Die Bedeutung der CT-Perfusionsbildgebung für die Identifikation geeigneter Kandidaten für eine Lysetherapie bei Schlaganfall mit geringem klinischem Defizit (NIHSS ≤ 5 Punkte) – eine retrospektive Studie

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/169612
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1696127
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-110939
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-08-27
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Mengel, Annerose (PD Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-06-24
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Freie Schlagwörter: Schlaganfall
Lysetherapie
CT Perfusionsbildgebung
minor stroke
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Hintergrund: Die intravenöse Lysetherapie ist für Schlaganfallpatienten mit einem behindernden Defizit im 4,5-Stunden-Zeitfenster als effektive Therapie zugelassen. Für Low-NIHSS-Patienten (≤ 5 Punkte) ist das Nutzen-Risiko- Verhältnis nicht abschließend geklärt. Diese Arbeit untersuchte die Rolle der CT Perfusionsbildgebung als Unterstützung zur Therapieentscheidung bei Low- NIHSS-Patienten. Methoden: Es wurde eine retrospektive Analyse mit Patientendaten aus den Jahren 2006–2019 aus dem Universitätsklinikum Tübingen durchgeführt. Einschlusskriterien waren ein Aufnahme-NIHSS von ≤ 5 Punkten, eine multimodale CT-Bildgebung sowie eine durchgeführte intravenöse Lysetherapie. Insgesamt wurden 221 Patienten für die Studie analysiert. Primärer Endpunkt war die Verbesserung des NIHSS zwischen der Aufnahme und 24 Stunden nach dem Ereignis. Das Sicherheitsergebnis wurde mit einem mRS von ≤ 1 definiert, zusätzlich wurden Blutungskomplikationen und die Mortalität erhoben. Mit einer binären logistischen Regressionsanalyse wurde zudem der Einfluss unabhängiger Variablen auf das funktionelle Therapieergebnis untersucht. Ergebnisse: In Alter und Geschlecht unterschieden sich die CTP+ Patienten (n = 99, Median 76 Jahre, IQR 18; 47,5 % weiblich) und die CTP- Patienten (n = 122, Median 75 Jahre, IQR 16; 45,1 % weiblich) nicht signifikant. Ein Gefäßverschluss (p < 0,001) und eine mechanische Rekanalisation (p = 0,007) sowie eine Demarkation im Kontroll-cCT (p = 0,002) traten signifikant häufiger in der CTP+ Gruppe auf. CTP- Patienten zeigten eine signifikant größere Verbesserung des NIHSS-Wertes zwischen dem Zeitpunkt der Aufnahme und 24 Stunden später (p = 0,019). Im mRS nach 90 Tagen unterschieden sich die beiden Gruppen nicht signifikant (p = 0,972). Lysekomplikationen traten selten und nicht signifikant häufiger in einer der beiden Gruppen auf. CTP+ Patienten erlitten signifikant häufiger einen Schlaganfall kardialer Ursache (p = 0,046). CTP+ Patienten zeigten signifikant häufiger einen höheren NIHSS bei erstem Auftreten der Symptome (p = 0,001). 98,6 % der Patienten hatten bei Aufnahme in den Schockraum ein subjektives Defizit, ein objektives Defizit konnte bei - 74 - 76,5 % aller Patienten festgestellt werden. Die Tür-Lyse-Zeit unterschied sich in beiden Gruppen nicht (p = 0,782), jedoch war der Zeitraum zwischen dem ersten Auftreten der Symptome und dem Beginn der Lysetherapie in der CTP- Gruppe signifikant länger (p = 0,006). In der Regressionsanalyse zeigte sich, dass insbesondere eine frühzeitige Verbesserung des NIHSS mit einem besseren funktionellen Therapieergebnis assoziiert war. Hypothesen: Die primäre Hypothese (I.) „CTP+ Patienten haben einen größeren Benefit von der Lysetherapie als CTP- Patienten“ konnte nicht bestätigt werden, die CTP- Patienten zeigten eine stärkere Verbesserung des NIHSS in den ersten 24 Stunden nach der Aufnahme. Beim mRS nach 90 Tagen gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die CTP und das Vorliegen eines Mismatchs zur Identifikation für eine Lysetherapie geeigneter Minor-Stroke-Patienten nicht als alleiniger Parameter geeignet sind. Die Hypothese (II.) „die CT- Perfusionsbildgebung kann Aufschluss über die Ätiologie des Schlaganfalls geben“ konnte mit den vorliegenden Daten bestätigt werden. Bei CTP+ Patienten trat signifikant häufiger ein Schlaganfall kardialer Ursache auf, was in anderen Studien mit einem schlechten Therapieergebnis assoziiert war, CTP- Patienten waren signifikant häufiger von einem mikroangiopathischen Schlaganfall betroffen. Hier konnte in früheren Studien ein insgesamt eher positiveres Therapieergebnis gezeigt werden. Die Ergebnisse von Hypothese (II.) könnten in Teilen eine Erklärung für die geringere Verbesserung der CTP+ Patienten sein. Die Hypothese (III.) „bei CTP+ Patienten kommt es häufiger zu Symptomfluktuationen und sekundären Verschlechterungen als bei CTP- Patienten“ konnte in der vorliegenden Arbeit unterstützt werden. CTP+ Patienten zeigten bei dem ersten Auftreten der Symptome signifikant häufiger stärkere Symptome als bei ihrem Eintreffen in der Klinik. Auch wenn sie dort nur eine geringe Symptomatik aufweisen, könnte ein Mismatch in der CTP ein Risiko für eine erneute Verschlechterung bei konservativer Therapie sein. Dies gilt es in einer prospektiven Studie zu untersuchen. Schlussfolgerung: Die CTP eignet sich nach dem Stand der in dieser Studie erhobenen Daten nicht als Vorhersagewert für den Nutzen einer Lysetherapie bei - 75 - Low-NIHSS-Patienten. CTP- Patienten profitierten stärker von der Lysetherapie als CTP+ Patienten. Es erscheint realistisch, dass CTP+ Patienten, mit einer hohen Anzahl an kardioembolischen Ereignissen und dem damit verbundenen schlechteren Therapieergebnis einen Nutzen durch die Lysetherapie haben. Ob die Patienten ohne die Lyse ein signifikant schlechteres Therapierergebnis erreicht hätten, ist in einer prospektiven randomisierten Studie zu überprüfen.

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