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NPC ist eine seltene neurometabolische Erkrankung, bei der eine autosomal
rezessiv vererbte Mutation zu einer Störung des intrazellulären
Lipidstoffwechsels führt. Es existieren je nach Alter bei Symptombeginn vier
NPC-Untergruppen: die früh-infantile Gruppe mit Onset vor dem zweiten
Lebensjahr, die infantile Gruppe mit Symptombeginn zwischen zweitem und
sechstem Lebensjahr, die juvenile Gruppe mit Onset zwischen sechstem und
fünfzehnten Lebensjahr und die adulte Gruppe mit Symptombeginn ab einem
Alter von fünfzehn Jahren (NP-C Guidelines Working Group, 2009). Die
Symptome sind sehr variabel und heterogen in Stärke und Form ihrer
Ausprägung und reichen von neurologischen über viszerale bis hin zu
psychiatrischen Beschwerden. Der Disability Score nach Iturriaga et al. ordnet
die Schwere der Symptomatik nach den Ausprägungen der Beschwerden bei
Gangbild, Sprache, Motorik und Schlucken (Iturriaga et al., 2006) auf einer
Skala von 4 – 18 Scorepunkten ein und eignet sich zur Verlaufskontrolle. Die
Diagnostik erfolgt mittels verschiedener Biomarker, genetischer Analysen und
klinischer Scoring-Instrumente sowie der Bildgebung. Die MRT weist oft nur
eine leichte Atrophie auf, die mit dem bloßen Auge nicht deutlich erkennbar ist.
Dabei zeigte eine Studie, dass sich die zerebrale Atrophie in der früh-infantilen
sowie infantilen Kohorte insbesondere im supratentoriellen Bereich darstellt,
während sie bei juveniler und adulter Gruppe sowohl infratentorielle als auch
supratentorielle Bereiche betrifft (Gburek-Augustat et al., 2020). Mit Miglustat
gibt es ein zielgerichtetes Therapeutikum.
Nach aktuellem Stand der Literatur gibt es leider nur vereinzelt Studien, die sich
mit den Gehirnveränderungen bei NPC auseinandersetzen, und diese
betrachten meist nur eine begrenzte Altersstufe, wodurch insbesondere
Erkenntnisse zu den frühen NPC-Subgruppen fehlen. Daher ist das Ziel dieser
Arbeit, die Gehirnveränderungen an einer Gruppe von 19 NPC-Erkrankten aus
allen vier Untergruppen, die zum Zeitpunkt der MRT-Aufnahmen nicht unter
Therapie standen, zu analysieren und auszuwerten. Dafür wird zum einen eine
manuelle Volumetrie von supratentoriellem Gehirn, Kleinhirn und Hirnstamm
durchgeführt wie durch Ekert et al. beschrieben (Ekert et al., 2016), und zum
anderen die PMR nach Walterfang et al. (Walterfang et al., 2012) und die BCR
sowie die sagittalen Hirnstammdurchmesser nach Garbade et al. (Garbade et
al., 2018) ermittelt.
Es zeigt sich hierbei, dass in der früh-infantilen Gruppe die Atrophie
ausschließlich supratentoriell auftritt, während sie ab der infantilen Gruppe auch
infratentorielle Areale umfasst.
Die supratentorielle Atrophie kann mithilfe der BCR quantifiziert werden, die als
Verhältnis des Abstandes zwischen den Caudatusköpfen zum Abstand der
Schädelinnenflächen definiert ist. Hier bestätigt sich die bereits in der
Volumetrie ermittelte supratentorielle Atrophie bei NPC im Vergleich zu den
gesunden Kontrollpersonen, ausgedrückt durch eine höhere BCR und größere
Abstände zwischen den Caudatusköpfen bei allen NPC-Untergruppen.
Zur Beschreibung der infratentoriellen Atrophie bietet sich die PMR an. Diese
als Quotient der Flächen von Pons und Mesencephalon in der Medianebene
definierte Größe zeigt insbesondere bei den beiden frühen NPC-Phänotypen
die mesencephale Atrophie. Für die juvenile und adulte Subgruppe zeigt sich
eher eine pontine Atrophie, die eine kleinere PMR bei NPC im Vergleich zu den
Kontrollen bedingt.
Die Korrelationsanalyse zeigt, dass sowohl bei supra- als auch infratentoriellen
Gehirnanteilen für alle Gruppen außer der adulten inverse Zusammenhänge
zwischen Volumina und dem Disability Score vorliegen. Somit steigt die
Symptomlast mit Zunahme der Atrophie an. Es kann auch gezeigt werden, dass
die Symptomlast im zeitlichen Verlauf der Erkrankung generell zunimmt.
Insgesamt bietet die Arbeit einen tieferen Einblick in die Gehirnvolumina und
weitere zerebrale Parameter wie PMR und BCR bei NPC über das gesamte
Erkrankungsspektrum hinweg in allen vier NPC-Untergruppen bei einem
untherapierten, natürlichen Verlauf. Die gewonnenen Erkenntnisse können für
die Betreuung von NPC-Patienten und das weitere Verständnis der Erkrankung
relevant sein. |
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