Die Dissertation ist gesperrt bis zum 24. Februar 2027 !
Selbstreguliertes Lernen (SRL) bezieht sich auf die Fähigkeit von Lernenden, kognitive,
behaviorale, emotionale, motivationale, metakognitive und umgebungsbezogene Aspekte ihres
Lernens zu steuern und zu kontrollieren (Panadero, 2017; Zimmerman, 1989). Lernende
müssen Selbstregulationsstrategien entwickeln und effektiv anwenden, um bei ihren
Lernaufgaben erfolgreich zu sein. Es wurde beobachtet, dass Selbstregulationsstrategien nicht
nur mit besseren akademischen Leistungen korrelieren (Dignath & Büttner, 2008; Dignath et
al., 2008), sondern dass die Verbesserung von SRL-Fähigkeiten auch notwendig ist, um
zukünftige Herausforderungen bei der Arbeit zu bewältigen (Zimmerman, 2002). Um zu
verstehen, wie und wann bestimmte Aspekte des SRL auftreten, haben Forscher diese Prozesse
in dynamische Modelle organisiert, die häufig in drei wiederkehrende Phasen unterteilt werden.
In Anlehnung an die Begriffe einer aktuellen Übersichtsarbeit (Panadero, 2017) durchlaufen
Lernende während des SRL typischerweise die folgenden Phasen. Zuerst durchlaufen sie eine
Planungsphase, in der Ziele gesetzt und Strategien zur Erreichung dieser Ziele ausgewählt
werden. Auch Selbstüberzeugungen, einschließlich Selbstwirksamkeitsüberzeugungen (Tolli &
Schmidt, 2008) und Kontrollbewertungen (Converse et al., 2010), können sich hier entwickeln
und diese Prozesse beeinflussen. Anschließend betreten Lernende die Leitungsphase, in der sie
die Lern- oder Studienaufgabe ausführen. In dieser Phase überwachen sie ihren Fortschritt, und
die in der Planungsphase gewählten Strategien können eingesetzt werden, um die Motivation
zur Erreichung ihrer Ziele aufrechtzuerhalten. Schließlich beenden Lernende ihre Lernsitzung
in der Bewertungsphase, in der sie ihre Leistung im Verhältnis zu ihren Zielen evaluieren.
Selbstbewertungen entstehen, die zu emotionalen Reaktionen führen. Obwohl bereits viele
Studien durchgeführt wurden, um zu verstehen, wie diese Phasen miteinander interagieren,
beschränkt sich ein Großteil der Forschung auf lineare paarweise Vergleiche der zugehörigen
Variablen. Es wurde jedoch wenig unternommen, um alle drei Phasen gemeinsam in einem
formalen Modell zu untersuchen, das die gesamte dynamische Natur des SRL erfasst.
Diese Dissertation zielt darauf ab, dynamisches SRL auf eine ganzheitliche Weise zu
verstehen. Drei Schlüsselvariablen, eine für jede der drei Phasen des SRL, wurden identifiziert:
Zielsetzung als Reflexion der Planungsphase, Aufgabenleistung für die Leistungsphase und
Emotionen als Konsequenzen der Bewertungsphase. Diese Variablen wurden aus folgenden
Gründen gewählt. Erstens wurde die Beziehung zwischen Zielen und Leistung intensiv
untersucht, wobei Diskrepanzen zwischen ihnen als zentral in mehreren Theorien (e.g.,
Bandura, 1986; Carver & Scheier, 1998) und empirischen Studien (e.g., Ilies & Judge, 2005;
Ilies et al., 2010; Theobald et al., 2021; Tolli & Schmidt, 2008) in der Literatur zur
Selbstregulation hervorgehoben wurden. Diese Diskrepanzen können auch die Entstehung von
Leistungsemotionen beeinflussen (Pekrun et al., 2002), die wiederum nachfolgende
Zielsetzungen (e.g., Ahrens, 1987; Cervone et al., 1994; Ilies & Judge, 2005; Ilies et al., 2010;
Scott & Cervone, 2002) und die Leistung (e.g., Carver, 2003; Fulford et al., 2010; Seo & Patall,
2021; Thürmer et al., 2019) beeinflussen. Um Theorie und empirische Befunde miteinander zu
verbinden, wird ein computationales Modell zur Zielsetzung, Leistung und Emotionen (Ballard
et al., 2021; Farrell & Lewandowsky, 2010) entwickelt, getestet und in drei verschiedenen
Datensätzen angewendet, um zu zeigen, wie dieses ganzheitliche Verständnis von
dynamischem SRL erreicht werden kann.
Es gibt mehrere Motivationen für die Durchführung der in dieser Dissertation
vorgestellten Forschung. Erstens wird in Kapitel 2 (The Need for Computational Modeling in
Educational Psychology) argumentiert, warum eine solche Modellierung in der
Bildungspsychologie erforderlich ist. Während ein Großteil der Literatur in der
Bildungspsychologie auf die Untersuchung linearer paarweiser Beziehungen zwischen
Variablen setzt, wird computationale Modellierung flexibel eingesetzt, um das Verhalten
dynamischer Systeme als Ganzes zu modellieren, die mehrere Interaktionen berücksichtigen
(e.g., Ballard et al., 2016; Gee et al., 2018; Hardy et al., 2019). Die Vorteile der computationalen
Modellierung werden in der Übersichtsarbeit erörtert, einschließlich ihrer Flexibilität in der
Spezifikation, der Möglichkeit, Daten zu simulieren, um theoretische Annahmen zu verstehen,
und des Beitrags zum Verständnis und zur Weiterentwicklung von Theorien. Die
Übersichtsarbeit zielt darauf ab, die Bedenken einiger Psychologen hinsichtlich des aktuellen
Stands des Fachgebiets (e.g., Greene, 2022; Murayama & von Keyserlingk, 2024; Pekrun et al.,
2024) zu zerstreuen und Argumente dafür zu liefern, warum computationale Modellierung, die
in verwandten Disziplinen wie der Organisationspsychologie eingesetzt wurde, auch in der
Bildungspsychologie verstärkt angewendet werden sollte.
Zweitens haben Untersuchungen zur Rolle von Emotionen bei der Zielsetzung und
Leistung in der Literatur uneinheitliche Ergebnisse geliefert. In Kapitel 3 (Study 1: The Role of
Emotions on Goal Setting and Performance in Dynamic Self-Regulated Learning: A
Computational Modeling Approach) wird ein computationales Modell zur Zielsetzung,
Leistung und Emotionen vorgestellt, welches ein Werkzeug zur Bewertung der Auswirkungen
von Emotionen bietet. Diese Studie verwendet zwei Datensätze. Der erste Datensatz (N = 357)
wurde in einer Online-Mathematikaufgabe erhoben, bei der die Teilnehmenden eine Serie von
20 Blöcken mathematischer Gleichungen bearbeiteten, während Ziele und Emotionen erfasst
wurden. Dieser Datensatz wurde genutzt, um das computationale Modell zu validieren. Die
Ergebnisse zeigten, dass das Modell in der Lage war, die Effekte der Diskrepanz zwischen Ziel
und Leistung (Ziel-Leistung-Diskrepanz, GPD) und Emotionen abzubilden. Dies deutet darauf
hin, dass Emotionen zusätzliche Informationen darüber liefern können, wie Individuen Ziele
setzen und Aufgaben bearbeiten, die über die bloßen Effekte von Diskrepanzen hinausgehen.
Der zweite Datensatz (N = 305) wurde in einer Studie zur Zielsetzungsverhalten von
Medizinstudierenden erhoben, die sich auf das zweite Staatsexamen in Deutschland
vorbereiteten, welches als entscheidend für die Fortsetzung ihrer Berufsausbildung gilt.
Mithilfe einer Online-App bearbeiteten die Studierenden frühere Prüfungsfragen, setzten
tägliche Lernziele und berichteten über ihre Emotionen vor und nach jeder Lernsitzung. In
diesem ökologisch validen Kontext zeigten die Ergebnisse, dass positive Emotionen vor der
Lerneinheit einen positiven Einfluss auf die Leistung hatten, während keine direkten Effekte
auf die Zielsetzung beobachtet wurden (welche möglicherweise durch die Wichtigkeit der
Prüfung maskiert sind). Dies deutet darauf hin, dass positive Emotionen den Einsatz von
Anstrengungen während des Lernens fördern könnten. Diese Studie trägt zur Literatur bei,
indem sie eine Anwendungsfallstudie der computationalen Modellierung präsentiert und zeigt,
wie ein solches Modell entwickelt und getestet werden kann, um die Rolle von Emotionen im
dynamischen SRL zu verstehen.
Drittens wurde das Setzen ambitionierter Ziele bereits in mehreren Studien beobachtet
(Campion & Lord, 1982; Donovan, 2009; Lin et al., 2024) und untersucht (Chevance et al.,
2021; Ritzema, 2016). Um die Auswirkungen dieser Strategie im Bildungskontext mithilfe
eines dynamischen SRL-Rahmens zu verstehen, beschreibt Kapitel 4 (Study 2 – Pushing the
Boundaries: The Effects of High Goal Setting in Dynamic Self-Regulated Learning) eine Studie,
in der Studierende entweder reguläre Ziele (Kontrollgruppe, N = 77) oder hohe, ambitionierte
Ziele (Experimentalgruppe, N = 69) setzen sollten, während sie für den Leseverständnisteil des
Test of English as a Foreign Language (TOEFL) lernten. Das am besten passende
computationale Modell aus Kapitel 3 wurde auf diesen Datensatz angewendet, wobei ein
hierarchischer Bayes-Ansatz genutzt wurde, um die Parameter der beiden Gruppen zu schätzen.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass computationale Modellierung Unterschiede
zwischen den Gruppen in den zugrunde liegenden Mechanismen der Zielsetzungsverhalten
nach Zielversagen aufzeigen konnte. Darüber hinaus wurde ein positiver Effekt von Emotionen
vor dem Lernen auf die Zielsetzung beobachtet, was darauf hindeutet, dass Emotionen die
Wahrnehmung der eigenen Kompetenz fördern können. Diese Studie unterstützt weiter die
Nützlichkeit der computationalen Modellierung in der empirischen Bildungsforschung, indem
sie zusätzliche Belege liefert, dass diese Technik verwendet werden kann, um zugrunde
liegende psychologische Prozesse zu beleuchten.
Durch die Anwendung einer neuartigen Analysemethodik in der empirischen
Bildungsforschung liefert diese Dissertation eine erfolgreiche Darstellung der computationalen
Modellierung und zeigt, wie sie verwendet werden kann, um zugrunde liegende Prozesse im
Bereich der Zielsetzung, Aufgabenleistung und Emotionen zu identifizieren. Dabei leistet sie
einen theoretischen Beitrag zum Verständnis bestimmter Prozesse, einschließlich der
Auswirkungen von Zielversagen auf Zielsetzungsverhalten sowie der zeitlichen Bedeutung von
Emotionen für die Zielsetzung und die zielgerichtete Handlung. Durch die Übersichtsarbeit, die
für die Einführung der computationalen Modellierung plädiert, sowie die beiden empirischen
Studien, die Ihren Wert bei der Untersuchung des dynamischen SRL demonstrieren, zielt diese
Dissertation darauf ab, eine neuartige Methodik für den Einsatz in der empirischen
Bildungsforschung voranzutreiben.