Die Dissertation ist gesperrt bis zum 30. April 2026 !
Oxidationsverfahren auf Persulfatbasis, bei denen zum Beispiel Peroxodisulfat (S2O82-) eingesetzt wird, werden bei der Wasseraufbereitung zur Entfernung organischer Verunreinigungen immer beliebter. Peroxodisulfat kann durch Biokohle in Gegenwart und Abwesenheit von Fe(III) effektiv aktiviert werden, um reaktive Spezies zu bilden, die mit organischen Verunreinigungen reagieren. Es fehlen jedoch systematische Studien über die Leistungsfähigkeit verschiedener Biokohlen und die Bildung reaktiver Spezies in unterschiedlichen Wassermatrizes. Ziel dieser Dissertation war es, (i) die Behandlungseffizienz von Biokohle und Persulfat mit und ohne gelöstem Eisen zur Entfernung organischer Verunreinigungen zu bewerten, (ii) die Auswirkungen von Komponenten der Wassermatrix auf die Bildung reaktiver Spezies und die Behandlungsleistung zu untersuchen, (iii) Einblicke in die Rolle der Biokohle-Pyrolysebedingungen auf die Persulfataktivierung und die Entfernung von Verunreinigungen zu gewinnen und (iv) die kombinierte Verwendung von Biokohle und Persulfat für die Aufreinigung von städtischem Niederschlagsabfluss zu untersuchen.
In Batch-Laborexperimenten wurde eine aus Buchenholz bei 450°C hergestellte Biokohle erfolgreich zur Aktivierung von Peroxodisulfat in Gegenwart von Fe(III) bei pH 2,5 eingesetzt, um eine organische Modellverbindung, das Insektenabwehrmittel N,N-Diethyl-m-toluamid (DEET), in reinem Wasser, synthetischem Wasser und einem durch Bergbau beeinflussten Oberflächenwasser abzubauen. Durch den Einsatz sorgfältig ausgewählter Scavenger und Sondenverbindungen auf der Grundlage von Berechnungen der Kompetitionskinetik, wurden die wichtigsten reaktiven Spezies im Biokohle/Fe(III)/Peroxodisulfat-System als Sulfatradikale (SO4•−) in reinem Wasser identifiziert. Bei Anwesenheit von Chlorid in niedrigen (0,1 mM) und höheren (1 mM) Konzentrationen veränderten sich die reaktiven Spezies von SO4•− zu Hydroxylradikalen bzw. reaktiven Chlorspezies. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Wassermatrix einen starken Einfluss auf die Bildung reaktiver Spezies hat, was wichtig ist, um die Anwendung dieses Oxidationsprozesses auf spezifische Anforderungen im
großtechnischen Maßstab anzupassen und zu bewerten.
Ein Vergleich von vier Biokohlen, die aus Buchenholz bei unterschiedlichen Pyrolysetemperaturen (450, 600, 750°C) hergestellt wurden, ergab, dass die bei 450°C hergestellte Biokohle DEET am effizientesten mit Fe(III) und Persulfat bei pH 2,5 entfernte. Diese Biokohle enthielt einen hohen Gehalt an funktionellen Sauerstoffgruppen auf der Oberfläche und persistenten freien Radikalen als redox-aktive Bestandteile, die wahrscheinlich die Fe(III)-Reduktion und Persulfat-Aktivierung beschleunigten. Um die Redoxeigenschaften zu modifizieren, wurden vier Biokohlen aus Weichholzsägemehl hergestellt, dem während der Pyrolyse bei 500 °C Asche in Mengen von 0 bis 43 Gewichtsprozent (Gew.-%) zugesetzt wurde. Die Biokohle mit 16 Gew.-% Aschezusatz führte zur besten DEET-Entfernung in Gegenwart von Fe(III) und Persulfat. Die mit Asche versetzten Biokohlen enthielten funktionale Sauerstoffgruppen an der Oberfläche, persistente freie Radikale und zusätzlich kristalline Eisenminerale, die die Reduktion von Fe(III) und die Aktivierung von Persulfat begünstigten. Diese Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse für die künftige Herstellung von Biokohlen mit angepassten Redox-Eigenschaften, die eine optimierte Leistung für bestimmte Anwendungen in der Wasseraufbereitung ermöglichen.
Eine Biokohle, die bei 750 °C aus Krabbenschalen hergestellt wurde, aktivierte Peroxodisulfat direkt bei neutralem pH-Wert und bildete dabei nichtradikalische reaktive Spezies, höchstwahrscheinlich Singulett-Sauerstoff (1O2). In Batch-Laborexperimenten wurde dieses Biokohle/Peroxodisulfat-System auf sein Potenzial hin untersucht, persistente und mobile organische Verunreinigungen aus städtischem Regenwasser zu entfernen, die in herkömmlichen Regenwasserbehandlungs-systemen nicht gut entfernt werden können. Von den 11 getesteten organischen Schadstoffen wurde einer durch Adsorption an Biokohle (Diuron) und vier durch Oxidation (1,3-Diphenylguanidin, 2-Hydroxybenzothiazol, 1H-Benzotriazol, 5-Methylbenzotriazol) entfernt. Da 1O2 selektiv mit organischen Verbindungen über eine elektrophile Substitutionsreaktion reagiert, zeigte der Oxidationsprozess in verschiedenen Wassermatrizes gute Ergebnisse und wurde nur geringfügig durch gelösten organischen Kohlenstoff und hohe Chloridkonzentrationen beeinträchtigt, wie sie häufig in Regenabflüssen vorkommen. Diese Arbeit ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zur Anwendung persulfatbasierter Oxidationsverfahren für die Aufreinigung von Niederschlagsabflüssen.