Inhaltszusammenfassung:
Eine Reihe neuerer Untersuchungen lassen vermuten, dass eine revaskularisierende Therapie, z.B. mit rekombinantem Gewebs-Plasminogen-Aktivator (rt-PA), nicht alleine ausreicht, um das minderperfundierte Gehirngewebe und speziell die Nervenzellen vor dem Zelltod zu schützen. Einige Studien lassen sogar vermuten, dass rt-PA eine neurotoxische Wirkkomponente besitzt. Da rt-PA schon seit Jahren klinisch eingesetzt wird, um akute zerebrale Ischämien zu therapieren, ist die Frage auch klinisch relevant, ob durch eine Kombinationstherapie die Effizienz der revaskularisierenden Therapie mit rt-PA gesteigert werden kann. Dazu bietet sich die direkte Kombination mit einer neuroprotektiv wirkenden Substanz an, die es ermöglicht, von der gewünschten Wirkkomponente von rt-PA, nämlich der Fibrinolyse, zu profitieren, während der schädigende Effekt ausgeschaltet wird.
Durch die Kombination mit dem anti-apoptotisch wirkenden Bcl-XL in der vorleigenden Untersuchung wurde ein solcher Therapieansatz experimentell verwirklicht. Sowohl histologisch als auch ‚klinisch’ konnte die Schädigung, ausgelöst durch eine experimentelle fokale zerebrale Ischämie, mit dieser Strategie der Kombinationsbehandlung signifikant reduziert werden. Dies war möglich durch die Kopplung von Bcl-XL an eine TAT-PTD, ein Transfermolekül, das es ermöglicht, das therapeutisch wirksame Bcl-XL in wenigen Minuten sowohl über die Blut-Hirn-Schranke als auch in den Intrazellulärraum zu transportieren, wo es seine antiapoptotische Wirkung entfaltet. Damit ist in diesem Versuch auch die Effektivität dieses Therapieansatzes zumindest tierexperimentell nachgewiesen.
Allerdings konnte im Unterschied zu Voruntersuchungen in dieser Studie ein signifikanter neurotoxischer Effekt einer rt-PA-Applikation nicht beobachtet werden. Infolgedessen war es auch nicht möglich, einen hemmenden Einfluß von Bcl-XL auf diesen Effekt nachzuweisen.