Krankheits- und Behandlungsverlauf schizophrener Patienten unter Berücksichtigung der subjektiven Sichtweise - Ergebnisse einer prospektiven Verlaufsstudie über vier Jahre -

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URI: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-20880
http://hdl.handle.net/10900/44753
Dokumentart: PhDThesis
Date: 2005
Language: German
Faculty: 4 Medizinische Fakultät
Department: Sonstige
Advisor: Längle, Gerhard
Day of Oral Examination: 2005-11-04
DDC Classifikation: 610 - Medicine and health
Keywords: Schizophrenie / Chronische Krankheit , Krankheitsverlauf , Compliance <Patient> , Lebensqualität
Other Keywords: Behandlungsverlauf
schizophrenia , course of illness , course of treatment , compliance , quality of life
License: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Krankheits- und Behandlungsverlauf einer unausgelesenen Stichprobe schizophrener Patienten über vier Jahre zu erfassen, darzustellen und auszuwerten. Im Mittelpunkt dieser Arbeit standen neben der Entwicklung von Behandlungs- und Krankheitsverlauf die Compliance sowie Lebensqualität, Behandlungszufriedenheit und Krankheitskonzept der Patienten. Von den 169 Patienten der Gesamtstichprobe beteiligten sich 69 Patienten (41%) an der Vierjahreskatamnese. Der Verlauf über den gesamten Erhebungszeitraum konnte anhand der Daten der 38 Teilnehmer an allen Messzeitpunkten (23% der Gesamtstichprobe) untersucht werden. Beide Gruppen erwiesen sich als repräsentativ gegenüber der Gesamtstichprobe. Bemerkenswert sind bei den Ergebnissen der Vierjahreskatamnese sowohl eine insgesamt sehr positive Einstellung zur ambulanten psychiatrischen Weiterbehandlung als auch konstante Kontakte zum Facharzt (92%) und deren positive Bewertung. 93% der Patienten nahmen wegen der psychiatrischen Erkrankung ein Medikament. Die Zufriedenheit mit der Medikation war mit über 60% relativ hoch. Somit waren ärztliche Behandlung und Medikamente in der untersuchten Gruppe gut akzeptiert. Entsprechend war die Compliance der untersuchten Tübinger Patienten mit durchgehend mindestens 70 % auffallend hoch. Fast 60% der Teilnehmer an allen Untersuchungen (N=38) waren eigenen Angaben zufolge im gesamten Untersuchungszeitraum von vier Jahren compliant. Ein Ergebnis von besonderer Bedeutung gerade angesichts der ausgesprochen hohen Compliance stellt die hohe Rehospitalisierungsrate von 70% innerhalb von drei Jahren dar. Fast drei Viertel der Teilnehmer an allen Untersuchungen mussten seit dem Index-Aufenthalt vor vier Jahren wiederaufgenommen werden. Die Lebenszufriedenheit der Tübinger Patienten war durchgehend relativ hoch. Auch das Krankheitskonzept (KK-Skala) der Patienten war über die Zeit stabil. Die insgesamt hohe Behandlungszufriedenheit zeichnet sich durch Unterschiede im Verlauf aus: Mit verschiedenen Aspekten der stationären Behandlung waren die Patienten signifikant unzufriedener als mit der ambulanten. Im Verlauf der ambulanten Behandlung war lediglich die Beurteilung des Klimas in der Arztpraxis nach vier Jahren signifikant besser als zuvor. Teilnehmende Frauen unterschieden sich hinsichtlich des Krankheitskonzepts signifikant von teilnehmenden Männern durch eine höhere Krankheits- und Medikamentenakzeptanz. Im Verlauf waren zusätzlich die Lebenszufriedenheit sowie die Funktionsfähigkeit (GAF) von Frauen höher und ihre Symptomatik (PANSS) geringer ausgeprägt. Die Compliance korrelierte positiv mit einer guten Bewertung der Facharztkontakte. Die mit dem Bereich Arbeit zufriedenen Patienten der Tübinger Kohorte waren signifikant complianter als die mit der Arbeit unzufriedenen. Die Zufriedenheit mit der Medikamentenaufklärung korrelierte signifikant mit der Compliance. Ebenso hingen die Dimension Medikamentenvertrauen sowie der Gesamtscore der KK-Skala mit der Compliance zusammen. Entgegen anderer Erwartungen standen Rehospitalisierung und Compliance nicht miteinander in Zusammenhang. Die Gruppe der im gesamten Erhebungszeitraum complianten Patienten zeigt im Vergleich zur Gesamtstichprobe keine besonderen oder signifikant unterschiedlichen Charakteristika. Die in dieser Studie gefundene hohe Rehospitalisierungsrate sowie der fehlende Zusammenhang mit der Compliance sollte Anlass zur Erforschung weiterer Einflussfaktoren auf die Rehospitalisierungsrate geben. Solche Einflussfaktoren könnten im sozialen und familiären Umfeld liegen, sind aber sicherlich auch im therapeutischen Bereich in Form von speziellen psychotherapeutischen Behandlungsmethoden und soziotherapeutischen Maßnahmen zu suchen. Die hohe Compliancerate und ihr Zusammenhang mit subjektiven Variablen weist auf die Bedeutung subjektiver Meinungen und Empfindungen der Patienten hin. Dies stärkt den Trend in Forschung und Praxis, die Sichtweise der Patienten wahr- und ernstzunehmen und auf diesem Weg die Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt durch einen vertrauensvollen Kontakt zu stärken.

Abstract:

Aim of the thesis was to examine the course of illness and treatment of patients with schizophrenia over four years with the main focus on compliance, quality of life, satisfaction with treatment as well as the patients' concept of illness. Medical treatment and medication are very well accepted by the examined group of patients. But despite a high medication and treatment compliance of 60 % over four years, the rate of rehospitalisation reaches 70% within three years. The patients` quality of life and satisfaction with treatment are high, their concept of illness appears to be stable during the period of examination. Medication and treatment compliance are correlated to a good evaluation of the patients' contacts to the medical specialist. Satisfaction with work as well as with information concerning medication is significantly correlated to compliance. Contrary to other expectations, rehospitalisation and compliance do not show any statistical relationship. The group of compliant patients does not show any significantly differing charasteristics compared with the whole group of examined patients. Important results of this study are the high rates of compliance and rehospitalisation as well as the missing correlation between both. This should cause further examinations of other factors of influence on rehospitalisation, which could for example be found in the social surroundings of the patients as well as in special psychotherapeutic or sociotherapeutic methods of treatment.

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