Inhaltszusammenfassung:
Das Mammakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. Die Therapie des Mammakarzinoms kann mit langfristigen Einbußen der Lebensqualität verbunden sein. Es finden sich in der Literatur keine prospektiven Längsschnittstudien, die die Mastektomie, heterologe und autologe Rekonstruktion im dreiarmigen Studiendesign miteinander über einen Zeitraum von zehn Jahren vergleichen.
Ziel dieser Arbeit war die Tübinger REKO001-Studie (geplante Studiendauer 10 Jahre), die die gesundheitsbezogene Lebensqualität nach den o.g. Brustoperationen über einen Zeitraum von zehn Jahren vergleicht, nach einem Follow-Up von fünf Monaten auszuwerten. Ein Augenmerk sollte dabei auf den Verlauf der HRQoL und die Plausibilität bisher erhobener Daten gelegt werden.
Zur Beurteilung der HRQoL wurde mit den deutschen Versionen der validierten Fragebögen BREAST-Q und FACT-B gearbeitet.
Zum Zeitpunkt vor der Operation konnten n=227 Patientinnen ausgewertet werden (Ablatio n=74, heterologe Rekonstruktion n= 77, autologe Rekonstruktion n= 76). Nach fünf Monaten Follow-Up konnten n=204 Patientinnen ausgewertet werden (Ablatio n=63, heterologe Rekonstruktion n=73, autologe Rekonstruktion n=68). Weitere fünf Patientinnen mit Implantat- oder Transplantatverlust gingen innerhalb des Studienverlaufs in eine Transferkohorte über, von denen nach fünf Monaten n=4 Patientinnen ausgewertet werden konnten.
Der BREAST-Q zeigte, dass die Gruppe mit autologer Rekonstruktion präoperativ die niedrigsten Ausgangswerte der HRQoL aufweist. Das kann auf die hohe Rate an Voroperationen und stattgehabter multimodaler Primärtherapie des Mammakarzinoms zurückgeführt werden. Postoperativ stieg die Lebensqualität in dieser Gruppe an, während sie in den Gruppen mit Ablatio und Implantat abfiel. Die Ergebnisse des FACT-B weichen in einigen Subdomänen leicht von den Ergebnissen des BREAST-Q ab. Sie unterstützen jedoch den Trend, der sich im BREAST-Q erkennen lässt. Der BMI ist eine signifikant negative Einflussgröße auf die Lebensqualität.
Subgruppenanalysen zeigten keine Unterschiede in der HRQoL zwischen prä- und retropektoraler heterologer Rekonstruktion und ebenso nicht zwischen DIEP- und FCI-Eigengewebsrekonstruktion nach fünf Monaten. Die erfolgte präoperative Radiatio führt bei darauffolgender Implantateinlage zu einer schlechteren HRQoL nach fünf Monaten. Es konnten keine signifikanten Unterschiede in den Gruppen mit postoperativer Radiatio und keiner Radiation nachgewiesen werden, sodass davon auszugehen ist, dass sich der klinische Effekt der Radiatio nicht innerhalb der ersten fünf postoperativen Monate bemerkbar macht. Das weitere Follow-Up sollte sich dementsprechend auch auf den weiteren Verlauf des Kollektivs mit Bestrahlung konzentrieren. Eine Empfehlung für bzw gegen Netze bzw. ADM kann aus dieser Arbeit nicht abgeleitet werden, da sich zum Zeitpunkt der Auswertungen keine signifikanten Unterschiede zeigten.
Bei der Eigengewebsrekonstruktion lies die Radiato vor der Rekonstruktion keine signifikanten Auswirkungen erkennen.
Eine Auswertung der Transferkohorte zeigte eine signifikante Abnahme der Lebensqualität nach reconstructive failure. Die HRQoL sank unter das Niveau der Patientinnen, die primär als Ablatio geplant waren. Wir können daraus schließen, dass dieses Kollektiv im klinischen Alltag besonders eng betreut werden sollte, um mögliche klinische und psychologische Auswirkungen des reconstructive failure (z.B. Depressionen) zu verhindern.
Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigten, dass eine autologe Rekonstruktion mit einer Erhöhung der Lebensqualität innerhalb der ersten fünf postoperativen Monate verbunden ist. Obgleich die Komplikationsrate bei dieser Rekonstruktionstechnik erhöht ist, stellt sie eine langfristige Rekonstruktion dar. Die Haltbarkeit kann bei einem Follow-Up von fünf Monaten nicht untersucht werden und ist Gegenstand der weiteren Studienauswertung. Nach Ablatio oder Implantatrekonstruktion nahm die HRQoL innerhalb der ersten fünf postoperativen Monate ab. Eine weitere Entwicklung der HRQoL im Bereich der einzelnen Gruppen über den Verlauf von zehn Jahren ist bisher unklar. Im Kontext bereits publizierter Daten zu diesem Thema scheinen die Ergebnisse dieser Arbeit plausibel zu sein.