Normalanatomie der A. nutricia tibiae und ihr Einfluss auf die Entstehung von Pseudarthrosen nach Unterschenkelfraktur

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/152908
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1529083
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-94247
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2024-04-19
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Springer, Fabian (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2024-02-20
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_ohne_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Hintergrund: Die Blutversorgung ist für alle Organe und Gewebe von großer Relevanz, was auch die langen Röhrenknochen und hier speziell die Tibia miteinschließt. Beim Heilungs-prozess von Frakturen ist ein intaktes Blutgefäßsystem essenziell für Knochenaufbau bzw. Kallusbildung. Eine besondere Bedeutung kommt hierbei der A. nutricia zu, die sowohl durch die Fraktur als auch iatrogen bzw. durch die Behandlung geschädigt werden kann. Um diesem Problem entgegentreten zu können, ist die genaue Kenntnis der anatomischen Lage dieses Gefäßes wichtig. Ziel dieser Studie war es, die bisherigen Ergebnisse zu verifi-zieren und darüber hinaus neue Befunde zu erheben. Im Zentrum des Interesses stand da-bei der knöcherne Kanal der tibialen A. nutricia (TNAC; Tibial Nutrient Artery Canal). Methodik: Es wurden die radiologischen Befunde von 106 Patienten im durchschnittlichen Alter von 70,1 Jahren ausgewertet, bei denen zwischen Januar und Juni 2018 eine CT-Angiographie durchgeführt worden war und bei denen vollständige CTA-Befunde der Tibia vorlagen. Anhand dieser Aufnahmen wurden verschiedene morphometrische und anato-mische Parameter ermittelt. Ergebnisse: Bei über 90 % der untersuchten Tibiae fand sich nur eine Eintrittspforte der A. nutricia (externes Foramen; EF). Lediglich für die linke Tibia in der Gruppe der Männer war dieser Anteil mit 88,5 % kleiner. Signifikante Unterschiede hinsichtlich der Seitenlokalisa-tion oder des Geschlechts konnten aber nicht festgestellt werden. Sowohl die externen als auch die internen Foramina (IF) waren in mehr als 95 % der Fälle posterior lokalisiert. Wie-derum bestanden auch hier keine geschlechts- oder seitenbezogenen Unterschiede mit statistischer Signifikanz. Die durchschnittliche Tibialänge war bei den Männern größer als bei den Frauen (374,2 vs. 363,2 mm; p=0,022; rechte Seite). Linksseitig war der Befund na-hezu identisch. Ebenfalls größer als bei den Frauen war die mittlere Distanz des EF und des IF (EF: 118,3 vs. 113,2 mm; p=0,042; IF: 155,1 vs. 144,0 mm; p<0,001; rechte Seite). Link-seitig waren die Befunde wiederum qualitativ ähnlich. Der Foraminal-Index (relative Dis-tanz des EF in Bezug zur Tibialänge) wies keine signifikante Differenz zwischen den Ge-schlechtern auf. Für den FI des internen Foramens hatten sich jedoch auf beiden Seiten signifikante Unterschiede ergeben (Männer vs. Frauen: 41,5 vs. 39,7 %; p=0,004; rechte Seite bzw. 42,0 vs. 39,2 %; p=0,005; linke Seite). Die Länge des TNAC war bei Männern ebenfalls größer (36,8 vs. 30,2 mm; p=0,008; p=0,008; rechte Seite). Linksseitig war diese Differenz geringer und statistisch nicht signifikant. Ähnliches galt auch für den TNAC in Re-lation zur Tibialänge (Männer vs. Frauen: 9,8 vs. 8,3 %; p=0,018; rechte Seite bzw. 9,5 vs. 8,2 %; p=0,154; linke Seite). Für keinen dieser Variablen konnte seitenspezifisch ein statis-tisch signifikanter Unterschied nachgewiesen werden. Berücksichtigt man die jeweils 10. und 90. Perzentile, so liegen externes und internes Foramen in einem Bereich von etwa 100 bis 180 mm (Männer) bzw. 100 bis 165 mm (Frauen). Schlussfolgerung: Es konnten für die meisten der untersuchten Variablen Unterschiede zwischen Männern und Frauen aufgezeigt werden, wobei teilweise auch eine statistische Signifikanz vorlag. In der klinischen Praxis dürften die eher geringen Differenzen aber keine größere Bedeutung haben, da individuell eine große Spannweite vorlag. Von klinischer Re-levanz war hingegen, dass im Rahmen dieser Studie erstmalig auch Daten zum internen Foramen erhoben wurden und dass der eigentliche kritische Bereich der Tibia charakteri-siert werden konnte: der TNAC. Die klinische Relevanz der Ergebnisse im Hinblick auf Kom-plikationen wie Knochenheilungsverzögerungen oder Pseudarthrosen bedarf ergänzender Studien.

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