Inhaltszusammenfassung:
Im Rahmen steigender Zahlen an degenerativen Erkrankungen des Hüftgelenks stellt die präventive und rehabilitative Behandlung eine der Hauptforderungen dar. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Überprüfung der Effektivität einer zehnwöchigen Trainingsintervention mit einem speziellen Trainingsgerät (MBT=Masai Barfuß Technologie(R)) in Hinblick auf das statische und dynamische Gleichgewicht, sowie auf Lebensqualität und Schmerzsymptomatik von Patienten mit Hüftarthrose bzw. Hüftendoprothese gewesen. Des Weiteren wurden Auswirkungen des Trainings auf Kraftausdauer der hüftumgreifenden Muskulatur und Beweglichkeit des Hüftgelenkes evaluiert.
Die Studienpopulation bestand aus insgesamt 59 Patienten mit Hüftarthrose bzw. Hüftendoprothese, die nach Randomisation einer Trainingsgruppe (30 Probanden) und einer Kontrollgruppe (29 Probanden) zugeordnet wurden. Zu Beginn und am Ende der zehnwöchigen Trainingsphase wurden folgende Tests zur Evaluation des Trainingseffektes durchgeführt: Der Verlauf der Schmerzsymptomatik wurde anhand standardisierter Fragebögen erfasst. Die Überprüfung des dynamischen Gleichgewichtes erfolgte anhand des sportmotorischen Sternschritt-Tests. Die Auswirkungen auf das statische Gleichgewicht wurden auf dem Posturomed-Messgerät und auf der Kraftmessplatte bestimmt, die den zeitlichen Verlauf der Bodenreaktionskraft bzw. den Gesamtweg aufzeichneten.
Das Training führte zu keiner eindeutigen Verbesserung im Bereich Beweglichkeit, Kraftausdauer und Ganggeschwindigkeit. Doch anders als bei der Kontrollgruppe verbesserte sich bei der Trainingsgruppe die Gleichgewichtsfähigkeit. Bei den Tests auf dem Posturomed verringerte sich der Gesamtweg, der eine Aussage über die Standstabilität zulässt, um bis zu 56,7%. Ebenfalls konnte eine deutliche Verbesserung des Schmerzverlaufes in allen Kategorien beobachtet werden: Vom allgemeinen Schmerz über den Schmerz beim Gehen und Treppensteigen bis hin zum Nachtschmerz sanken die Selbsteinschätzungs-Kurven der Trainingsgruppe (5-7 %) unter die der untrainierten Kontrollgruppe, die am Ende auf ähnlichem Niveau wie zu Studienbeginn blieb.
Anhand des Gesundheitsfragebogens SF- 36 konnte neben einer deutlichen Verringerung der körperlichen Schmerzen (7,7 Punkte) eine verbesserte allgemeine Gesundheit (7,5 Punkte) und Vitalität (8,8 Punkte) festgestellt werden. Auch die anderen Bereiche wie soziale Funktionsfähigkeit, emotionales und psychisches Wohlbefinden ließen eindeutig positive Ergebnisse erkennen, während es in der Kontrollgruppe allenfalls zu einer geringen Verschlechterung in einigen Bereichen kam.
Zusammenfassend lässt die vorliegende Untersuchung darauf schließen, dass die zehnwöchige Trainingsintervention mit dem MBT(R) in Hinblick auf Lebensqualität und Schmerzsymptomatik sowie im Bereich der Gleichgewichtsfähigkeit klinisch relevante Verbesserungen hervorrufen konnte. Dagegen zeigten sich keine eindeutig positiven Ergebnisse bei der Kraftausdauer, der Ganggeschwindigkeit und der Beweglichkeit. Das MBT(R)-Konzept scheint in Hinblick auf Lebensqualität, Schmerzintensität und koordinativen Fähigkeiten demnach eine geeignete Therapiemaßnahme zu sein, da angesichts des progredienten Krankheitsverlaufes der Arthrose zu berücksichtigen ist, dass es bereits eine Stagnation der Beschwerden eine erfolgreiche Intervention darstellt.
Grundsätzlich zeigt diese Untersuchung, dass bei der Behandlung von Patienten mit Arthrose bzw. bereits implantiertem künstlichen Hüftgelenk eine Form der Bewegungstherapie unbedingt berücksichtigt werden sollte, da diese zwar die Grunderkrankung nicht beseitigen, den Umgang mit dieser aber nachweislich verbessern kann.