Inhaltszusammenfassung:
Tiermodelle, Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien belegen, dass genetische Faktoren neben Umwelteinflüssen eine bedeutende Rolle bei der Genese der Alkoholabhängigkeit spielen. Ebenso geht man von einer multifaktoriellen Ätiologie bei der Entstehung des Delirium tremens (DTs) während der Alkoholentgiftung aus.
Ziel der Assoziationsstudie war es, einzelne disponierende Gene bzw. serologische Marker der Alkoholabhängigkeit und des DTs zu identifizieren. Dabei wurden mit Hilfe der Polymerasekettenreaktion (PCR) und anschließendem Restriktionsendonukleasenverdau Kandidatengene analysiert, denen eine gewisse Funktionalität zugesprochen wird.
Es konnten 208 nach DSM IV alkoholabhängige Patienten und 102 gesunde Kontrollpersonen rekrutiert werden. 82 der alkoholabhängigen Patienten litten während der Alkoholentgiftung unter schweren Entzugserschienungen in Form eines DTs.
Weder für den funktionellen Val/Met-Polymorphismus des katecholaminabbauenden Enzyms Katecholamin-O-methyltransferase (COMT) noch für einen 48bp-VNTR-Polymorphismus des Dopaminrezeptors DRD4 konnte eine signifikante Assoziation mit der Alkoholabhängigkeit bzw. dem DT hergestellt werden.
Dagegen stellte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem DBH*444g/a-Polymorphismus und der DbetaH-Plasmaaktivität dar.
Der DBH*444g/a-Polymorphismus ist mit der Diagnose "Alkoholabhängigkeit" assoziiert: das Allel a weist eine signifikant höhere Frequenz in der Gruppe der alkoholabhängigen Patienten auf. Ferner zeigte sich nach mindestens 22 Tagen Abstinenz eine signifikant erniedrigte DbetaH-Plasmaaktivität bei den alkoholabhängigen Patienten.
Zwischen den Patienten mit DT und den Patienten mit nur leichten Entzugserscheinungen während der Entgiftung konnte bezüglich des DBH*444g/a-Polymorphismus und der DbetaH-Plasmaaktivität kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.
Die Daten deuten auf eine Alkoholabhängigkeit-assoziierte Verminderung der DbetaH-Plasmaaktivität hin, die möglicherweise durch den DBH*444g/a-Polymorphismus beeinflusst wird.
Nach der vorliegenden Studie ergibt sich kein Hinweis auf eine Beteiligung der untersuchten Polymorphismen für die Ätiologie des DTs.