Inhaltszusammenfassung:
Bisher wurde bei der Betrachtung des Belastungsstoffwechsels das Modell einer direkten Koppelung von pulmonaler Sauerstoffaufnahme mit der muskelzellulären Sauerstoffentnahme ohne Berücksichtigung einer eventuellen Speichermöglichkeit von Sauerstoff im Körper favorisiert. In dieser Arbeit wurde ein Indiz geprüft, welches für eine relevante Nutzung von Speichersauerstoff zu Belastungsbeginn spricht: ein schnellerer Verlauf des Anstiegs der Herzfrequenz zu Belastungsbeginn im Vergleich zum Anstieg der Sauerstoffaufnahme. Es wurde mit Hilfe eines breath-by-breath Spirometersystems und permanenter massenspektrometrischer Gasanalyse sowie fortlaufender Herzfrequenzaufzeichnung ein direkter Vergleich zwischen der Anstiegsgeschwindigkeit der Sauerstoffaufnahme (VO) und der Anstiegsgeschwindigkeit der Herzfrequenz zu Beginn einer mittleren Belastung durchgeführt. 6 freizeitsportlich aktive Probanden aus unterschiedlichen Sportarten absolvierten dabei Laufbandbelastungen bei einer Leistung von 80% ihrer Individuellen Anaeroben Schwelle (IAS) jeweils viermal. Dabei wurde fortlaufend die Herzfrequenz in 5-Sekunden-Intervallen sowie die Sauerstoffaufnahme und end-tidale Sauerstoffkonzentration Atemzug für Atemzug aufgezeichnet. Die Kinetiken der Sauerstoffaufnahme und der Herzfrequenz zeigten erwartungsgemäß einen exponentiellen Anstieg mit nachfolgendem Übergang in einen Steady-State. Der Verlauf der viermaligen Belastungen wurde gemittelt, die so ermittelten Durchschnittswerte entsprachen in etwa den Werten aus der Literatur von ähnlichen Versuchen. Bei allen Probanden zeigte sich eine Zeitverzögerung der Sauerstoffaufnahme gegenüber dem Anstieg der Herzfrequenz in individueller Ausprägung. Ebenso kam es bei Belastungsbeginn zu einem Abfall der endalveolären Sauerstoffkonzentration.
Die schnellere Kinetik der Herzfrequenz zusammen mit einer raschen Entsättigung des gemischtvenösen Blutes lässt auf eine Nutzung von durchaus signifikanten Sauerstoffspeichern bei plötzlichem Anstieg der Belastungsintensität schließen.