Inhaltszusammenfassung:
Anhand von 45 Sorgerechtsgutachten über 89 Kinder aus den Jahren 1996-1999 und 62 schriftlich beantworteten Katamnesebögen der entsprechenden Eltern sollte untersucht werden, wie die Eltern den Kindern von ihrer bevorstehenden Trennung berichteten und ob Art und Inhalt dieser Mitteilung Auswirkungen auf die Trennungsbewältigung der betroffenen Kinder hatten. Hierzu wurde ein Fragebogen zur Gutachtenauswertung erstellt, der folgende Bereiche erfasste:
1) Basisdokumentation Kinder und Eltern, 2) Lebenssituation der Kinder vor und nach der Trennung, 3) Trennungsgespräch, 4) Verlauf der Trennung, 5) Erleben/Auswirkungen der Trennung, 6) Gutachterliche Beurteilung.
Der Katamnesebogen enthielt Fragen zur Entwicklung der Kinder, ihrem Verhältnis zu ihren Eltern und dazu, wie die Eltern die Bedeutung eines erklärenden Gesprächs über die Trennung einschätzten. Es zeigte sich, dass nur in 48,9% der Familien ein Gespräch über die Trennung geführt worden war. Mit 35,5% der Kinder war nicht gesprochen worden und 12,4% der Kinder waren von ihren Eltern bezüglich der Trennung belogen worden. Die Eltern begründeten die fehlenden Gespräche vor allem damit, dass die Kinder zu klein gewesen seien oder geschont werden sollten. Es stellte sich kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Art der Trennungsmitteilung und der Trennungsbewältigung durch die Kinder dar. Es darf vermutet werden, dass viele andere Variablen hierbei ebenfalls eine Rolle spielen. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass ein Zusammenhang zwischen einem Gespräch über die Trennung und einer positiven Vater-Kind-Beziehung besteht. Die Diskussion der Ergebnisse beleuchtet die Vielschichtigkeit und Bedeutung dieses Themas das, in der Literatur und von vielen trennungswilligen Eltern offenbar vernachlässigt, angesichts der stetig steigenden Scheidungsziffern hoch aktuell ist und bleiben wird.