Inhaltszusammenfassung:
Aufgabenstellung:
Herauszuarbeiten war der Beitrag des aus Schlesien stammenden Arztes Ludwig Jekels für die Anfänge der Psychoanalyse in Polen. Dazu sollten die in polnischer Sprache publizierten Werke von Jekels, Berichte über Kongreßvorträge und seine Übersetzungen von Werken Freuds herangezogen werden. Ein von ihm 1897–1914 betriebenes Sanatorium in Bystra war zu untersuchen im Hinblick auf seine Bedeutung als frühe psychoanalytische Klinik. Alle erreichbaren unveröffentlichten Quellen waren zu lokalisieren und auszuwerten.
Es fanden sich Prospekte des Sanatoriums, Fallgeschichten in Vorträgen und Büchern, unveröffentlichte Krankenberichte, ferner Dokumente aus Jekels’ Studien- und Assistenzarztzeit in Wien, persönliche Erinnerungen an Sigmund Freud, eine Reihe unveröffentlichter Freud-Briefe und Dokumente aus der Zeit nach Jekels’ Emigration in die USA. Ergänzt werden diese Unterlagen durch mündliche Berichte von Zeitzeugen und Forschern aus Schlesien selbst. Die Unterlagen stammen aus Polen, Österreich und den Vereinigten Staaten von Amerika. Soweit sie polnisch geschrieben sind, wurden sie ins Deutsche übersetzt. Alle wesentlichen Quellen werden im Anhang der Studie abgedruckt.
Ergebnisse:
In den Jahren von 1897 bis 1914 führte Jekels sein Sanatorium in Bystra. Dort wurden die verschiedensten Erkrankungen behandelt: Krankheiten der Atemwege, des Kreislaufssystems und der Verdauungsorgane; Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe wie Chlorose, Anämie, Leukämie; Krankheiten des Stoffwechsels wie Fettleibigkeit und Neigung zu Harnsteinen; Frauenkrankheiten; Syphilis; nicht zuletzt auch das ganze Spektrum der Erkrankungen des Nervensystems (Kopfschmerzen, Neurasthenie, Hysterie, Chorea, Athetose, Schwindel, Tabes dorsalis und Spinalirritation). Aus Jekels’ Kongressvorträgen erfährt man, dass er dort erfolgreich auch die Psychoanalyse angewandt hat. Das Sanatorium war gut besucht. Jekels behandelte dort auch bekannte Personen wie den Maler Julian Falat oder Marschall Pilsudzki.
In den Jahren von 1909 bis 1924 übersetzte Jekels die wichtigsten Arbeiten von Sigmund Freud in Polnische. Im diesem Zeitraum besuchte Jekels alle psychiatrischen Kongresse in Polen, wo er als warmer Befürworter der Psychoanalyse sprach. Seine „Skizze der Psychoanalyse“ (1911) machte den polnischen Leser mit den Grundzügen der Freudschen Psychoanalyse vertraut.
Freud schätzte Jekels als loyalen Schüler. Nach seiner Übersiedlung nach Wien und einer eigenen Analyse bei Freud wurde er ein wichtiges Mitglied der Wiener psychoanalytischen Vereinigung. Er publizierte kasuistische Studien und einige Arbeiten zur angewandten Psychoanalyse. 1938 emigrierte er in die USA. 1940 wurde er Ehrenmitglied der New York Psychoanalytic Society.
Abstract:
This thesis deals with life and work of Ludwig Jekels, born in Silesia and working as a physician and psychoanalyst in Poland, Vienna, and New York, and his contributions to psychoanalysis in Poland. His sanatorium in Bystra, Silesia, is supposed to have been an early psychoanalytic clinic.
His polish publications, congress reports, and his translations of Sigmund Freud’s works into Polish were collected and reevaluated. Brochures of this sanatory, documentary material from Poland, and case histories published and unpublished could be located as well as documents from Jekels’ medical education, his personal reminiscences of Sigmund Freud, his unpublished correspondence with Freud and some documents from the years after his emigration to the USA. Most of this material is being published in the appendix; Polish documents have been translated into German.
Jekels directed his sanatorium in Bystra from 1897 through 1914 and dealt with manifold diseases of both somatic and psychic origin. Nervous diseases (headaches, neurasthenia, hysteria, chorea, athetosis, dizziness, tabes and spinal irritation) had priority. From Jekels’ congress lectures we learn that he successfully practiced psychanalytic thearpy there. Among his patients were famous people like painter Julian Falat or marshal Pilsudzki.
Between 1909 and 1924 Jekels translated important works of Sigmund Freud into the Polish language. He attended psychiatric congresses in Poland and propagated psychoanalysis warmly. His „Sketch of Psychoanalysis“ (1911) made Polish readers familiar with Freud’s main ideas.
Freud appreciated Jekels as a loyal pupil. After settling down in Vienna and being analyzed by Freud hinself he became an important member of the Vienna Psychoanalytic Society. He published casuistic studies and contributed to applied psychoanalysis. In 1938 he emigrated to the United States. In 1940 he became an honorary member of the New York Psychoanalytic Society.