Inhaltszusammenfassung:
In dieser head-to-head-EEG-Studie wurde untersucht, ob ein neuartiges Schwämmchen (sp-) EEG-System einfacher und schneller zu applizieren ist als ein konventionelles (c-) EEG-System - ohne dabei einen Qualitätsverlust des EEG-Signals bei pathologischen Graphoelementen bei Patient:innen mit Epilepsie hinnehmen zu müssen. Hintergrund dieser Studie ist die klinische Notwendigkeit für ein neues EEG-System, das schnell, einfach und von EEG- unerfahrenem Personal angewendet werden kann.
EEG-Aufzeichnungen mit einem sp-EEG-System und einem c-EEG-System wurden bei 18 Patient:innen mit einer bekannten Epilepsie durchgeführt. Die Applikationszeit, bis alle Elektroden angemessene Impedanzen (< 100 kΩ für das sp-EEG und < 20 kΩ für das c-EEG) aufwiesen, wurde gestoppt. Die resultierenden 36 EEG-Kurven wurden von sieben EEG-erfahrenen und verblindeten Neurolog:innen visuell auf pathologische Graphoelemente untersucht. Außerdem wurden die Neurolog:innen gefragt, ob sie allein durch die Inspektion der EEG-Kurven zwischen den verschiedenen Systemen unterscheiden könnten. Zusätzlich wurde in den Aufzeichnungen beider EEG- Systeme bei einer Patientin mit einer generalisierten Epilepsie das Signal-to-noise-Verhältnis und die Delta-Power und die Alpha-Power berechnet.
Es zeigte sich, dass das sp-EEG im Durchschnitt mehr als doppelt so schnell appliziert werden konnte (sp-EEG = 4,69 Minuten vs. c-EEG = 13,18 Minuten, s. Abbildung 12). Es war den EEG-erfahrenen Neurolog:innen nicht möglich zu unterscheiden, ob eine EEG-Aufzeichnung mit einem sp-EEG oder einem c-EEG durchgeführt wurde. Es konnten alle pathologischen Graphoelemente in beiden EEG-Systemen ohne Qualitätsverlust identifiziert werden. Die Impedanzen des sp-EEGs waren höher mit einem Mittelwert von 43,01 ± 67,21 kΩ als die des c-EEGs, die jedoch nicht exakt berechnet werden konnten. Die SNR-Werte lagen eng beieinander (sp-EEG von 1,22 und im c-EEG von 1,36), sodass eine Vergleichbarkeit angenommen werden durfte. Außerdem bestand eine starke Korrelation von Delta (r = 0,65) und Alpha (r = 0,79). Das Schwämmchenelektrodenhaubensystem war einfacher zu applizieren und wurde weniger durch Bewegungen der Patient:innen beeinflusst. Die einzelnen Elektroden waren jedoch nicht individuell verstellbar, sodass es nicht bei allen Patient:innen optimal verwendet werden konnte.
Das sp-EEG stellt ein EEG-System dar, das im klinischen Alltag schnell und einfach eingesetzt werden kann, insbesondere in Zeiten, in denen kein oder wenig EEG-erfahrenes Personal zur Verfügung steht. Folglich könnte der Einsatz eines sp-EEGs in der Akut- und Routinediagnostik einer Epilepsie oder eines Status Epilepticus die allgemeine EEG-Verfügbarkeit erhöhen und damit die Patient:innenversorgung verbessern.