Untersuchung zur Vorhersagbarkeit von und Einflussfaktoren auf Atemstörungen in Bauch- und Rückenlage bei Säuglingen mit Robin Sequenz

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/170261
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1702613
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-111588
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-09-15
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Poets, Christian F. (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-08-14
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Neonatologie , Schlaflabor , Atemstörung , Bauchlage
Freie Schlagwörter: Robin Sequenz
klinische Einschätzung
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Robin Sequenz zeichnet sich durch eine mandibuläre Mikrognathie mit einhergehender Retrogenie sowie Glossoptose aus. Erkrankte Neugeborene leiden an einer obstruktiven Atemwegserkrankung mit unterschiedlicher Ausprägung, Folgeerkrankungen und klinischer Relevanz. Es existieren eine Vielzahl von Behandlungsansätzen. Eine standardisierte Behandlungsmethode ist noch nicht etabliert. Die Therapiemöglichkeiten können im Wesentlichen zwei Untergruppen zugeordnet werden, den invasiv-chirurgischen Therapieptionen sowie den nichtinvasiven Therapiemaßnahmen. Unter den nichtinvasiven Therapieoptionen ist zum einen die einzigartige Therapie mittels der Tübinger pre epiglottic baton plate (PEBP) hervorzuheben. Durch die PEBP mit velarem Sporn wird eine mögliche Gaumenspalte verschlossen und gleichzeitig die Glossoptose und die damit einhergehenden Atemwegsbeschwerden symptomatisch behandelt. Eine weitere einfach durchführbare Maßnahme bei ausgeprägten Atemwegsbeschwerden ist die Lagerung in Bauchlage (BL). Laut aktuellen Umfragen gehört die Lagerung in BL in Europa zu den am häufigsten durchgeführten nichtinvasiven Interventionen zur Verbesserung von Atemwegsobstruktionen bei Neugeborenen mit Robin Sequenz. Die Datenlage bezüglich des positiven Effektes auf die Obstruktion ist unzureichend und wird kontrovers diskutiert. Zudem wird nicht in jedem Zentrum zur Behandlung der Robin Sequenz eine PSG zur Evaluation des Schweregrades durchgeführt. Ziel dieser Studie war zum einen, den Effekt der BL im Vergleich mit der RL in einer Polysomnografie (PSG) vor Behandlungsstart mittels Tübinger PEBP zu untersuchen. Zum anderen sollte mittels Fragebögen eine Einschätzung der Atemwegsobstruktionen durch das Behandlungsteam erfolgen, um eine Aussage bezüglich der Möglichkeit einer korrekten subjektiven Einschätzung des Schweregrades zu treffen. Hierzu sollten die Einschätzungen mit den Ergebnissen der PSG verglichen werden. In die Studie konnten 29 Kinder mit Robin Sequenz aufgenommen werden, welche vor Beginn einer Behandlung mittels PEBP in der Neonatologie Tübingen eine PSG erhielten. Als objektiven Marker des Schweregrades der Obstruktion wurde der MOAI sowohl in BL als auch in RL ermittelt. Bei insgesamt 21 Kindern konnte der MOAI vollständig in beiden Lagen berechnet werden. Es zeigte sich bei 13 Kindern eine Verbesserung des MOAI in BL, folglich bei acht Kindern eine Verschlechterung in BL. Die Werteveränderungen bei Lagewechsel waren nicht signifikant. Es fanden sich alle Schweregrade in den jeweiligen Kohorten wieder, sowohl in der Kohorte mit Verbesserung der Obstruktion in BL als auch in der Kohorte mit Verschlechterung in BL. Von den 13 Kindern mit Verbesserung der Obstruktion in BL wiesen acht Kinder trotzdem noch einen MOAI von über zehn Ereignissen pro Stunde auf. Kein Kind war durch alleinigen Lagewechsel ausreichend therapiert. Mittels eines Fragbogens sollte das Behandlungsteam vor Durchführung der PSG die MOAI-Werte für die BL und RL sowie den Schweregrad der Atemwegsobstruktion einschätzen. Zusätzlich wurde in mehrkategoriellen Fragen die Ausprägung bestimmter Merkmale, darunter die Glossoptose, die Atemgeräusche, die Atemanstrengung sowie die Monitorüberwachung erfragt. Es zeigte sich, dass die BL in den meisten Fällen mit niedrigeren MOAI-Werten eingeschätzt wurde als die RL (p<0,05). Es konnte keine ausreichend signifikante Korrelation zwischen der Einschätzung des Schweregrades und dem tatsächlich ermittelten Schweregrad gefunden werden. Auch zwischen der Einschätzung der Ausprägung bestimmter Merkmale und dem Schweregrad in der PSG fand sich im überwiegenden Teil keine signifikante Korrelation. Lediglich die Einschätzung der Ausprägung der Unterkieferrücklage (r=0,184, p<0,05) sowie die Einschätzung der Monitorüberwachung (r=0,233, p<0,05) korrelierten schwach positiv mit dem ermittelten Schweregrad in der PSG. Bei höheren MOAI-Werten stieg in der Tendenz die Abweichung der Einschätzung in der jeweiligen Lage. Sowohl die MOAI-Werte in BL als auch die MOAI-Werte in RL wurden im Median unterschätzt. Folglich wurde der Effekt der BL überschätzt. Nicht alle Kinder profitierten von dem Lagewechsel in die BL, was sich mit den Ergebnissen der aktuellen Studienlage deckt. Zudem ermöglichte die BL in den meisten Fällen als alleinige Therapiemaßnahme keine ausreichende Besserung der Atemwegsobstruktion. Erschwerend kommt hinzu, dass in BL das Risiko für den plötzlichen Säuglingstod deutlich erhöht ist. In Anbetracht der häufigen Anwendung der BL regt diese Arbeit zu einer kritischen Evaluation der BL bezüglich der Effektivität der Behandlungsmaßnahme bei Kindern mit Robin Sequenz an. Die Ergebnisse der Studie vermitteln den Eindruck, dass der Effekt der BL in den meisten Fällen überschätzt wurde und bei einigen Neugeborenen sogar vollständig ausblieb. Aufgrund der noch sehr spärlichen Datenlage und den Limitationen dieser Studie ist weitere Forschung bezüglich dieser Problematik von Nöten, um den Effekt der BL besser zu erfassen. Auch eine ausreichend genaue Einschätzung durch das Behandlungsteam war nicht möglich. Der angegebene Schweregrad korrelierte nur sehr schwach positiv mit dem tatsächlichen Schweregrad der Atemwegsobstruktion. Die Einschätzungen der verschiedenen Merkmalsausprägungen wiesen keine ausreichende Korrelation mit dem tatsächlichen Schweregrad auf. Die PSG bleibt somit eines der wichtigsten diagnostischen Hilfsmittel zur Evaluation des Schweregrades der Obstruktion. Eine alleinige subjektive Beurteilung anhand des klinischen Eindrucks reichte in dieser Studie für eine Einordnung des Schweregrades sowie eine optimale Therapiebewertung nicht aus.

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