Isolierte posttraumatische CT-Diagnostik von Schädel und HWS an einem überregionalen Traumazentrum – Epidemiologie, Indikation und Häufigkeit akuter Traumafolgen

DSpace Repositorium (Manakin basiert)


Dateien:

Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/170272
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1702728
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-111599
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-09-15
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Springer, Fabian (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-08-15
Schlagworte: Computertomografie
Freie Schlagwörter: Schädel-Hirn-Trauma
Verletzungen der Halswirbelsäule
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
Zur Langanzeige

Inhaltszusammenfassung:

Ziel dieser Arbeit ist es, eine möglichst genaue Beschreibung des Patientenkollektivs, der Traumafolgen und der Indikationsstellung zu kombinierten CT-Untersuchungen von HWS und Schädel an einem überregionalen Traumazentrum zu erhalten, um die Zahl der nicht zwingend erforderlichen Untersuchungen in Zukunft reduzieren zu können. Hierzu wurde eine retrospektive Datenauswertung zu CT-Untersuchungen von HWS und Schädel an der BG Klinik Tübingen in den Jahren 2010, 2014 und 2018 durchgeführt. Die Daten wurden aus den Arztberichten und den radiologischen Befunden nach zuvor festgelegten Kriterien durchsucht und ausgewertet. Die Gesamtzahl der eingeschlossenen Patienten über alle drei Jahre beträgt 1407. Die Untersuchungszahlen der einzelnen Jahre unterscheiden sich hierbei recht stark (2010: 191; 2014: 618; 2018: 598). Insgesamt wurden etwas mehr Frauen als Männer untersucht (M: 43,8%; W: 56,3%). Das Durchschnittsalter beträgt 67,65 Jahre bei einer Spannweite von 7 bis 103. Im Jahr 2010 waren die Patienten im Schnitt am jüngsten. Der vorherrschende Traumamechanismus waren Sturzereignisse (74,5%), gefolgt von Verkehrsunfällen (18%). Dies hat sich im Laufe der Untersuchungsjahre zunehmend verstärkt, im Jahr 2010 waren lediglich 58,1% Sturzereignisse ursächlich für die computertomografische Untersuchung, während es im Jahr 2018 bereits 82,1% waren. Bei 202 Untersuchungen im Studienzeitraum wurden Traumafolgen des Schädels oder der HWS detektiert (14,4%). Im Jahr 2010 war hierbei der Anteil der detektierten Traumafolgen an der Gesamtzahl der Untersuchungen am höchsten (28,8%). Circa zwei Drittel dieser Patienten mit Traumafolge (66,8%) waren zum Untersuchungszeitpunkt älter als 65 Jahre. 11% der Patienten erlitten Schädelverletzungen, 4% der Patienten erlitten HWS-Verletzungen. Bemerkenswert ist, dass lediglich 9 Patienten der insgesamt 1407 untersuchten Patienten (0,64%) eine kombinierte Verletzung der HWS und des Schädels erlitten. Von diesen 9 Patienten waren 6 Patienten über 80 Jahre alt. Betrachtet man die klinischen Entscheidungshilfen zur Indikationsstellung, so haben ein Großteil der Patienten eine Indikation zur bildgebenden Untersuchung der jeweiligen Körperregion. Grund hierfür ist insbesondere, dass der Risikofaktor Lebensalter in all diesen Entscheidungshilfen eine große Rolle spielt (außer in den NEXUS Kriterien). Man muss allerdings beachten, dass die Entscheidungshilfen jeweils nur für eineKörperregion gelten, also entweder für HWS- oder für Schädelverletzungen. Inwieweit kombinierte Untersuchungen gerechtfertigt sind, lässt sich hieraus nicht ableiten. Eine klinische Entscheidungshilfe, ob eine kombinierte Verletzung von HWS und Schädel vorliegt, gibt es aktuell noch nicht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zahl detektierter Traumafolgen im Gesamtzeitraum sich sehr gut mit den Daten in vergleichbaren Untersuchungen deckt. Diskrepanzen gibt es bei der Betrachtung einzelner Risikofaktoren. Die Ursache hierfür ist jedoch, dass in den meisten Studien jeweils nur die Verletzung einer Körperregion betrachtet wird und dass die Unfallmechanismen stark variieren, bzw. eine einheitliche Bewertung dieser schwierig ist. Große Unterschiede gibt es in den einzelnen Untersuchungsjahren. Auffallend ist hierbei das Jahr 2010. Die Daten unserer Untersuchungen legen nahe, dass die Indikationsstellung im Jahr 2010 sehr viel strenger war für eine kombinierte Untersuchung von HWS und Schädel und dass die Unfallmechanismen schwerwiegender waren. Ein weiterer Faktor könnte sein, dass in diesem Jahr die CT-Untersuchung von HWS und Schädel jeweils separat angemeldet werden musste und kein kombiniertes Untersuchungsschema vorlag. Eine allgemeingültige Aussage, zur Reduktion von unnötigen Untersuchungen lässt sich aus der vorliegenden Untersuchung leider nicht treffen. Wir konnten jedoch zeigen, dass Verletzungen des HWS mit 4% recht selten sind und insbesondere Kombinationsverletzungen von HWS und Schädel in unserem Patientenkollektiv noch seltener vorkamen. Solange es keine Leitlinien oder klinischen Entscheidungshilfen zur Risikoeinschätzung einer kombinierten Verletzung von HWS und Schädel gibt, sollte die Indikationsstellung für die computertomografische Untersuchung der Körperregionen daher einzeln geprüft werden und nur bei begründetem Verdacht eine kombinierte Untersuchung durchgeführt werden. Insbesondere bei der HWS empfiehlt sich ein patientenindividuelles Vorgehen in Zusammenschau des Unfallmechanismus, der Anamnese und der klinischen Untersuchung. Prospektive Studien hierzu sollten folgen um eine Reduktion der nicht zwingend erforderlichen Untersuchungen zu erreichen.

Das Dokument erscheint in: