Inhaltszusammenfassung:
Ein gefürchtetes Problem der operativen Orthopädie stellen Gelenkinfektionen dar. Komplizierend kommen einliegende Implantate bzw. Prothesen hinzu, deren Ausbau oftmals unumgänglich ist. Gelenkinfekte können bei unzureichender Behandlung zu schweren Schädigungen des Gelenkes führen und so bedeutsame soziale und wirtschaftliche Probleme mit sich ziehen. Eine schnelle und suffiziente Infektsanierung ist deshalb unabdingbar.
Neben der bisher angewandten Spül-Saug-Drainage steht uns heute die Technik der Vakuumversiegelung zur Verfügung, die in dieser Arbeit näher erläutert wird. Sowohl Wirksamkeit und Einsatzmöglichleiten der Vakuumtherapie, als auch die Beurteilung vorliegender Comorbiditäten und eventueller Risikofaktoren werden in der Studie diskutiert.
Die Vakuumversiegelung ist in vielen Bereichen, insbesondere der Behandlung von Weichteilinfekten, bereits etabliert. Zum Einsatz der VVS bei Gelenkinfekten sind bisher nur wenige Studien veröffentlicht worden.
Bei der Vakuumversiegelung wird nach ausgiebigem Debridement über in die Gelenkhöhle eingebrachte Polyvinylalkoholschwämme ein Unterdruck von 80 kPa angelegt. Dies ermöglicht über einen innigen Grenzzonenkontakt optimale Heilungsbedingungen, da sowohl die Bildung von Granulationsgewebe anregt wird, als auch zytotoxischer Substanzen ständig abgesaugt werden.
Untersucht wurde in der Studie die Infektsanierung von 68 Gelenke bei insgesamt 60 Patienten, die in der Orthopädischen Klinik der Universität Tübingen im Rahmen eines Gelenkinfektes mit der Vakuumversiegelung zwischen Juni 1996 und September 2002 behandelt wurden. Die Gelenkinfekte betrafen überwiegend ältere, männliche Patienten, bei denen ein Infekt vorangegangen war oder eine Vorschädigung des betroffenen Gelenkes bestand. Neben postoperativen Infekten kam insbesondere einliegendem Fremdmaterial und der Immunsuppression eine wesentliche Bedeutung zu. Die Infektionen zeigten sich vor allem an der unteren Extremität, bevorzugt am Kniegelenk und wurden vor allem durch Staphylococcus aureus und Staphylococcus epidermidis hervorgerufen.
Als guter diagnostischer Infektparameter erwies sich das CRP sowie die Leukozytenzahl. Die Temperatur und die BSG waren wenig aussagekräftig.
Therapeutisch erfolgte bei den Gelenken nach ausgiebigem Debridement eine VVS, der sich eine antibiotische Abdeckung mit einem staphylokokkenwirksamen Präparat anschloss und bei Erregernachweis antibiogrammgerecht umgesetzt wurde. Die Bewegungstherapie erfolgte ab dem ersten postoperativen Tag.
Insgesamt konnten sehr gute funktionelle Ergebnisse erzielt werden. Bei der Hälfte der Gelenkinfekte war ein Ausbau des Implantats zur Infektsanierung nicht notwendig. Bei ausgebauten Prothesen erfolgte zumeist eine Reimplantation. Nur ein Gelenk musste versteift werden. Ein Abbruch der Therapie aufgrund schwerwiegender Komplikationen war im vorliegenden Patientengut nicht notwendig. Alle Infekte waren durch die VVS therapierbar.
Die Vakuumversiegelung beschleunigt die Wundheilung und reduziert so die Dauer des stationären Aufenthalts. Aufgrund des Wegfalls häufiger Verbandswechsel, wird eine hygienische, schmerzreduzierte Wundversorgung erreicht und das medizinische Personal entlastet.
Durch die Vakuumversiegelung wird eine suffiziente Infektsanierung ermöglicht, bei der es gelingt sehr gute funktionelle Ergebnisse und einen hohen Patientenkomfort miteinander zu verbinden.