dc.description.abstract |
Die Neurofibromatose Typ 2 (NF2) ist ein autosomal-dominant vererbtes Tumor-Syndrom, welches mit verschiedenen Neoplasien des zentralen und peripheren Nervensystems einhergeht. Pathognomonisch für die Diagnose NF2 sind bilaterale Vestibula-risschwannome (VS), welche bei etwa 95 % der Patienten auftreten.
Die Therapieoptionen der VS beinhalten Mikrochirurgie, stereotaktische Bestrah-lung, medikamentöse Off-Label-Therapie mit dem VEGF-Antikörper Bevacizumab und Beobachtung. Der chirurgische Therapieansatz nimmt dabei eine zentrale Rolle ein, da die meisten VS früher oder später operiert werden müssen. Das primäre Ziel der chirurgischen Therapie ist insbesondere bei jungen Patienten der Erhalt des Hörvermö-gens und der Funktion des Gesichtsnervs, da von der neurologischen Funktion die sozi-ale, persönliche und berufliche Entwicklung abhängen.
Ziel der vorliegenden Dissertation war es, mit Hilfe retrospektiv erhobener Patien-tenmerkmale (Alter bei Symptombeginn, Diagnose und Operation, Geschlecht, Famili-enanamnese, Seite der Tumore, Dauer des radiologischen Follow-up, individuelle Tu-morlast der Patienten, volumetrische Einteilung der VS) mögliche Einflussfaktoren auf den Krankheitsverlauf abzuleiten. Zudem wurden die Patienten in zwei Gruppen in Abhängigkeit vom Alter bei Erstdiagnose eingeteilt: ≤ 18 Jahre und > 18 Jahre bei Diagnose, um mögliche Assoziationen mit dem Alter bei Diagnose aufzudecken.
Darüber hinaus wurde eine Bewertung der unterschiedlichen Therapiemodalitäten der VS bei NF2 vorgenommen. Das Operationsergebnis wurde hinsichtlich des Erhalts der neurologischen Funktion (Hörvermögen, N. facialis) sowie des Resektionsmaßes der VS beleuchtet. Ferner wurden die Auswirkungen eines beobachtenden Vorgehens, der mikrochirurgischen Therapie und des medikamentösen Ansatzes mit Bevacizumab auf Tumorvolumen, Tumorwachstumsrate und Hörvermögen auch im Langzeitverlauf untersucht und verglichen. Dazu wurden die Tumorvolumina der VS aus MRT-Untersuchungen halbautomatisch, softwaregestützt ermittelt und daraus die Tumor-wachstumsrate berechnet. Ferner wurden durchschnittliche Hörwerte (Hörschwelle [dB] und Wortverständnis-Score [%]) verwendet, um das Hörvermögen der Patienten zu beurteilen.
Die vorliegende Arbeit konnte dazu beitragen, einige, bereits bekannte Zusammenhänge der NF2 zu bestätigen und den Verlauf der Erkrankung besser zu verstehen. Ins-besondere der Vergleich der Therapieoptionen im Langzeitverlauf konnte dazu neue Erkenntnisse beisteuern. Weitere, longitudinale Studien mit höheren Patientenzahlen und regelmäßigem Follow-up sind jedoch notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen. Eine länder- oder zumindest institutsübergreifende Datenbank ist ein sinnvoller Ansatz, um mehr Daten für zukünftige Studien bereitzustellen. |
de_DE |