Inhaltszusammenfassung:
Die Kenntnis des HER-2/neu-Status von Mammakarzinomzellen ist zur Entscheidung bezüglich einer Immuntherapie mit Herceptin® notwendig. Dieser humanisierte monoklonale Antikörper ist gegen das HER-2/neu-Rezeptorprotein gerichtet, dessen Überexpression auf der Zellmembranoberfläche Voraussetzung für eine wirksame Therapie ist. In den meisten Fällen beruht eine Proteinüberexpression auf einer Amplifikation des HER-2/neu-Gens.
In der vorliegenden Arbeit wurde der HER-2/neu-Status von 150 Mammakarzinomen mittels FISH untersucht und mit der immunhistochemischen, membranassoziierten Überexpression des HER-2/neu-Rezeptorproteins verglichen.
Die Bestimmung einer Genamplifikation mittels FISH erfolgte an Tumorabklatschpräparaten mit dem PathVysion (TM) HER-2/neu DNA Sonden-Kit der Firma Vysis. Zur Beurteilung der Proteinüberexpression mittels IHC an Formalin-fixierten, in Paraffin-eingebetteten Gewebeproben diente der monoklonale Antikörper CB11 der Firma Novocastra oder der polyklonale Kaninchen Anti-human c-erbB-2 Onkoprotein-Antikörper der Firma Dako.
Die FISH war in 133 der 150 angefärbten Tumorabklatschpräparate erfolgreich. Nach den Kriterien der HER-2/CEP17-Ratio zeigten 10,5% der Fälle eine Amplifikation des HER-2/neu-Gens. Bei ausschließlicher Bewertung der Absolutzahl des HER-2/neu-Sondensignals mit Berechnung der durchschnittlichen HER-2/neu-Genkopienzahl pro Tumorzellkern wiesen 9,0% der Fälle eine "low level"- und 10,5% der Fälle eine "high level"-Amplifikation auf. Die immunhistochemischen Scores wurden aus den Routinebefunden des Institutes für Pathologie der Universität Tübingen übernommen und in 20,3% der Fälle als schwach positiv (2+) und in 11,3% der Fälle als stark positiv (3+) beurteilt. In einem Fall (0,7%) war eine sichere Zuordnung nicht möglich (2+ - 3+). Eine stark positive Proteinüberexpression ging bis auf eine Ausnahme immer mit einer "high level"-Amplifikation einher. Unter den Mammakarzinomen mit schwach positiver Proteinüberexpression fand sich nur in 18,5% der Fälle eine "low level"-Amplifikation bezüglich der durchschnittlichen HER-2/neu-Genkopienzahl, während die HER-2/CEP17-Ratio stets nicht-amplifizierte Werte aufwies.
Sowohl die FISH als auch die IHC sind aufgrund ihrer Durchführbarkeit und Auswertung zur Bestimmung des HER-2/neu-Status von Mammakarzinomzellen geeignet. Für die FISH-Methode stellt das Tumorabklatschpräparat eine geeignete Alternative zum Paraffinschnitt dar, wobei seine Vorteile in der schnelleren Präparatherstellung ohne Formalinfixierung, Paraffineinbettung und Schnittanfertigung sowie dem weniger aufwendigen Färbeprotokoll und der Auswertung ganzer Tumorzellkerne in Einzelzellage begründet sind. Allerdings ist beim Tumorabklatschpräparat die Anzahl der anfertigbaren Präparate und damit durchführbaren Färbungen limitiert und der Asservierungsaufwand deutlich höher als beim Schnittpräparat mit routinemäßiger Aufbewahrung der Paraffinblöcke.
Der Ergebnisvergleich zwischen FISH und IHC zeigte eine hohe Korrelation (93,3%) zwischen "high level"-amplifizierten und stark positiv (3+) proteinüberexprimierenden Mammakarzinomen. In diesen Fällen bietet die FISH keine zusätzlichen Informationen. Im Falle einer schwach positiven (2+) Überexpression des HER-2/neu-Rezeptorproteins sollte allerdings eine Nachtestung mittels FISH erfolgen, da sonst eine therapierelevante Genamplifikation übersehen werden könnte.