Die Suizidalität unter Therapie mit Stimmungsstabilisatoren Lithium und Carbamazepin : Eine Untersuchung anhand von Stichproben 1980-1992 in der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tübingen

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-24826
http://hdl.handle.net/10900/44897
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2006
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Sonstige
Gutachter: Gaertner, H.J.
Tag der mündl. Prüfung: 1999-11-12
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Selbstmordverhütung , Selbstmord
Freie Schlagwörter: Stimmungsstabilisatoren , Lithium , Carbamazepin
suicide , suicideprevention , mood stabilizers , lithium , carbamazepine
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

In der hier vorliegenden Arbeit wurde von insgesamt 14 586 Patienten, die sich in einer stationären Behandlung in der Psychiatrischen Universitätsklinik Tübingen im Zeitraum 1980-1992 befanden, eine Patientengruppe (n=371) mit affektiven Störungen die eine Phasenprophylaxe mit Lithium (n=235) oder Carbamazepin (n=136) bekam, auf die Häufigkeit der Suizide und Suizidversuche untersucht. Die untersuchten Patientengruppen wurden nach ihren soziodemographischen und klinischen Variablen charakterisiert und verglichen. Die durchgeführten Untersuchungen ergaben keinen signifikanten Unterschied zwischen Lithium- und Carbamazepingruppe bezüglich des Indikationspektrums, der Altersverteilung, der Geschlechtsverteilung und der Dauer der Medikamenteneinnahme. Bei soweit gegebener Vergleichbarkeit wurden die beiden Gruppen auf Suizide und Suizidversuche untersucht. Daraus ergab sich, bezogen auf die Anzahl der mit Stimmungsstabilisatoren behandelten Patienten, eine Suizidquote von 24,3 pro 1000. Obwohl sich, rein rechnerisch, unter Lithium Therapie weniger Suizide und Suizidversuche (n=3 oder 0,8 % bezogen auf n=371) ereigneten als unter Carbamazepintherapie (n=6 oder 1,6 % bezogen auf n=371), zeigten die statistischen Berechnungen keinen signifikanten Unterschied (p=0,08) zwischen Phasenprophylaxe mit Lithium und Carbamazepin. Eine Auswertung der bisher in der Literatur veröffentlichen kontrollierten Therapiestudien ergibt folgende Schlussfolgerungen: - Lithium ist weiterhin Medikament der ersten Wahl in der Behandlung der bipolaren Störungen, nicht nur wegen seiner stimmungsstabilisierenden Wirkung, sondern auch in Anbetracht der, auf einer soliden wissenschaftlichen Basis nachgewiesenen, eigenen antisuizidalen Eigenschaft. - Die Antikonvulsiva (Carbamazepin, Valproat, Lamotrigin) sind eine gute Alternative bei Lithium-Unwirksamkeit oder Lithium-Unverträglichkeit und können, sowohl in der Akuttherapie eines manischen Syndroms als auch in der Rezidivprophylaxe manisch-depressiver oder schizoaffektiver Psychosen, eingesetzt werden. - Die meisten Suizide werden unmittelbar nach Absetzen einer Rezidivprophylaxe verübt, weshalb jede Rezidivprophylaxe einer bipolaren affektiven Störung primär auf unbegrenzte Dauer angelegt werden sollte und sehr langsam unter besonderer Beobachtung ausgeschlichen werden sollte. Die Ergebnisse unserer Arbeit geben den Anlass für weitere Studien mit größeren Stichproben, prospektiv und unter besser kontrollierten Bedingungen, um die Erkenntnisse über die Wirkung von stimmungsstabilisierenden Medikamenten auf suizidales Verhalten zu vertiefen. Klinisch und wissenschaftlich gesehen ist es sehr wichtig diese Zusammenhänge in weiteren Studien zu untersuchen, damit biologische und klinische Signale identifiziert werden können und so neuartige präventive und therapeutische Konzepte zur Reduktion von Suiziden und Suizidversuchen ermittelt werden können.

Abstract:

In this examination, information was collected on all patients with bipolar disorders who started lithium or carbamazepine prophylaxis during inpatient treatment between 1980 and 1992 at the Department of Psychiatry and Psychotherapy of Tuebingen University Hospital. The therapeutic effects of lithium and carbamazepine in the prevention of suicide were evaluated in 371 patients with affective disorders (235 patients with lithium and 136 patients with carbamazepine therapy). This two groups were characterised on the basis of individual social, personal disease-relevant data and compared. Both groups were comparable. The suicide rate in all patients on mood stabilizer lithium and carbamazepine therapy was 24, 3 per 1000 patients years. There were no significant differences between the two groups (p=0, 08). Following the results from published reports: - Lithium still is a drug of first choice in treatment of bipolar disorder not only to its mood stabilizing but also to its antisuicid effect. - the anticonvulsants (carbamazepine, valproate and lamotrigine) are established alternatives if lithium does not effect or intolerability is present. - suicides are mostly exercised directly after setting of recidive prophylaxis, therefore every recidive prophylaxis should be planed for unlimited duration and should only be reduced by doses in a slow and special observing manner. Treatment discontinuation, particularly abruptly, led to early affective morbidity and suicidal behaviour. Uptonow to part of psychopharmaca in the treatment of suicidal patients remains uncertain. It is of great scientific and clinical importance that this be evaluated by further studies.

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