. Weiterhin lässt das erhöhte Creatin einen gestörten cerebellaren Energiemechanismus bei Vorliegen einer, durch das verminderte N-Acetylaspartat aufgezeigten, neuronalen Fehlfunktion vermuten.