Inhaltszusammenfassung:
Einleitung: Ösophagusvarizen treten bei erhöhtem portalen Druck auf und können zu lebensbedrohlichen Blutungen führen. Eine standardisierte diagnostische Endoskopie mit Einteilung der Varizen und einer Risiko-Stratifizierung wird bei allen Patienten mit V.a. portaler Hypertension empfohlen. Bezüglich der Einteilung der Ösophagusvarizen besteht in Deutschland eine verbindliche Terminologie.
Methodik: Es erfolgte eine prospektive, zweistufige Analyse der Inter- und Intra-Observer-Variabilität anhand von zehn anonymisierten Videoaufnahmen von Patienten mit Ösophagusvarizen durch zehn Untersucher der Interdisziplinären Endoskopie-Einheit der Universitätsklinik Tübingen. Nach einer primären Beurteilung durch die Endoskopiker erfolgte eine Schulung über die empfohlene Terminologie der DGVS. Anschließend wurden die Filme erneut zur Bewertung vorgelegt. Die Intra-Observer und Inter-Observer-Variabilität wurden durch das Fleiss-Kappa (κ) berechnet, zusätzlich um die Paradoxe des Kappa-Werts abzuwenden wurde auch der Anteil der Übereinstimmung kalkuliert.
Ergebnisse: Die empfohlene Terminologie wurde primär nicht angewendet. Es konnten in der primären Befunderhebung 3 Parameter identifiziert werden, die häufig angegeben wurden. Durch die Schulung erfolgte eine Änderung der Befundung.
Diskussion: Die Inter-Observer-Variabilität in dem betrachteten interdisziplinären Team war hoch. In dem vorliegenden Studiendesign wurden offene Antwortmöglichkeiten bei der Beurteilung der Ösophagusvarizen zugelassen, was zu einer erhöhten Inter-Observer-Variabilität führt. Die durch die DGVS empfohlene Terminologie mit sechs Parametern zur Beschreibung von Ösophagusvarizen wurde erst nach der Klinik-internen Schulung durch die Untersucher angewendet.
Die Schlussfolgerung der vorliegenden Arbeit ist eine Empfehlung regelmäßiger Klinik-interner Schulungen zu selbstgewählten Themen, um eine Befunderhebung nach aktuellem Stand und geringer Variabilität gewährleisten zu können.