Retrospektive Analyse der postoperativen Nachblutungen nach Zahnextraktion bei unterschiedlichem peri- und intraoperativem Management bei Patienten unter oraler Antikoagulation und/oder Thrombozytenaggregationshemmung

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/163224
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1632248
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-104554
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-03-21
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Zahnmedizin
Gutachter: Reinert, Siegmar (Prof. Dr. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-01-30
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Der Einsatz von oralen Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern ist weit verbreitet und kann bei zahnärztlich-chirurgischen Maßnahmen zu erheblichen Nachblutungen mit stationärem Behandlungsbedarf führen. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung von Einflussfaktoren auf das Nachblutungsrisiko dieser Patienten. Insbesondere wurde der Zusammenhang zwischen den Nachblutungen und der Art der Wundversorgung durch eine plastische Deckung (PD) oder eine Adaptationsnaht (AN) untersucht. Weitere untersuchte Einflussfaktoren waren die Art der Gerinnungshemmung, der Einsatz von Lokalhämostyptika, die Osteotomie und die Lokalisation entfernter Zähne. Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurde die Häufigkeit von Nachblutungen nach Extraktionen und/oder operativen Zahnentfernungen bei Patienten unter weitergeführter oraler Antikoagulation und/oder Thrombozytenaggregationshemmung der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums und der Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinik Tübin-gen der Jahre 2011 bis 2019 untersucht. Von 428 ausgewerteten Patienten, deren Wunden zu 75% durch eine PD versorgt wurden, erlitten 31 Patienten eine Nachblutung (9,7%), wohingegen nur drei Nachblutungen (2,8%) unter den 25% der durch AN versehenen Wunden auftraten. Insgesamt wurden 34 Nachblutungen beobachtet, die zu 91,2% nach PD und zu 8,8% nach adaptiven Wundversorgungen auftraten. Die Patienten wurden anhand der singulär oder in Kombination eingenommenen Medikamentenklassen in sieben Gruppen (I bis VII) eingeteilt. Die Gruppe VI der Vitamin K-antagonisierten und perioperativ mit niedermolekularem Heparin gebridgten Patienten machte einen erheblichen Anteil der verzeichneten Nachblutungen aus: bereits 24,4% der insgesamt 34 aufgetretenen Nachblutungen wurden in dieser Gruppe beobachtet. Dieser Zusammenhang konnte statistisch belegt werden und weist deutlich auf das Risiko einer Mehrfachantikoagulation hin. Auch die Lokalisation der (operativ) entfernten Zähne hatte einen Einfluss auf das Nachblutungsrisiko, signifikant mehr Nachblutungen wurden nach Eingriffen im Oberkiefer beobachtet. Zusammenhänge zwischen den beobachteten Nachblutungen und den Osteotomien sowie der lokalen Anwendungen von Hämostyptika konnten in dieser Studie statistisch nicht beobachtet werden. Das übergeordnete Ergebnis der Studie und das Zutreffen der Ausgangshypothese konnte mit statistischer Signifikanz belegt werden: Nach Adaptationsnaht traten weniger postoperative Nachblutungen auf als nach plastischer Deckung mit Mukoperiostlappenbildung. Seit der 2017 veröffentlichten S3-Leitlinie „Zahnärztliche Chirurgie unter Antikoagulation/Thrombozytenaggregationshemmung“ besteht eine klare Empfehlung der Versorgung intraoraler Wunden nach Extraktion bzw. operativer Zahnentfernung durch eine AN und nicht durch eine PD unter Anwendung einer Periostschlitzung mit Mukoperiostlappenhebung, da das Nachblutungsrisiko bei letztgenanntem Verfahren größer ist. Bemerkenswert ist diesbezüglich, dass es bereits vor der Einführung der S3-Leitlinie im Jahr 2017 und der damit ausgelösten gänzlichen Umstellung des Operationsregimes in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Tübingen und der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Tübingen seit dem Jahr 2012 zu einer schrittweisen Einführung der AN kam. Somit wurden bereits vor der Leitlinieneinführung in Abweichung der damals anerkannten Methode der PD mit der AN Erfahrungen gesammelt und diese dann nach 2017 in breitem Umfang umgesetzt. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie bestätigen die Priorisierung der Adaptationsnaht gegenüber der früher gebräuchlichen plastischen Deckung.

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