Inhaltszusammenfassung:
Die Entwicklung der weiblichen Brustdrüse wird durch Geschlechtshormone gesteuert und sowohl ausdifferenziertes als auch neoplastisches Mammagewebe reagiert auf Schwankungen der Hormonspiegel, wie sie z.B. im Rahmen des menstruellen Zyklus oder des Klimakteriums auftreten. Auch bei der Tumorangiogenese von Mammakarzinomen scheinen die weiblichen Geschlechtshormone eine wichtige Rolle zu spielen. Diverse Studien konnten sowohl zyklusabhängige Veränderungen der Mammaperfusion als auch Zusammenhänge zwischen hormonellen Einflüssen und der Expression von Gefäßwachstumsfaktoren wie z.B. VEGF in neoplastischem Brustdrüsengewebe zeigen. Ziel der Studie war daher die Untersuchung des angiogenen Phänotyps von Mammakarzinomen in Abhängigkeit vom Menopausenstatus, menstruellen Zyklus und Hormonsensitivität der Karzinome, um Hinweise auf hormonelle Regulationsmechanismen bei der Angiogenese von Mammakarzinomen zu finden. In der vorliegenden Studie wurden formalinfixierte und in Paraffin eingebettete Mammakarzinompräparate von 50 Patientinnen immunhistochemisch mit dem monoklonalen Endothelantikörper Anti-cd34 untersucht. Die quantitativ-morphometrische Auswertung der Schnittpräparate erfolgte mit einem computer-assistierten Bildananalysesystem. Jeweils im angiogenen "hotspot" des Tumors wurden folgende Gefäßparameter erhoben: die Gefäßdichte (Gefäße/Quadratmillimeter), der prozentuale Anteil der Gefäßfläche am Messareal (Area%) und die mittlere Gefäßfläche (bzw.Größe) der Gefäße jedes Schnittes (MeanArea). Die Patientinnen des Kollektivs wurden nach Menopausenstatus, Zyklusverlauf und Hormonrezeptorstatus (ER und PR) des Tumors in verschiedene Gruppen eingeordnet und die Mittelwerte der Gefäßparameter jeder Gruppe miteinander verglichen.Die Gefäßparameter der Gewebsproben von prä- und postmenopausalen Patientinnen (mit und ohne Berücksichtigung der Einahme von Ovulationshemmern bei den prämenopausalen Patientinnen) wiesen keine signifikanten Unterschiede auf. Zur Betrachtung der Gefäßparameter im Verlauf des menstruellen Zyklus wurde für alle prämenopausalen Patientinnen ohne Einnahme von Ovulationshemmern der zum Zeitpunkt der Operation bereits verstrichene prozentuale Anteil des Menstruationzyklus bestimmt und die Patientinnen in erstes, zweites und drittes Zyklusdrittel eingeordnet. Hierbei hatten die Tumoren, die im letzten Drittel entfernt worden waren - möglicherweise als Ausdruck einer verminderten Tumorvaskularisierung in der lutealen Phase - eine signifikant niedrigere Gefäßdichte als Tumoren aus dem mittleren Drittel (p=0,045). Beim Vergleich der Gefäßphänotypen von hormonsensitiven und -insensitiven Tumoren wiesen die ER/PR positiven Tumoren signifikant höhere Gefäßdichten (Gefäße/mm²) und kleinere mittlere Gefäßgrößen (MeanArea) mit daraus resultierendem kleinerem durch Gefäße eingenommenen Flächenanteil (Area%) auf (p<0,008), was eventuell mit dem Differenzierungsgrad des Tumors zusammenhängen könnte. Insgesamt sprechen die Ergebnisse der vorliegenden Studie für hormonelle Komponenten bei der Regulation der Angiogenese und/oder der Gefäßmorphologie/Reifung beim Mammakarzinom.