Inhaltszusammenfassung:
Diese Arbeit umfasst die Analyse der zytoplasmatischen und nukleären CXCR4-Expression in primären Nierenzellkarzinomen, in Subtypen maligner und benigner Nierentumore sowie in Metastasengewebe von primären Nierenzellkarzinomen.
Ziel der Arbeit war die Evaluation und der Vergleich der variierenden Rezeptorexpression zwischen den unterschiedlichen Gewebetypen, sowie die Analyse der prognostischen Relevanz des CXCR4-Rezeptors in klarzelligen Nierenzellkarzinomen. Untersucht wurde ebenfalls der Einfluss klinisch-pathologischer Parameter inklusive der CXCR4-Expression auf das Überleben der Patienten mit klarzelligen Primärtumoren.
Zu diesem Zweck wurden drei Kollektive unterschiedlicher Entitäten zusammengestellt. Das erste Kollektiv besteht aus 64 Gewebeproben von klarzelligen Nierenzellkarzinomen, sowie benignen Gewebeproben für Vergleichsanalysen. Für dieses Kollektiv wurden klinische Verlaufsparameter erhoben, um diese mit der Rezeptorexpression und dem Überleben der Patienten zu korrelieren.
Das zweite Kollektiv bestand aus Gewebeproben von 146 Patienten mit malignen und benignen Nierentumoren unterschiedlicher Histologien.
Das dritte Kollektiv bestand ausschließlich aus Metastasengewebe mit insgesamt 137 Proben von 92 Patienten mit primären Nierenzellkarzinomen.
Für die Expressionsanalysen wurden die Gewebeproben in Form von TMAs (Tissue Micro Arrays) mittels Antikörper gefärbt. Anschließend erfolgte die mikroskopische Bestimmung der zytoplasmatischen CXCR4-Ausprägung. Anhand einer Intensitäts-Skala (0 - 3) wurden die Proben semiquantitativ kategorisiert, sowie der Anteil der zytoplasmatisch gefärbten Zellen ermittelt, um so einen Immunreaktivitäts-Score zu bilden (Skala der Expressionsanalyse: 0 - 300).
Die nukleäre Ausprägung des CXCR4-Rezeptors wurde in die Kategorien „gefärbt“ und „nicht gefärbt“ eingeteilt, sowie jeweils der Anteil der gefärbten Kerne bestimmt (Skala der Expressionsanalyse: 0 - 100).
Die Expressionsanalyse des klarzelligen Nierenzellkarzinom-Kollektivs zeigte, dass die zytoplasmatische Expression in benignem Nierengewebe stärker ausgeprägt ist als in klarzelligem Tumorgewebe. Die nukleäre Expression zeigte sich wiederum in malignem Gewebe intensiver als in benignem Gewebe. Es konnte ein signifikanter Unterschied der CXCR4-Rezeptorausprägung zwischen malignen und benignen Gewebeproben, sowohl für die zytoplasmatische als auch die nukleäre Expression nachgewiesen werden.
Mittels Chi-Quadrat Tests konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen der lymphovaskulären Invasion und einer positiven zytoplasmatischen Rezeptorexpression beobachtet werden. In der univariaten Cox-Regressionsanalyse zeigte sich eine zytoplasmatische CXCR4 Expression als signifikant negativer Einflussfaktor auf das Gesamtüberleben der Patienten. In multivariater Cox-Analyse konnte jedoch kein signifikanter Zusammenhang ermittelt werden. In Kaplan-Meier Analysen bestätigte sich ein kürzeres Gesamt- und tumorspezifisches Überleben der Patienten, welche eine positive zytoplasmatische CXCR4-Expression aufwiesen, verglichen mit Patienten ohne CXCR4-Expression. Für die nukleäre Expression konnte kein Einfluss auf das Überleben beobachtet werden.
In der Gegenüberstellung der Expressionsergebnisse des Kollektivs von Nierentumoren mit unterschiedlicher Histologie, zeigten papilläre Nierenzellkarzinome und Onkozytome die stärkste zytoplasmatische Rezeptorfärbung. Zystengewebe und papilläre Nierenzellkarzinome wiesen die höchste nukleäre CXCR4-Expression unter den analysierten Subgruppen auf. Es konnten sowohl für die zytoplasmatischen als auch die nukleären CXCR4-Expressionen signifikante Unterschiede der Subgruppen bestätigt werden.
Die nachfolgende Rezeptorexpressionsanalyse des Metastasenkollektivs gab Aufschluss über heterogene Expressionsniveaus innerhalb der 17 Lokalisationsgruppen. Hier ergab sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Mittelwerten der jeweiligen Lokalisationen, jedoch zeigten tendenziell Lungen- und Pankreasmetastasen geringe zytoplasmatische Expressionsniveaus, während Weichteile, Larynx, Lokalrezidiv, Grenzstrang und Lymphknoten die stärkste nukleäre CXCR4-Expression boten.
Abschließend wurde die CXCR4-Rezeptorausprägung zwischen klarzelligen Primärtumoren, benignem Nierengewebe und Metastasengewebe gegenübergestellt. Es konnte zusammenfassend gezeigt werden, dass benignes Gewebe die stärkste zytoplasmatische CXCR4-Rezeptorexpression aufweist, während sich die nukleäre Expression in Primärtumorgewebe und Metastasengewebe stärker als in benignem Gewebe darstellt. Die Unterschiede zeigten sich statistisch signifikant.
Diese Arbeit bestätigt, dass der CXCR4-Rezeptor innerhalb verschiedener Nierentumorgewebe unterschiedlich exprimiert ist und gibt Aufschluss über die differentielle Rezeptorexpression innerhalb der verschiedenen Gewebetypen. Des Weiteren weist die Arbeit darauf hin, dass die subzelluläre CXCR4 Lokalisation Einfluss auf die funktionelle Bedeutung des Rezeptors hat.
Die zytoplasmatische CXCR4-Expression in klarzelligen Nierenzellkarzinomen bestätigte sich in dieser Arbeit als univariat negativer, prognostischer Marker bezüglich des Gesamt- und tumorspezifischen Überlebens der Patienten und unterstreicht somit die Relevanz der CXCR4-Rezeptorausprägung als prognostischen Faktor. Unabhängig von der rein prognostischen und funktionellen Analyse von CXCR4 stellen neu verfügbare medikamentöse Therapieformen mit CXCR4 als therapeutisches Target einen auch für das Nierenzellkarzinom verfügbaren Ansatz dar, für den die vorliegenden Daten relevant sein können.