Inhaltszusammenfassung:
Fragestellung: Die valgisierende DLO ist eine gelenkerhaltende Technik zur Behandlung einer symptomatischen Varusgonarthrose. Sie kommt vor allem in Fällen ausgeprägter, sowie femoral und tibial kombinierter, Deformität zur Anwendung. Das Ziel liegt dabei in der Wiederherstellung physiologischer Gelenkwinkel und Entlastung des medialen Kniegelenkskompartiments.
Hauptzielkriterium dieser Studie war es, die mittelfristige Überlebensrate (>5 Jahre, keine Konversion zur KTP) zu untersuchen. Darüber hinaus sollte, die Wiederherstellung physiologischer Gelenkswinkel und ein möglicher Korrekturverlust im Beobachtungsverlauf untersucht werden. Letztlich sollte das klinisch-funktionelle Ergebnis im mittelfristigen Verlauf erfasst werden.
Methodik: Alle Patienten die im Zeitraum zwischen 2011 und 2015 eine valgisierende DLO (öffnende, hohe Tibiaosteotomie und schließende, distale Femurosteotomie) an der BG Unfallklinik Tübingen erhalten hatten, sollten eingeschlossen und nach einem mindest Follow-up von fünf Jahren nachuntersucht werden. Die Überlebensrate sollte erfasst werden, und im Fall einer Konversion zur KTP, der Konversionszeitpunkt.
Zur radiologischen Erfassung, sollten präoperativ, sechs Wochen nach erfolgter DLO und zum Zeitpunkt des letzten Follow-ups, eine anterior-posterior Ganzbeinstandaufnahmen unter Vollbelastung und Kniegelenksaufnahmen in zwei Ebenen angefertigt werden. Zu jedem Zeitpunkt sollte dann eine Deformitätenanalyse zur Erfassung der einzelnen Gelenkwinkel (mTFA, mMPTA, mLDFA, JLO, JLCA) durchgeführt werden.
Das klinische Ergebnis sollte anhand gängiger klinischer Scores (IKDC-, Oxford- und Lysholm Score) gemessen werden.
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Ergebnisse: 45 Patienten (53 Knie; 74,6%) konnten nach 8,2±1,5 Jahren eingeschlossen werden. Die Patienten waren zum Zeitpunkt der letzten Untersuchung 58,4±7,6 Jahre alt und hatten einen BMI von 30,4±5,5 kg/m².
Zum Zeitpunkt des letzten Follow-ups hatten sechs Patienten eine Endoprothese erhalten, somit ergab sich eine Überlebensrate von 88,7% nach 8,2 Jahren (7-Jahres Überlebensrate: 92,5% und 5-Jahres Überlebensrate: 94,3%). Der Zeitpunkt der Prothesenimplantation lag bei durchschnittlich 5,1 Jahren.
Präoperativ bestand eine ausgeprägte Varusdeformität von -10,2±2,7° (mTFA). Außerdem pathologische Kniegelenkswinkel mit einem mMPTA von 84,6±2,1°, einem mLDFA von 91,5±2,1°, einer JLO von 2,8±1,8° und einem JLCA von 3,3±1,9°. Das chirurgische Ergebnis sechs Wochen nach erfolgter DLO, zeigte eine korrigierte Beinachse (mTFA: 0,8±2,0°) und physiologische Werte der einzelnen Gelenkwinkel: mMPTA 91,1±2,2°, mLDFA 86,5±2,2°, eine JLO von 2,8±2,1° und einen JLCA von 3,8±2,2°. Mittelfristig zeigte sich eine erhaltene physiologische Beinachse (mTFA: -0,8±2,5°) und erhaltene physiologische Gelenkwinkel (mMPTA: 90,3±2,5°, mLDFA: 86,9±2,4°, eine JLO von 3,1±2,1° und einen JLCA von 4,5±1,9°).
Die klinischen Ergebnisse für IKDC, OKS und Lysholm Score waren: 61,2%, 36,1 Punkte und 78,3 Punkte.
Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass die DLO eine überzeugende chirurgische Technik zur mittelfristigen Wiederherstellung physiologischer Gelenkwinkel bei Patienten mit präoperativ ausgeprägter Deformität und symptomatischer Varusgonarthrose darstellt. Mittelfristig zeigt sich ein Therapieerfolg mit guten klinisch-funktionellen Ergebnissen und einer sehr niedrigen Konversionsrate zur KTP.
Die Vermeidung einer schrägen Gelenkslinie (JLO) und Erhaltung der physiologischen Gelenkswinkel im Beobachtungsverlauf, stellt mutmaßlich die biomechanische Grundlage des klinischen Erfolgs des Therapieverfahrens dar. Letztlich können die vorliegenden Ergebnisse, dazu dienen zukünftig die Indikationsstellung zur DLO weiter zu präzisieren und bereits präoperativ einen möglichst realistischen Erwartungswert bei den Patienten und Behandlern zu schaffen.