Inhaltszusammenfassung:
Bei Patienten mit Gonarthrose und bei knieendoprothetisch versorgten Patienten konnten Defizite hinsichtlich des Kraftverhaltens der kniegelenksumgebenden Muskulatur bereits dargestellt werden. Bisher fehlen Untersuchungen über ko-ordinative Fähigkeiten und über mögliche Zusammenhänge zwischen Koordinations-fähigkeit und Kraftverhalten. In einer prospektiven Längsschnittuntersuchung wurden 25 Gonarthrosepatienten an der Universitätsklinik Tübingen direkt vor und vier Monate nach Implantation einer Kniegelenkstotalendoprothese getestet. Ver-gleichend wurden einmalig 15 altersentsprechende Normgruppenprobanden unter-sucht. Getestet wurde die statische und dynamische Gleichgewichtsfähigkeit der Patienten, die Maximalkräfte der kniegelenksumgebenden Muskulatur und deren Kraftausdauer. Begleitend wurden Fragebögen eingesetzt, um anamnestische Parameter und die Auswirkungen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität er-heben zu können. Präoperativ konnten in allen untersuchten Teilbereichen Defizite bei den Patienten nachgewiesen werden, die größten fanden sich bei der Schwankungsbreite des „centre of pressure“ (COP) im Zweibeinstand (statisches Gleichgewicht) und bei der Maximalkraft der Kniegelenksextensoren. Im vier-monatigen Studienverlauf konnten ebenfalls in allen untersuchten Teilbereichen durchweg Verbesserungen festgehalten werden, die größten fanden sich bei der Maximalkraft der Kniegelenksextensoren (am OP-Bein etwas mehr als kontralateral). Aber auch die statische und dynamische Gleichgewichtsfähigkeit hatte sich deutlich verbessert. Positive Auswirkungen konnten außerdem bei der gesundheitsbe-zogenen Lebensqualität (SF-36 Fragebogen) und beim verwendeten Bristol-Score gefunden werden. Allerdings zeigte der Quervergleich mit den Normgruppen-probanden auch, dass vier Monate postoperativ noch deutliche Restdefizite be-standen, die größten abermals bei der Maximalkraft der Kniegelenksextensoren. Auffällig war, dass zu beiden Untersuchungszeitpunkten nur geringe Unterschiede zwischen OP-Bein und kontralateralem Bein beobachtet werden konnten. Ab-schließend konnte festgestellt werden, dass die hier erstmals verwendete Test-batterie die untersuchten Teilbereiche – soweit Vergleichswerte vorlagen – überwiegend literaturkonform darstellen konnte. Eine Anwendung im Rahmen weiterführender Interventionsstudien ist wünschenswert.