Inhaltszusammenfassung:
Die tiefinfiltrierende Endometriose stellt eine spezielle Form der Endometriose, einer der häufigsten gutartigen Erkrankungen der Frauenheilkunde, dar. Endometriose ist dabei durch den Nachweis von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle definiert („ektopes Endometrium“). Im speziellen Fall der tiefinfiltrierenden Endometriose lässt sich das ektope Endometrium nicht nur in peritonealen, sondern auch in tieferliegenden Gewebeschichten oder sogar als parenchymatöse Organinfiltration nachweisen. Zu den Symptomen zählen insbesondere Dysmenorrhoe und Dyspareunie, aber auch eine asymptomatische Hydronephrose oder andere Organdysfunktionen können beobachtet werden, die bei den Patientinnen häufig zu einem großen Leidensdruck führen. Aufgrund einer bis heute nicht abschließend geklärten Pathogenese der Erkrankung, existiert bis dato eine kausale Therapie, weshalb die operative Resektion der tiefinfiltrie- renden Endometriose nach wie vor den Goldstandard darstellt.
Im Rahmen einer retrospektiven Datenrecherche beschreibt die Arbeit die Herausforderungen in Diagnostik und operativer Therapie der tiefinfiltrierenden Endometriose am Endometriosezentrum der Universitätsfrauenklinik Tübingen im Zeitraum von 2005 bis 2015 an einem 455 Patientinnen umfassenden Studienkollektiv. Im Mittelpunkt stehen neben der Beschreibung von Diagnostik und operativer Therapie auch die Analyse peri- und postoperativer Komplikationen.
Wie die vorliegende Arbeit zeigt, bildet die Grundlage in der Diagnostik die gynäkologische Untersuchung mit (transvaginalem) Ultraschall, bei der in fast 70% aller Fälle bereits erste Anhaltspunkte für das Vorliegen einer Endometriose erhoben werden konnten.
Die sich daran anschließende, operative Therapie der tiefinfiltrierenden Endometriose erfolgt in den meisten Fällen (94,1%) minimal-invasiv per Laparoskopie, wobei komplexe Prozeduren wie Ureterolyse, Adhäsiolyse oder eine Präparation des Septum rectovaginale zum Standard gehören. Die Komplexität der Eingriffe wird zudem durch einen hohen Anteil an interdisziplinären Operationen unterstrichen (28%), was die Bedeutung der Therapie der Erkrankung an einem dafür zertifizierten Endometriosezentrum unterstreicht.
Trotz hoher Komplexität kam es lediglich nach 11% aller Operationen zu postoperativen Komplikationen, wobei die Komplikationsrate nach Darmeingriffen mit 15,5% signifikant höher lag (p = 0,0201).
Die tiefinfiltrierende Endometriose bleibt eine Erkrankung mit großem Forschungsbedarf. Nicht nur aus diesem Grund empfiehlt die Arbeit nach onkologischem Vorbild die Etablierung einer Infrastruktur zur systematischen und standardisierten Erfassung klinischer Daten von Patientinnen mit tiefinfiltrierender Endometriose, um weitere Forschung zu erleichtern und so die Therapie der Patientinnen weiter optimieren zu können.