Deliktorientierung in der Behandlung von Straftätern : Bestandsaufnahme und Kritik = Offense-focus in the treatment of criminal offenders: review and critique

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/161874
http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1618743
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-103206
Dokumentart: Wissenschaftlicher Artikel
Erscheinungsdatum: 2016
Sprache: Deutsch
Fakultät: Kriminologisches Repository
Schlagworte: Behandlung
Täter
Verleugnung
Freie Schlagwörter: Tataufarbeitung
Opferempathie
treatment
offender
offense-focus
denial
victim empathy
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Inhaltszusammenfassung:

 
Akzeptierte Manuskriptversion
 
In der Praxis der Behandlung von Straftätern besitzt die Auseinandersetzung mit der Straftat einen hohen Stellenwert. Im Rahmen der „Straftataufarbeitung“ wird das zurückliegende Delikt unter anderem mit dem Ziel rekonstruiert, dass der Täter Verantwortung für die Tat übernimmt und Opferempathie entwickelt. Während die Analyse des Delikts für diagnostische und prognostische Zwecke unerlässlich erscheint, lässt sich ihre rückfallprophylaktische Funktion hinterfragen: Weder Leugnen oder mangelhafte Verantwortungsübernahme noch geringe Opferempathie haben sich als Risikofaktoren der Rückfälligkeit erwiesen. Auch ist zu befürchten, dass der Fokus der deliktorientierten Behandlung auf vergangenes Fehlerverhalten sowie die negativen Aspekte der behandelten Person demotivierende oder gar stigmatisierende Wirkungen entfaltet. Das übliche Gruppensetting, in dem die Straftataufarbeitung erfolgt, könnte daneben in einigen Fällen schädliche Effekte haben. Der Beitrag fordert eine stärkere theoretische und empirische Fundierung der deliktorientierten Vorgehensweise, eine standardmäßige und explizite Begründung dieses Vorgehens und seiner Ziele im Einzelfall und die Entwicklung oder Adaptation von Behandlungsprogrammen für leugnende Straftäter.
 

Abstract:

Current offender treatment approaches focus on the reconstruction and discussion of the offender’s criminal act, with the goal that the offender should take responsibility for the crime and develop victim empathy. While the analysis of the offense seems necessary for diagnostic and prognostic purposes, its function in terms of risk reduction seems questionable: Neither denial nor failure to take responsibility nor victim empathy are risk factors for recidivism. Further, focusing on the offender’s past and primarily on his negative features can have demotivating or even stigmatizing effects. In addition, discussing offenses in treatment groups could foster detrimental effects in some cases. This paper calls for a better theoretical and empirical foundation of offense-focused treatment approaches, a routine and explicit rationale for an offense-focused approach and its goals in every treatment plan and the development or adaptation of treatment programs for offenders who deny their crimes.

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