Inhaltszusammenfassung:
Die induzierbare NO-Synthase (iNOS) wird bei verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen verstärkt exprimiert und steht im Verdacht, an der Pathogenese dieser Erkrankungen beteiligt zu sein. Da Arginin der iNOS als Substrat dient, steht die induzierte NO-Produktion in engem Zusammenhang mit dem Argininstoffwechsel. In der vorliegenden Arbeit wurden in Modellsystemen für Microgliazellen (N11-Zellen) und für Astrocyten (C6-BU-1-Zellen) Aspekte der induzierten Produktion von NO und des Argininstoffwechsels unter dem Einfluss möglicher therapeutischer und endogener Modulatoren untersucht. Die NO-Produktion wurde mit den Immunstimulantien Lipopolysaccharid (LPS) und/oder Interferon-Gamma (IFN-Gamma) induziert. Mit Aspirin und TGF-Beta wurden zwei Substanzen eingesetzt, die die NO-Produktion hemmen. Mit CML als Modellsubstanz für sogenannte advanced glycation endproducts (AGEs), Reaktionsprodukte langlebiger Proteine mit Glucoseresten, wurde ein potentieller Induktor der NO-Produktion untersucht.
Es wurde gezeigt, dass Aspirin die durch Immunstimulantien induzierte NO-Produktion hemmt. Bei der Untersuchung der Wirkung von Aspirin auf den Argininstoffwechsel zeigte sich, dass Aspirin auch die Induzierbarkeit von für die Argininversorgung der iNOS wesentlichen Enzymen und Transportern vermindert: In C6-BU-1-Zellen hemmte Aspirin die Induktion der Argininosuccinat-Synthethase (ASS) (auf Proteinebene), in N11-Zellen verminderte Aspirin die durch Immunstimulantien induzierte Hochregulation der Expression der Arginintransporter CAT-1 und CAT-2A (auf mRNA-Ebene). Eine Minderversorgung der iNOS mit Arginin könnte somit zur Inhibition der NO-Produktion durch Aspirin beitragen.
Bei der Untersuchung von TGF-Beta zeigte sich dagegen ein anderes Bild. In N11-Zellen hat TGF-Beta keinen Effekt auf die NO-Produktion. In C6-BU-1-Zellen hemmt TGF-Beta die Induktion der NO-Produktion, die Induktion der Argininosuccinat-Synthetase (ASS) durch Immunstimulantien wird jedoch durch TGF-Beta verstärkt. Die Regulation der Argininversorgung der iNOS ist also unter physiologischen Bedingungen nicht einfach als Regulationsmechanismus der NO-Produktion zu verstehen, sondern hat möglicherweise weitere Funktionen. Beispielsweise produziert die NOS bei Argininmangel Superoxid, das mit auch in kleinsten Mengen vorhandenem NO zu stark cytotoxischem Peroxynitrit reagiert. TGF-Beta könnte also über die Induktion der ASS einem Argininmangel mit daraus resultierender Peroxynitritbildung vorbeugen.
Es wurde desweiteren die Induktion des Argininosuccinatlyase-Proteins (ASL) untersucht. Die ASL wird im Allgemeinen als konstitutiv exprimiertes Enzym angesehen. Auch in unseren Experimenten hatte keine der untersuchten Substanzen einen Einfluss auf das Expressionsniveau des ASL-Proteins. Daher eignet sich die ASL für die Verwendung als interner Standard bei Proteinnachweisen z.B. im Western Blot.
Bei der Untersuchung von CML zeigte sich dass in gemischten Glia-Primärkulturen und in N11-Zellen bei einem Teil der Experimente die durch IFN-Gamma induzierte NO-Produktion durch CML verstärkt wurde. Zur Beantwortung der Frage ob es sich hierbei um reproduzierbare Ergebnisse handelt, sind weitere Experimente notwendig.