Inhaltszusammenfassung:
In der vorliegenden Studie wurden 107 Patienten mit Gliomen untersucht: Fünfundvierzig hatten ein Glioblastom, 30 ein Astrozytom, 19 ein Oligoastrozytom, 11 ein Oligodendrogliom und jeweils ein Patient ein Ependymom bzw. Gangliogliom. Ziel war es, die Anfallsinzidenz prä -und postoperativ sowie die antikonvulsive Behandlung dieser Patienten zu beschreiben und statistisch signifikante prädisponierende Faktoren zu evaluieren. Insgesamt erlitten 68% präoperative Anfälle, postoperativ waren es ebenfalls 68%. Niedriger WHO-Grad (p=0,0079), oligodendrogliale Anteile in der Histologie (p=0,0107) und überraschender Weise auch eine rechtsseitige Lage des Tumors (p=0,0017) waren statistisch auffällig mit einem erhöhten Risiko für Anfälle korreliert. Bei temporal gelegenen Gliomen kam es besonders häufig zu Anfällen (15/16, 94%).
Es konnte kein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Anfällen und dem Alter oder Geschlecht der Patienten festgestellt werden, dies galt auch für die Kontrastmittel-Aufnahme des Tumors. Nach den vorliegenden Daten hat das präoperative Auftreten von Anfällen keinen prädiktiven Wert für postoperative Anfälle.
Mit den drei klassischen AED - CBZ, PHE und VPA - konnte die Frequenz der Anfälle nicht wirkungsvoll gesenkt werden, die geringste Quote wurde unter VPA erzielt (44%). Bei allen drei AED wurden UWI wie erhöhte Leberwerte oder Hautausschlag beobachtet, z.T. führten diese sogar zum Abbruch der Therapie. Zudem lassen unsere Daten darauf schließen, dass zumindest die o.g. AED eine Chemotherapie über Wechselwirkungen negativ beeinflussen.
Eine routinemäßige postoperative antikonvulsive Prophylaxe kann nach Auswertung des vorliegenden Patientenkollektivs deshalb nicht empfohlen werden.