Inhaltszusammenfassung:
Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen einer umfassenden Studie „Neurofeedbacktherapie bei Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)“ durchgeführt. Ziel des Projektes war, eine psychophysiologische Behandlungsmethode (Selbstregulation langsamer Potenziale bzw. des Theta/Beta-Quotienten) bei Kindern mit ADHS zu entwickeln. In bislang erfolgten Auswertungen der Studie konnte gezeigt werden, dass Kinder mit ADHS von beiden Feedbackverfahren profitieren. Da jedoch nicht jedes Kind gleich gut auf sie anspricht und der zeitliche und finanzielle Aufwand einer solchen Behandlung hoch ist, ist die Bestimmung von Prädiktoren für den Therapieerfolg von großer Bedeutung. Ziel der vorliegenden Arbeit lag demnach darin, Prädiktoren einerseits für das Erlernen der kortikalen Selbstkontrolle und andererseits für den klinischen Erfolg einer Feedbacktherapie der langsamen Potenziale und des Theta/Beta-Quotienten bei ADHS-Kindern zu ermitteln.
46 Kinder mit ADHS gemäß DSM-IV im Alter von 8 bis 13 Jahren nahmen an der Studie teil, von denen 25 die Selbstregulation ihrer langsamen Potenziale erlernen, während 21 ihren Theta/Beta-Quotienten beeinflussen sollten. Das Training bestand aus drei Phasen, mit jeweils 10 Sitzungen. Vor dem Training erhobene demographische, krankheitsspezifische, kognitive Maße, sowie Erziehungsmerkmale dienten neben der Diagnostik auch als potenzielle Prädiktorvariablen. Sowohl direkt nach der Therapie (Post 1), als auch ein halbes Jahr nach Beendigung des Trainings (Post 2) wurden erneut Fragebögen ausgegeben und Tests durchgeführt, um den Therapieerfolg und seine Stabilität zu beurteilen.
In der Theta/Beta-Gruppe erwiesen sich körperliches und psychisches Wohlfühlen und eine geringere Ausprägung der Störung fördernd für die Verbesserung des Verhaltens zuhause. Gute Leistungen im Intelligenztest (HAWIK III) sprachen sowohl für die klinische Verbesserung, als auch für den Erwerb der Selbstkontrolle über den Theta/Beta-Quotienten.
Was die LP-Gruppe betrifft, so war eine gute Anfangsleistung in der Negativierung der langsamen Potenziale, und eine gering ausgeprägte Symptomatik, sowie das männliche Geschlecht fördernd für den Erwerb kortikaler Selbstregulation. Für die klinische Verbesserung erwies sich, die Fähigkeit ohne Rückmeldung zu negativieren (Transfer) als stärkster Prädiktor, was für die Spezifität des Neurofeedbacktrainings spricht.
Mit der vorliegenden Pilotstudie wurde Neuland betreten. Erstmals wurde versucht für zwei verschiedene Neurofeedbackverfahren Prädiktoren zu finden. Die hier ermittelten Ergebnisse sind eine Grundlage dafür, dass in weiteren Studien an einer grösseren Probandenzahl hypothesengeleitet Prädiktoren für eine erfolgreiche Neurofeedbacktherapie bei ADHS-Kindern ermittelt werden können.