Inhaltszusammenfassung:
Die Übergänge zwischen den einzelnen Institutionen des deutschen Bildungssystems sind individuell wie institutionell kritische Phasen. Dies gilt auch und gerade für den Übergang von der gymnasialen Oberstufe zur Hochschule, wie die durchschnittlichen Abbrecherquoten von über 25 Prozent in Deutschland zeigen. Thematisiert werden diese Übergänge vor allem unter dem kontrovers diskutierten Begriff der Studierfähigkeit. Im vorliegenden Beitrag geht es zunächst darum, das Konzept der Studierfähigkeit zu erörtern und sich an eine Definition anzunähern, die über fachliche und methodische Kompetenzen hinaus vor allem personale und soziale Kompetenzen als integralen Bestandteil von Studierfähigkeit versteht. In einem zweiten Schritt werden verschiedene Verfahren der Überprüfung von Studierfähigkeit und das konkrete Beispiel des Studierfähigkeitstests für das Fach Politikwissenschaft an der Universität Tübingen vorgestellt. Die Analyse zeigt, dass Studierfähigkeitstests eine sinnvolle Ergänzung zur Abiturnote sein können, dass allerdings auch hier personale und soziale Kompetenzen eher im Hintergrund stehen. Die Tatsache, dass sowohl der fachlich-methodische als auch der personale und soziale Bereich der Studierfähigkeit anhand der gezielten Einbindung hochschuldidaktischer Ansätze und Strategien schon in der gymnasialen Oberstufe gefördert werden können, zeigt die Diskussion des in Baden-Württemberg als besondere Leistung verankerten Seminarfachs in Kapitel 4. Aktives und forschendes Lernen ermöglichen die Integration sozialwissenschaftlicher Forschung und das Durchlaufen eines kompletten Forschungszyklus. Eine stärkere Vernetzung der Institutionen Schule und Hochschule wäre daher wünschenswert, um Studierfähigkeit schon in der gymnasialen Oberstufe zu stärken und forschungsorientiertes Lernen zu fördern.