Inhaltszusammenfassung:
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Expressionen des Insulin-like-Growth-Factor-1-Rezeptors, Östrogenrezeptor β und Interleukin-6-Rezeptor entlang der Tumorprogression des Prostatakarzinoms zu ermitteln. Um eine solche Studie zu entwickeln, wurde ein umfassendes Patientenkollektiv gebildet. Dieses Projekt war ein Teil des Verbundprojektes “Diabetes und Prostata Karzinom”. Aus diesem Grund können bereits erhobene Daten des Patientenkollektivs benutzt werden, aber auch der Diabetes-Status von früheren Doktorarbeiten, wobei diese Daten freundlicherweise von den Doktoranten zur Verfügung gestellt wurden. Die routinemäßig asservierten Proben wurden mittels der Tissue Microarray-Technik zum direkten Vergleich zwischen Patientengeweben auf die Objektträger aufgezogen und anschließend mittels Immunhistochemie gefärbt. Diese wurden daraufhin mikroskopiert, um eine subjektive Observation der Farbstärken unter dem Mikroskop festzustellen, die als Indikation für die Expression der Rezeptoren galt.
Dabei konnten die Ergebnisse des Mikroskopierens mit dem Diabetes-Status verglichen werden. Mit dieser Dissertation sollte nun ein weiterer Teilabschnitt des Verbundprojekts vervollständigt, werden, der zum Ziel hatte, die Tumorbiologie des Prostatakarzinoms besser zu erklären.
Hierbei zeigte sich, dass die zytoplasmatische Expression des IGF1R vor allem in der initialen Tumor-Entstehung signifikant ansteigt, während die nukleare IGF1R-Expression in diesem Stadium sinkt. In metastasiertem Gewebe erhöht sich jedoch die nukleare IGF-1R-Konzentration parallel zu einer hohen zytoplasmatischen IGF-1R-Konzentration. Die Studie unterstreicht die Fragwürdigkeit des ER-β als protektiver Faktor in der Tumorentstehung. Zwar scheint der nukleare ER-β in benignem Gewebe protektiv zu wirken, was durch die hohe Expression und den Verlust dieser in der anfänglichen Tumorentstehung deutlich wird. Jedoch erhöht sich die zytoplasmatische Expression in der Transition von benignem zu malignem Gewebe. In metastasiertem Gewebe erhöht sich die nukleare ER-β-Konzentration wieder. Insgesamt weisen die Ergebnisse auf eine Veränderung der biologischen Rolle des IGF-1R & ER-β zwischen benignem, malignem, und metastasiertem Gewebe durch eine Veränderung der subzellulären Lokalisation hin. Die Ergebnisse suggerieren eine signifikante Rolle des IL-6R bei der initialen Tumorentstehung.
Bei einem Vergleich der Proben der Patienten mit und ohne Diabetes zeigte sich eine erhöhte nukleare Konzentration des ER-β bei Patienten mit Diabetes. Interessant war, dass die zytoplasmatische ER-β-Expression bei Patienten ohne Diabetes höher war als bei Patienten mit Diabetes. Die Ergebnisse könnten erklären, warum Patienten mit Diabetes ein geringeres Risiko haben, an Prostatakarzinomen zu erkranken, während bereits erkrankte Patienten mit Diabetes einen schlechteren Verlauf vorweisen.