Fernüberwachung mittels Sensor-Technologie zur Unterstützung von Therapie-Entscheidungen in der personalisierten klinischen Onkologie: eine Pilotstudie

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/168419
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1684197
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-109746
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-07-28
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Malek, Nisar Peter (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-01-07
Freie Schlagwörter: Pilotstudie
Remote Patient Monitoring
App
Onkologie
Personalisierte Medizin
Mobile Health
Wearables
Akzeptanz
Machbarkeit
Gastrointestinale Onkologie
Sensoren
bwHealthApp
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Über 500,000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an Krebs und werden dabei häufig ambulant mit Systemtherapie behandelt. Zwischen Therapiegaben befinden sich Patienten außerhalb des klinischen Umfelds, was die Überwachung des Therapieverlaufs erschwert. Mit Hilfe technischer Innovationen wird es möglich, bisher unzugängliche Informationen über den Zustand von Patienten aus der Ferne zu erheben: Dies wird unter dem Begriff Remote Patient Monitoring (RPM) subsummiert. Für die Anwendung in der Onkologie wurde in einem interdisziplinären Projekt ein solches RPM-System entwickelt: bestehend aus einer App (Android-basierte bwHealthApp) mit integrierten Fragebögen und verschiedenen Wearables (Sensoren), welche Biosignale, wie Herzfrequenz, Körpertemperatur und Sauerstoffsättigung, aber auch Bewegungsdaten, messen und über die App auf einen Server senden. Für dieses Konzept blieb im Rahmen der vorliegenden Machbarkeitsstudie zunächst zu prüfen, ob sensor-gestützte RPM-Verfahren für Krebspatienten geeignet sind, genutzt und akzeptiert werden. In einem weiteren Schritt sollte evaluiert werden, inwieweit die per App gesammelten Daten mit klinischen Verlaufsparametern der Erkrankung zusammenhängen. Hierzu wurde eine Pilotstudie durchgeführt, in der 31 ambulant behandelte Patienten einer gastroenterologisch-onkologischen Tagesklinik die bwHealthApp für einen Monat nutzten. Jedem Studienteilnehmer wurde ein Wearable per Losverfahren zugeteilt, so dass 17 Probanden ein Arm-Wearable und 14 Probanden ein Ohr-Wearable erhielten. Der klinische Zustand der Patienten war durch verschiedene Tumorarten, -stadien und -therapien sehr unterschiedlich. Die Studienteilnahme betrug durchschnittlich 31 Tage je Proband. In dieser Zeit erfolgte freiwillig die Aufzeichnung der Sensorwerte und die Beantwortung von Fragebögen zu Symptomen in der bwHealthApp. Zusätzlich wurden die Probanden zu Beginn, in der Mitte und zum Ende des Studienzeitraums zur Nutzung, Benutzerfreundlichkeit, Zufriedenheit und Akzeptanz der bwHealthApp befragt. Informationen zum klinischen Verlauf der Patienten wurden der Patientenakte entnommen. Die Daten von 31 Probanden mit einem Altersdurchschnitt von 59 Jahren konnten analysiert werden. Über die bwHealthApp wurden mehr als 20 Millionen Wearable Messpunkte und über 550 Patientenauskünfte erhoben. Die Sensor-Messwerte erwiesen sich als qualitativ unterschiedlich, was bei der Interpretation zu beachten war. Der Vergleich von Arm- und Ohr-Wearable zeigte einen Unterschied für den Tragekomfort, die Nutzung und die Einschätzung der Eignung eines Wearables für medizinische Zwecke. Das Arm-Wearable schnitt hierbei signifikant besser ab. Über die Hälfte der Probanden stimmten zu, mit dem bwHealthApp-System zufrieden zu sein und konnten sich eine weitere Nutzung der App und des Wearables vorstellen. Durch die Prüfung der Benutzerfreundlichkeit wurden Faktoren identifiziert, anhand derer die bwHealthApp weiterentwickelt werden konnte. 58% der Studienteilnehmer verwendeten die bwHealthApp an mindestens der Hälfte der Studientage (sogenannte Heavy User). Für diese Nutzergruppe konnten zuverlässig Daten gesammelt und visualisiert werden. Das Nutzungsverhalten und die Akzeptanz durch die Patienten sind vergleichbar mit anderen RPM-Studien. Es kam allerdings nur zu wenigen klinisch relevanten Ereignissen, wie Krankenhauseinweisungen, weshalb diese bei der Datenanalyse nicht berücksichtigt werden konnten. Die bwHealthApp-Daten untereinander zeigten Zusammenhänge von Aktivitätsparametern und Biosignalen mit Symptomangaben, die je Proband in Richtung und Größe variierten. Ebenso hingen Wearable-Daten mit dem Body-Mass-Index und Laborwerten, wie LDH und CRP, zusammen. Hier zeigte sich die Herzfrequenz als aussagekräftigster Parameter. In der Gesamtbetrachtung lässt sich feststellen, dass mit der bwHealthApp Sensor-Messungen und Befragungen ambulant behandelter Krebspatienten erhoben werden können. Die bwHealthApp stößt auf Akzeptanz bei den Patienten. Selbst Patienten mit hohem Leidensdruck bei chronischer Erkrankung sind in der Lage, die App regelmäßig zu nutzen. Neben bereits in anderen Studien demonstrierten Korrelationen von körperlicher Aktivität und dem Gesundheitszustand von Krebspatienten konnten in der Pilotstudie erste Erkenntnisse über die Zusammenhänge klinischer Verlaufsparameter mit Wearable-Daten gewonnen werden. Aufgrund einer kleinen, heterogenen Stichprobe in einem kurzen Erhebungszeitraum sind diese Zusammenhänge begrenzt gültig. Vermutlich gibt es interindividuelle Faktoren, die den Zusammenhang beeinflussen. Zur weiteren Erforschung wäre deshalb eine homogenere Patientengruppe empfehlenswert. Für die Analyse von Zusammenhängen mit Klinik-Daten ist eine längere Anwendungsstudie mit mehr Probanden erforderlich, um eine ausreichende Anzahl an klinisch relevanten Ereignissen beobachten und zuordnen zu können. Diese könnten gleichzeitig als Datengrundlage zur Entwicklung auf Künstlicher Intelligenz basierter Prädiktoren dienen, um Muster für den Therapieverlauf von Patienten abzuleiten.

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