Inhaltszusammenfassung:
Im Rahmen des Projektes erfolgte eine retrospektive, monozentrische Datenaus-wertung von Patientinnen und Patienten, die im Jahr 2022 aufgrund einer pulmonalen Hämorrhagie am Universitätsklinikum Tübingen (UKT) behandelt wurden.
Ziel war es, die Versorgungsqualität zu verbessern und einen angepassten Diagnostik- und Therapiealgorithmus zu etablieren. Zudem sollten Kriterien für einen im Einzugsgebiet des UKT potenziell schweren Verlauf identifiziert werden. Insgesamt konnten 181 Fälle mit einer pulmonalen Blutung im Jahr 2022 erfasst werden. Betroffen sind v.a. das männliche Geschlecht (69%) und aktive oder ehemalige Raucherinnen/Raucher (54%).
Intrapulmonale Malignome waren mit 27% die häufigste Ursache für pulmonale Blutungen. Folgend waren Infektionen mit 24% und kryptogene Ursachen von Hämoptysen mit 23%. Die Anzahl der Hämoptysen i.R. von Bronchiektasen ist mit nur einem Prozent deutlich geringer als in den oben erwähnten Studien.
Es zeigte sich eine Mortalität von 8% und eine Rezidivrate von ca. 20%. Somit befinden sich unsere Ergebnisse im Vergleich im niedrigeren Mortalitätsbereich [2-4] [14]. Die Rezidivhäufigkeit lag in unserem Patientenkollektiv etwas höher als bei Abdulmalak et al. (20% bzw. 21% vs. 16%). Wir führen dies allerdings nicht auf ein Qualitätsproblem zurück, sondern auf die Möglichkeit der Bronchial-arterienembolisation am UKT und das unterschiedliche Patientenkollektiv mit mehr Malignompatientinnen und -patienten. Diese haben ein höheres Rezidiv-risiko. Die im Vergleich etwas längere Krankenhausverweildauer und die längere Dauer des Intensivaufenthaltes weisen auf ein komplexes Patientenklientel einer Universitätsklinik hin.
Die meisten Vorstellungen erfolgten notfallmäßig. Dies zeigt, dass der notfallmäßigen Versorgung eine wichtige Rolle zukommt. Das diagnostische und therapeutische Vorgehen i.R. einer pulmonalen Hämorrhagie unterschied sich nicht wesentlich von den unter 1.6 dargestellten Algorithmen.
Leichte Defizite ergaben sich in der Anamneseführung, insbesondere was Herkunft und Beschreibung des expektorierten Blutvolumens angeht.
Das Röntgenbild konnte im Rahmen der Blutungslokalisation nicht überzeugen (4%). In der Ursachensuche entsprechen unsere Daten aber den Vergleichs-studien (63%). Die CT ist zwar deutlich besser, zeigte aber ein ähnliches Bild (Blutungslokalisation: 46%; Blutungsursachen 66%). Die endoskopische Unter-suchung war zwar im Vergleich in Sachen Lokalisation der Blutung etwas schlechter, übertraf allerdings in Sachen Ursachendetektion (36%) die Erwartungen.
Die endoskopische Therapie zeigte gute Erfolge. Die Anzahl an erforderlichen Bronchoskopien i.R. einer Blutung ist stetig gefallen. Die etablierten Verfahren in der endoskopischen Therapie (Lokaltherapie und blockierende Verfahren) sind sicher und mit wenig Nebenwirkungen verknüpft. Die BAE ist eine effektive Methode zur Blutstillung bronchialarterieller Blutungen mit einer niedrigen Komplikationsrate und ist mit einem verbesserten Überleben verknüpft.
Blutungsursachen mit Einfluss auf die 30-Tage Überlebenswahrscheinlichkeit waren Infektionen, Tumore und Gerinnungsstörungen. Eine Störung des Gerinnungssystems ist ein starker Risikofaktor für einen schweren Verlauf pulmonaler Blutungen. V.a. die Kombination aus ASS und einem NMH/UHF in therapeutischer Dosierung ist mit einer stark erhöhten Mortalität (80%) verknüpft. Dieser hohe Wert ist der geringen Patientenanzahl geschuldet. Der Intensivaufenthalt ist mit einer höheren Mortalität (26%) und mehr folgenden Rezidiven (30%) der pulmonalen Blutung assoziiert.
Eine erhöhte Sauerstoffsättigung ist nicht signifikant mit einem besseren Überleben korreliert. Während die Durchführung einer Bronchialarterien-embolisation signifikant mit einem besseren Überleben assoziiert ist.
Die Dauer eines Intensivaufenthaltes ist signifikant abhängig von der PTT. Die Krankenhausaufenthaltsdauer ist signifikant durch eine Erhöhung von INR, PTT, LDH und Kreatinin sowie durch eine Erniedrigung des Hb, der Thrombozytenzahl und der Sauerstoffsättigung beeinflusst.