Inhaltszusammenfassung:
Voraussetzung für eine Radioiodtherapie bei Schilddrüsenmalignomen ist die Fähigkeit der Thyreozyten zur Radioiodaufnahme. Durch ihre Entartung verlieren die Malignomzellen jedoch häufig diese Fähigkeit. Retinsäurederivate können solche Malignomzellen zur Redifferenzierung und somit zur Iodaufnahme über den Natrium-Iodid-Symporter (NIS) anregen.
Rosiglitazon wurde als Insulinsensitizer zur Behandlung des Diabetes mellitus in die Therapie eingeführt. Heute ist bekannt, daß dieser Wirkstoff auch in die Zelldifferenzierung eingreift. An der malignen humanen Schilddrüsenzelllinie FTC 133 sollte nun geprüft werden, ob Rosiglitazon zu einer Redifferenzierung des NIS führen kann und damit eine Radioiodaufnahme in diese Zellen möglich macht. Als Vergleich wurden nicht transformierte Thyreozyten vom Schwein verwendet. An beiden Zellarten wurde auch der Differenzierungseffekt von Retinol sowie die Kombination von Rosiglitazon und Retinol mituntersucht.
Rosiglitazon bewirkte in humanen karzinogenen Thyreozyten einen signifikant erhöhten Radioiodeinbau. Durch simultane Zugabe von Retinol konnte ein synergistischer Effekt auf die Radioiodidaufnahme erzielt werden. Dies kann entweder durch eine Neusynthese von NIS-Protein, eine Steigerung seiner Aktivität oder einen erhöhten Transfer von NIS-Proteinen an die Thyreozytenoberfläche erreicht worden sein. An Schweinethyreozyten konnte ein solcher Transfer durch eine um 20% erhöhte NIS-Protein-Expression an der Zelloberfläche immunzytochemisch nachgewiesen werden. Bei den karzinogenen humanen Thyreozyten ließ sich durch Rosiglitazon dagegen keine signifikante Steigerung von NIS-Protein an der Zelloberfläche nachweisen. Jedoch war aber auch hier die Radioiodaufnahme unter Rosiglitazon gesteigert. Dies bedeutet, daß die NIS-Proteine effektiver Iodid in die Zelle eingeschleust haben.
In den humanen karzinogenen Thyreozyten führte Rosiglitazon zu einer Steigerung des 3H-Thymidineinbaus. Die simultane Zugabe von Vitamin A bewirkte dabei einen synergistischen Effekt. Eine zytostatische Wirkung auf die entarteten Zellen wurde durch die einzelnen Wirkstoffe oder ihre Kombination also nicht erreicht. Sowohl durch Rosiglitazon als auch durch Vitamin A oder die Kombination beider Wirkstoffe wurden die Einbauraten des 3H-Thymidins in die kultivierten Schweinethyreozyten gesteigert. In nicht-transformierten Thyreozyten blieb somit ein zytostatischer Effekt aus.
Der Vergleich von humanen karzinogenen Thyreozyten mit kultivierten Schweinethyreozyten ergab, daß der Radioiodeinbau in transformierte Zellen ausgeprägter als in nicht-transformierte Zellen war. Wegen der Spezies-Unterschiede war ein solcher Vergleich jedoch nur mit Vorbehalt zulässig.