Dissertation ist gesperrt bis 26. April 2026 !
In dieser Doktorarbeit werden die zeitliche Dynamik und die Mechanismen der Großen Sauerstoffkatastrophe (engl. Great Oxidation Event; GOE) untersucht, wobei der Schwerpunkt auf geologischen Formationen aus der Transvaal Supergruppe in Südafrika liegt. Hierbei werden sedimentologische Beobachtungen mit geochemischen Proxies zu kritischen geologischen Fragen im Zusammenhang mit dem Tempo und der Art des GOE sowie den Verbindungen zwischen atmosphärischer und mariner Sauerstoffanreicherung integriert. Diese Arbeit ist in folgende drei Arbeitspakete unterteilt:
Das erste Arbeitspaket kombiniert sedimentologische Feldbeobachtungen mit modernen geochemischen Proxies für die sedimentologische Provenanz (Provenanzunterscheidungs-diagramme, Zirkon Verteilungsmuster und Sr-Nd-Isotopensystematik), um die Ablagerungsgeschichte der 2353±18 Ma bis 2316±7 Ma Duitschland- und Rooihoogte-Formationen im Transvaal Becken der Transvaal Supergruppe zu verstehen. Die Studie kommt hierbei zu dem Schluss, dass die Duitschland- und die Rooihoogte-Formation gleichzeitig abgelagert wurden, jedoch sedimentologische Unterschiede aufweisen, die durch ihre Entfernung zur Paläoküstenlinie erklärbar sind. Diese Erkenntnis ist von entscheidender Bedeutung, da beide Formationen einige der ausgeprägtesten Verschiebungen von der massenunabhängigen Fraktionierung von Schwefelisotopen (MIF-S) zur massenabhängigen Fraktionierung von Schwefelisotopen (MDF-S) in den geologischen Aufzeichnungen aufweisen, ein Schlüsselindikator für die Präsenz von atmosphärischen O2. Folglich sollte das Verschwinden von MIF-S in diesen beiden Formationen als Hinweis auf einen einstufigen atmosphärischen Wandel interpretiert werden und nicht als Teil einer langfristigen, dynamischen Variation im Sauerstoffgehalt mit häufigem Überschreiten der MIF-S-Schwelle.
Da alle Belege aus dem ersten Arbeitspaket auf eine zeitgleiche Ablagerung der Duitschland- und Rooihoogte-Formationen hindeuten, verlagert sich der Schwerpunkt des zweiten Arbeitspakets auf die marine Sauerstoffentwicklung des Atmosphäre-Ozean-Systems während ihrer Ablagerung. Interessanterweise wurden die Duitschland- und Rooihoogte-Formationen hinsichtlich der atmosphärischen Sauerstoffanreicherung bereits durch eine Vielzahl von Schwefel-Isotopen-Systemen umfassend untersucht, während der zeitgenössische Zustand der marinen Sauerstoffanreicherung vergleichsweise wenig erforscht wurde. Dementsprechend werden in diesem zweiten Arbeitspaket chemostratigraphische Transekte von vier weit
auseinander liegenden Bohrkernen im Transvaal-Becken vorgestellt, welche die Duitschlandund
Rooihoogte-Formationen durchteufen und sich bis in die unteren Segmente der darüber
liegenden Timeball Hill-Formation erstrecken. Eine kombinierte Analyse mehrerer
geochemischer redoxsensitiver Proxies, einschließlich Gesamtgehalte von S und organischem
C, Spurenelement-Systematiken, als auch δ13C, δ34S und δ98Mo Isotopien, deutet auf eine
dynamische Entwicklung des marinen Sauerstoffgehalts hin. Die Daten deuten auf einen
anfänglichen Übergang von einer sauerstoffstratifizierten Wassersäule zu oxisch-suboxischen
Bedingungen hin, der dem Verschwinden des MIF-S Signals vorausging. Dies ist gefolgt von
einem anschließenden Übergang zu anoxisch-suboxischen Bedingungen. Diese Ergebnisse
deuten auf einen geobiologisch bedingten Rückkopplungsmechanismus hin, bei dem die frühe
atmosphärische Sauerstoffanreicherung, während des GOE, kausal mit einer gleichzeitigen
Verringerung des marinen Sauerstoffgehaltes verbunden ist, zumindest im Transvaal-Becken.
Das dritte Arbeitspaket konzentriert sich auf die Hotazel-Formation (~2,4 Ga) - eine gebänderte
Eisenformation (engl. Banded iron formation; BIF), die in der globalen geologischen
Aufzeichnung durch ihre einzigartige Zyklizität der hervorsticht. Sie enthält außergewöhnlich
Mn-reiche Schichten (bis zu >50 Gew.-%) im Vergleich zu den etwa 1 Gew.-% MnO, die
typischerweise in BIFs gefunden werden. Derzeit besteht keinen Konsens über die Entstehung
der Hotazel-Formation. Die in der Literatur am häufigsten vorgeschlagenen Modelle sind ein
"Upwelling-Modell" und ein "Hydrothermal Plume-Modell". Ersteres geht davon aus, dass mit
Fe2+ und Mn2+ angereicherte Tiefenwässer auf den Kontinentalschelf transportiert und
entsprechend ihrem Redoxpotenzial abgelagert werden, wobei Fe weiter entfernt von der Küste
ausfällt als Mn. Dieses Modell geht jedoch nicht auf die sedimentologische Beobachtung ein,
dass die Mn-reichen Schichten im Vergleich zu den Fe-reichen Schichten in größeren
Wassertiefen abgelagert wurden. Das Hydrothermal-Plume-Modell hingegen, geht von einem
niedrigtemperierten Hydrothermal-System aus, welches Fe2+ und Mn2+ in ein vom offenen
Ozean abgeschnittenes Backarc-Becken mit einer vollständig oxigenierten Wassersäule liefert.
Dieses Modell erklärt jedoch nicht das Fehlen von geochemischen Hinweisen auf eine solche
hydrothermale Aktivität. In diesem Arbeitspaket wird ein drittes Modell vorgeschlagen, das
"Bioproduktivitätsmodell", bei dem Schwankungen in der Intensität der marinen
Primärproduktivität die Ausdehnung und Schrumpfen von Sauerstoffminimumzonen (engl.
Oxygen minimum zones; OMZ) auf dem Schelf beeinflussen. Dieser Prozess führt letztlich zu
einer Reihe von Auflösungs- und Ausfällungs-Zyklen von Fe und Mn innerhalb der OMZ, ein
Phänomen, das als OMZ-Umverteilung (engl. OMZ-redirection) bezeichnet wird. Wenn der
gelöste O2-Gehalt in den unteren Bereichen der OMZ ansteigt, beginnen Fe und Mn auf der
Grundlage ihres Redoxpotenzials auszufallen, wobei Fe vor Mn ausfällt. Dies führt zu einer
umgekehrten Ausfällungssequenz im Vergleich zur typischen Fe-Mn-Redoxdynamik und
erklärt das sedimentologische Muster der Ablagerung von Mn in tieferen Wassertiefen
gegenüber Fe. Darüber hinaus erklärt das Modell effektiv die geochemischen Signaturen von
außergewöhnlich leichten δ56Fe- und bemerkenswert schweren δ98Mo-Werten. Die
Eisenisotope werden durch die wiederholten Iterationen der Niederschlags-Auflösungs-Zyklen
während der OMZ-Umverteilung in Richtung zunehmend negativere Werte getrieben.
Gleichzeitig wird jegliches isotopisch leichtes Mo, das ursprünglich zusammen mit Fe-Mn-
(Hydr)-Oxiden in der obersten Wassersäule ausgefällt wurde, im anoxischen Sediment der
OMZ fixiert, so dass es die wiederausgefällten Mn-Schichten unterhalb der OMZ nicht
erreichen kann. Infolgedessen weisen die Mn-Schichten aus der Hotazel-Formation niedrige
Mo-Konzentrationen und hohe δ98Mo-Zusammensetzungen auf.