Neuropsychologische Funktionsleistungen und Persönlichkeitsmerkmale bei opioid-substituierten drogenabhängigen Patienten. Eine deskriptive Pilotstudie im Rahmen der Versorgungsforschung

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-22980
http://hdl.handle.net/10900/44813
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2006
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Sonstige
Gutachter: Buchkremer, G.
Tag der mündl. Prüfung: 2002-05-07
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Opioide , Führerschein , Fahreignung , Neuropsychologische Diagnostik
Freie Schlagwörter: neuropsychologisch , Persönlichkeitszüge , Versorgungsforschung
opioids , driving-ability , neuropsychology , supply research
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Im Rahmen einer naturalistischen Feldstudie wurden substituierte Opioidabhängige untersucht. Hierbei wurden initial 23 Patienten eingeschlossen, von denen letztlich 20 das volle Programm absolvierten und damit die nötigen Daten lieferten. Zu Beginn wurde die aktuelle Befindlichkeit (mittels B-L und Bf-S), die prämorbide Intelligenz (MWT-B) und die Motivation (Motivationsbogen) erhoben. Mittels computer-unterstützter Testdiagnostik wurden unter naturalistischen, aber standardisierten Bedingungen Leistungsdaten (WTS) erfasst. Ferner wurden Persönlichkeitsvariablen (FPI-R) und klinisch und psychopathologisch relevante Symptome (SCL-90R) erfasst. Zudem wurde ein strukturiertes, an den EuropASI angelehntes Interview durchgeführt, um einen möglichst differenzierten Einblick in die unterschiedlichen Lebensbereiche der UntersuchungsteilnehmerInnen zu gewinnen. Die so gewonnenen Daten wurden via SPSS Version 11.0 ausgewertet. Einerseits wurde eine deskriptive Statistik der einzelnen Teilergebnisse erhoben, andererseits fanden Korrelationsanalysen nach Spearman statt, bei denen die Ergebnisse der Leistungstests des WTS mit denen des Motivationsbogen, dem SCL-90R und dem FPI-R verglichen wurden. Bei der Betrachtung der Stichprobenpopulation zeigte sich u.a., dass die Probanden einen auffällig hohen IQ mit einem Mittelwert von 113 Punkten hatten, ferner war über die Hälfte (55%) der Probanden im Arbeitsprozess integriert. Es zeigten sich anhand der deskriptiven Analyse der Daten bei einem der sieben Leistungstests des WTS signifikant schlechtere Ergebnisseals in der Normpopulation. Ausserdem war bei der Variablen „Lebenszufriedenheit“ des FPI-R ein signifikant schlechterer Wert im Vergleich zur Normpopulation nachweisbar. Bei den Korrelationsanalysen zeigte sich, dass die Probanden eine überwiegend realitätsbezogene Wahrnehmung ihrer Leistungen hatten. Dennoch war es im Verlauf der fast zweistündigen Untersuchung zu einer Reduktion der Qualität der Reaktion gekommen, wie anhand der Korrelationsanalyse beispielsweise beim Reaktionstest (RT) gezeigt werden konnte. Dieser Befund ist jedoch mit Vorsicht zu betrachten, da es keine vergleichbaren Kontrollergebnisse einer „gesunden“ Stichprobe gibt. Abschliessend möchte ich darauf hinweisen, dass es bei der Betrachtung der Fahreignung von Patienten mit einem Suchtproblem verschiedene Aspekte zu berücksichtigen gilt. Auf der einen Seite ist es in höchstem Masse gefährlich für den Fahrer und dessen unmittelbares Umfeld, in intoxikiertem Zustand ein Fahrzeug zu steuern (z.B. Augsburger 1997, Chesher 1985, Wilson 1985, Wiehe 2001). Andererseits liegen diverse Studien vor, die positive Aussagen über die Fahrtüchtigkeit von Patienten, die mit einem Substitutionsmittel versorgt werden, machen (z.B. Maddux 1977, Gerhard 1989, Berghaus 1993, Rössler 1993, Dittert 1999). Mit dieser Felduntersuchung wurden zusätzliche Ergebnisse gewonnen, die bei der Einschätzung der Fahrtauglichkeit dienlich sein können. Das Ziel hierbei war es, eine Momentaufnahme der Leistungsfähigkeit unter realen Bedingungen im ambulanten Bereich aufzuzeichnen. Um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, orientierten wir uns an dem Studiendesign v.a. von Gerhard (1989), Berghaus (1993) und Dittert (1999). Analog zu den Beobachtungen und Vorschlägen im Beitrag von Berghaus (2001) zum Thema Fahrtüchtigkeit, ist es auch aus unserer Sicht sinnvoll und verantwortbar, dass sich die Eignung zum eigenständigen Lenken eines Fahrzeugs v.a. nach der aktuellen Drogenproblematik, dann der Persönlichkeitsstruktur und zuletzt nach der testpsychologischen Untersuchung richtet.

Abstract:

In the context of a naturalistic field study, substituted opioid-dependent persons were examined. Initially 23 patients were included, of which 20 finished the whole programme and thus provided the needed data. At the beginning, the actual existential orientation (by B-L and Bf-S), premorbid intelligence (MWT-B) and motivation (“Motivation-questionnaire”) were raised. Performance-data (WTS) were gathered under naturalistic, but standardised conditions by computer-assisted test-diagnostic. Additionally, personality traits (FPI-R) and clinically and psycho-pathologically relevant symptoms (SCL-90R) were measured. Furthermore, a structured interview, abutted to the EuropASI, was made, in order to gain a best possible and differentiated view to the various life-styles of the study-participants. The so gathered data were analysed by SPSS Version 11.0. On the one hand a descriptive statistic of the specific partial-results were raised, on the other hand correlation-analyses according to Spearman were made. At these, the findings of the performance-tests of the WTS were compared to those of the motivational-sheet, the SCL-90R and the FPI-R. On closer examination of the control sample we found an extraordinary high IQ with a arithmetic mean of 113 points and additionally, more than half of the test persons were in employment. We found, by using descriptive analyses, that in one out of seven of the performance tests of the WTS, there were worse results than in the control-group. Additionally we detected a significant lower value at the variable “life satisfaction” in the study-group. It became apparent at the correlational analyses, that the study-participants had a realistic view of their performance. Nevertheless, the quality of the reaction had faded in the course of the 2-hour-long examination, as can be seen from correlation-analyses of the reaction-test (RT), for example. However, this finding should be treated with caution, as there is no comparable result of a “healthy” sample-group. Finally, I want to point out, that there are different aspects, which need to be considered, when judging the driving ability of patients with a substance disorder. On the one hand, it is extremely dangerous for an intoxicated driver and his immediate surroundings to steer a vehicle (e.g. Augsburger 1997, Chesher 1985, Wilson 1985, Wiehe 2001). On the other hand there are loads of studies, who do make positive statements towards the driving-ability of persons, who are in a substitution-programme (e.g. Maddux 1977, Gerhard 1989, Berghaus 1993, Rössler 1993, Dittert 1999). Thus, by carrying out this field inquiry, we gained additional findings, that may prove useful at this topic. It was our aspiration to draft a snap-shot of the performance-ability of persons with a substance disorder under real conditions in an ambulatory setting. In order to produce comparable results, we orientated by the preceding studies by Gerhard (1989), Berghaus (1993) and Dittert (1999). Analogue to the observations and recommendations made by Berghaus (2001) on the drinving ability of persons with a substance disorder, it is suggestive and wise, that the actual ability (and disability) to drive a car should primarily be dependent from the actual state of the substance disorder, secondly from the personality traits and last from the results of the neuropsychological examination.

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