Klinisches Outcome bei chronischen Bewusstseinsstörungen: Eine Meta-Analyse individueller Patientendaten

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/161947
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1619478
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-103279
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2025-02-11
Originalveröffentlichung: Ann Clin Transl Neurol. 2024 Jun;11(6):1465-1477. doi: 10.1002/acn3.52061.Epub 2024 Apr 9.
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Kotchoubey, Boris (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2025-01-13
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Freie Schlagwörter: Klinisches Outcome bei chronischen Bewusstseinsstörungen
Minimally conscious state
Unresponsive wakefulness syndrome
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Beurteilung des Erholungspotenzials von Patienten mit Bewusstseinsstörungen (Disorder of Consciousness, DoC) im Minimally Conscious State (MCS; Synonym: Syndrom des minimalen Bewusstseins) oder Unresponsive Wakefulness Syndrom (UWS; Synonym: Wachkoma) ist für die klinische Behandlungsstrategie und für die ethische Entscheidungsfindung sowohl für das medizinische Personal als auch für die Angehörigen von zentraler Bedeutung. Diese Arbeit hatte zwei Ziele zum Inhalt. Einerseits galt es den „point of no return“ herauszufinden, ab dem eine Remission der genannten Erkrankungen als unwahrscheinlich gilt und andererseits mögliche Prädiktoren, die den klinischen Verlauf beeinflussen, herauszuarbeiten. Dazu wurden aus den Onlinedatenbanken PubMed, Scopus und Web of Science in zwei Suchdurchläufen alle relevanten Artikel, die bis zum 28.02.2022 publiziert wurden, ermittelt. So standen am Ende der Literaturrecherche und Datenextraktion aus 127 Artikeln 3290 Datensätze für die sich dem systematischen Review anschließende Metaanalyse zur Verfügung. Die Überlebenszeitanalysen dieser von ihrem Umfang einzigartigen Stichprobe wurde mit Hilfe der Kaplan-Meier-Kurven mittels semiparametrischer Cox-Proportional-Hazard-Modelle erstellt. In der statistischen Analyse stellten sich erstaunlich stabile jährliche Genesungsraten von 18 % bis 23 % bei UWS-Patienten und 56 % bis 60 % bei MCS-Patienten über eine fünf Jahres Nachbeobachtungszeit heraus. Die Zeit innerhalb derer eine Genesung möglich ist, ist damit deutlich länger als die bisher angenommenen 12 Monate bei traumatischer Ätiologie und drei Monate bei nicht traumatischer Hirnläsion. Anzumerken ist, dass mit dem Kaplan-Meier-Kurven nicht der genaue Zeitpunkt bestimmt werden kann, ab dem die Wahrscheinlichkeit des Zielereignisses Null ist. Als zweiter Punkt steht zur Diskussion, ob demographische und neuropsychologische Variablen den klinischen Verlauf beeinflussen. Darunter fallen Alter, Geschlecht, Ätiologie, Diagnose und CRS-R Subskalen (Coma Recovery Scale-Revised). Der Prädiktor jüngeres Alter konnte in der Hauptanalyse bezogen auf das Gesamtkollektiv nicht bestätigt werden. In einer Subgruppenanalyse kristallisierte sich ein positiver Effekt bezogen auf die Genesung nur von UWS-Patienten heraus (HR: 0.984; CI: 0.976 – 0.993; p < 0,001). Männliches Geschlecht scheint ein signifikanter Prädiktor zu sein, jedoch mit geringer Effektgröße (HR: 0.83; CI: 0.74-0.94; p=0.003). Als signifikanter und starker Prädiktor zeigte sich die Ätiologie traumatische (HR: 2.27; CI: 1.81-2.84; p<0,001) und vaskuläre (HR: 2.21; CI: 1.77-2.76; p<0,001) Hirnläsionen. Diese beiden Ätiologien weisen einen ähnlichen Verlauf der Kaplan-Meier-Kurven auf. Hingegen steht DoC aufgrund einer anoxischen Genese für die deutlich ungünstigste Prognose. Die verbreitete Meinung, dass traumatische Patienten insgesamt eine bessere Prognose haben als nicht traumatische, ist daher nicht korrekt. Der zweite ebenfalls starke Prädiktor war die Diagnose. Entsprechend der bereits vorherrschenden Hypothese zeigten Patienten mit der Diagnose MCS eine dreifach höhere Heilungschance als Patienten im Wachkoma. Zwischen den Subkategorien MCS minus und plus konnte jedoch kein Unterschied festgestellt werden (HR: 1.06; CI: 0.87-1.3). Des Weiteren ist eine Punktwerterhöhung auf der auditiven (um ca. 27 %), visuellen (um ca. 25 %) und motorischen (um ca. 40 %) CRS-R Funktionsskala mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auf Genesung verbunden.

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