Inhaltszusammenfassung:
Bei der Endometriose handelt es sich um eine östrogenabhängige Erkrankung, die durch das Vorkommen endometrioider Zellverbände außerhalb des Cavum uteri gekennzeichnet ist und insbesondere Frauen im reproduktionsfähigen Alter betrifft. Zu den häufigsten Symptomen, die oft auch unspezifisch sein können, zählen verschiedene Schmerzzustände, Infertilität sowie eine mögliche Organdestruktion, insbesondere bei einer tief infiltrierenden Endometriose, die als anspruchsvollste Manifestationsform gilt.
Aufgrund des chronischen Charakters der Erkrankung ergibt sich ein großer Leidensdruck für die betroffenen Patientinnen sowie eine nicht zu unterschätzende volkswirtschaftliche Bedeutung, resultierend aus den entstehenden Behandlungskosten sowie Produktivitätsausfällen.
Daher sind eine stetige Überprüfung und Verbesserung der bestehenden Therapieoptionen unerlässlich.
Die vorliegende Untersuchung verfolgt vor diesem Hintergrund das Ziel, die Effektivität der operativen Therapie einer tief infiltrierenden Endometriose zu evaluieren sowie die postoperativen Verläufe der Patientinnen zu erheben und somit zu einer weiteren Optimierung der Behandlung beizutragen.
Hierzu wurden die Patientinnen, die in den Jahren 2005 bis 2015 in der UFK Tübingen wegen einer tief infiltrierenden Endometriose operiert wurden, identifiziert und mit der Bitte postalisch kontaktiert, nach Einwilligung in die Studienteilnahmen einen beigelegten Fragebogen auszufüllen. Insgesamt konnten 131 Rückantworten in die Auswertung einfließen.
Erfreulicherweise gaben fast 90% der Patientinnen, die sich der Index-OP wegen Schmerzen unterzogen, eine postoperative Verbesserung ihrer Beschwerden an. Knapp 45% der Patientinnen berichteten sogar über eine völlige Beschwerdefreiheit zum Zeitpunkt der Befragung.
Ungefähr zwei von drei Studienteilnehmerinnen gaben an, nach ihrer Index-OP eine medikamentöse Rezidivprophylaxe eingenommen zu haben. Von diesen gab jedoch mehr als die Hälfte an, unter Nebenwirkungen gelitten zu haben, weshalb wiederum mehr als die Hälfte die Therapie abbrach.
Komplementäre Therapien, wie beispielsweise die Vorstellung in einem Zentrum für Schmerzmedizin, eine Psychotherapie, Akupunktur etc. oder eine Rehabilitation, wurden maximal von einem Drittel der befragten Patientinnen wahrgenommen.
In mehr als 30% der Fälle war ein unerfüllter Kinderwunsch der Grund für die Index-OP. Von diesen Patientinnen brachten gut 45% im Anschluss an die Index-OP ein Kind zur Welt. Generell versuchte mehr als die Hälfte der Patientinnen, nach der Index-OP schwanger zu werden. Von diesen Patientinnen brachten knapp 60% ein Kind zur Welt. Sechs von zehn Patientinnen, die nach der Index-OP versuchten, schwanger zu werden, nahmen hierzu eine Kinderwunschbehandlung in Anspruch.
Mehr als jede dritte Frau gab auf dem Fragebogen an, sich nach der Index-OP mindestens einem weiteren operativen Eingriff wegen endometriosetypischer Beschwerden unterzogen zu haben. Die meisten Patientinnen gaben an, lediglich einen weiteren operativen Eingriff gehabt zu haben, die maximale An-zahl an Re-OPs lag bei neun. Die durchschnittliche Zeit zwischen der Index-OP und der ersten Re-OP lag bei drei Jahren. Als häufigster Grund wurden Schmerzen angegeben, der zweithäufigste Grund war ein unerfüllter Kinderwunsch. Die Mehrzahl der Re-OPs wurde erneut an der UFK Tübingen durchgeführt.
Diese Ergebnisse belegen, dass die operative Therapie einer tief infiltrierenden Endometriose in einem spezialisierten Zentrum bei fast allen Frauen zu einer Verbesserung der Beschwerden führt und zudem die Fertilität entscheidend verbessert. Nichtsdestotrotz sind aufgrund des chronischen Charakters der Erkrankung das Rezidivrisiko sowie die Notwendigkeit weiterer operativer Eingriffe nicht zu vernachlässigen. Daher ist eine engmaschige Nachbetreuung der Patientinnen essenziell, um ggf. korrigierend in die Behandlung eingreifen zu können und die Optionen eines multimodalen Therapiekonzepts in enger Abstimmung mit der Patientin ausschöpfen zu können.