Reliabilität und Vergleichbarkeit moderner CT-basierter Frakturklassifikationen am Tibiakopf – eine retrospektive radiologische Analyse

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/155207
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1552076
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-96540
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2024-07-19
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Ihle, Christoph Clemens (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2023-12-18
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Tibiakopf , Klassifikation , Computertomografie , Unfallchirurgie
Freie Schlagwörter: Tibiakopffraktur
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Einleitung: Die proximale Tibiafraktur mit Gelenkbeteiligung stellt eine chirurgische Herausforderung dar. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Therapieplanung ist eine akkurate Diagnostik mit einer präzisen dreidimensionalen Beschreibung der Fraktur. Hierzu wurden dreidimensionale Klassifikationssysteme für den Tibiakopf beschrieben, welche jedoch bisher unzureichend hinsichtlich Vergleichbarkeit und Reliabilität analysiert wurden. Ziel dieser retrospektiven radiologischen Studie war es die vier gängigsten, dreidimensionalen, CT-basierten Klassifikationssysteme u.a. hinsichtlich Intrarater-Reliabilität und Percent-Agreements zu untersuchen. Methoden: Retrospektiv wurden 386 Computertomographien von 381 Patienten, die von 2015-2019 in der BG Unfallklinik Tübingen auf Grund einer Tibiakopffraktur therapiert wurden, analysiert. Die Bildgebung wurde durch einen Observer analysiert und die Fraktur zu zwei Zeitpunkten klassifiziert. Hierzu wurde das 3-Säulen-Konzept nach Luo, die 10-Segment-Klassifikation nach Krause/Frosch, die Kfuri/Schatzker-Klassifikation sowie die AO-Klassifikation verwendet. Das Zeitintervall zwischen erster und zweiter Bewertung betrug 8 Wochen. Die Häufigkeit der Frakturtypen für jedes Klassifikationssystem wurde deskriptiv dargestellt. Des Weiteren erfolgte die Berechnung der Intrarater- Reliabilität mittels Cohens-Kappa (κ) und des Percent-Agreements (p.a.). Der Grad der Übereinstimmung wurde anhand der Empfehlungen von Landis und Koch bewertet. Jede Klassifikation wurde mittels subjektiver, 5-stufiger Ordinalskala bezüglich des Informationsgehaltes (Differenzierung zw. Frakturen), der Lernkurve sowie der Möglichkeit der chirurgischen Therapieplanung bewertet. Ergebnisse: Hinsichtlich der AO-Klassifikation wurden 36 B1, 66 B2, 123 B3, 21 C1, 8 C2 und 132 C3-Frakturen befundet. In der Luo-Klassifikation zeigte sich eine Beteiligung der posterioren Säule in 331 (86%) Fällen, der lateralen Säule in 323 Fällen (84%) und der medialen Säule in 184 Fällen (48%). Die Intrarater-Reliabilität der Klassifikation nach Luo betrug κ=0,848, p.a.=89,1, nach Krause/Frosch κ=0,621 p.a.=64,5, nach Kfuri/Schatzker κ=0,793, p.a.=81,1 sowie nach AO κ=0,756, p.a.=79,9. Die Luo-Klassifikation zeigte eine leichte Erlernbarkeit. Die Differenzierung zwischen Frakturen ist hingegen erschwert. Die höchsten Reliabilitäts-Werte hinsichtlich Frakturgröße zeigten folgende Klassifikationen: die AO-Klassifikation bei kleinen Frakturen, die Kfuri/Schatzker- Klassifikation bei mittleren Frakturen, die Luo-Klassifikation bei großen Frakturen und die Krause-Klassifikation bei Trümmerfrakturen. In der Kfuri/Schatzker-Klassifikation ist die Differenzierung zwischen lateraler Impressions- (Typ III) und lateraler Impressions-Spaltfraktur (Typ II) erschwert. Eine präzise Konstruktion des „virtuellen Äquators“ ist erschwert, wenn das kraniale Ende des Fibulakopfes unterhalb der Gelenkfläche liegt und folglich in der axialen CT-Schichtung (Konstruktionsebene) nicht sichtbar ist. Die AOKlassifikation zeigte niedrigere Reliabilitäten in der Bewertung von C-Frakturen. Ein Grund hierfür scheint die Vielzahl ähnlicher Subtypen in der bikondylären Frakturkategorie C. Schlussfolgerung/Ausblick: Die Klassifikation von Luo zeigte die höchste Reliabilität. Der Informationsgehalt ist aufgrund vergleichsweise weniger und größerer Fraktursubgruppen gering. Die Therapieableitung ist erschwert. Die Klassifikationen von Kfuri/Schatzker und AO bieten geeignete Differenzierungsmöglichkeiten bei hohen Reliabilitäten und adäquater Komplexität für den klinischen Alltag. Weitere Studien zur Interrater-Reliabilität sind nötig. Des Weiteren ist die Anwendung im klinischen Setting bzgl. Ableitung einer chirurgischen Strategie sowie die Verknüpfung mit klinischen Outcomes in weiteren Arbeiten zukünftig zu untersuchen.

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