Inhaltszusammenfassung:
Einleitung:
Patienten mit Perforationen oder Anastomosen-Insuffizienzen (AI) im oberen Gastrointestinaltrakt (OGIT) entwickeln ohne adäquate Therapie aufgrund des Sekretaustritts nach mediastinal oder in den Abdomen eine Sepsis, die mit einer hohen Mortalität einhergeht. Durch die Stent-basierte Therapie und die endoskopische Unterdruck-Therapie (EUDT) stehen zwei etablierte Therapieverfahren für die Behandlung zur Verfügung. Für die standardisierte Beurteilung der intrathorakalen Anastomosen-Insuffizienzen (ITAI) kann die Anwendung des sog. ZACC-Scores herangezogen werden.
Ziel:
Um die Vorteile der beiden etablierten Therapieverfahren zu kombinieren und die Nachteile zu minimieren wurde ein Kombinationsprodukt konzipiert, entwickelt und im avitalen Modell getestet. Nachteile der Stent-Therapie sind die hohe Dislokationsrate, die fehlende Beurteilbarkeit der Wundregion bei liegendem Stent und die Notwendigkeit eine externe interventionelle Drainage, Nachteile der EUDT waren die häufigen Wechselprozeduren und die fehlende Oralisierung für die Dauer der EUDT.
Material und Methode:
Um die Wirksamkeit der EUDT bei Patienten mit intrathorakalen Anastomosen-Insuffizienzen zu untersuchen, erfolgte eine retrospektive, monozentrische Datenauswertung. Es wurden 29 Patienten mit intrathorakalen Anastomosen-Insuffizienzen und EUDT analysiert.
Das entwickelte CombiVac-Device besteht aus vier Komponenten: ein selbstexpandierender, vollgecoverter Plastikstent mit einer Ummantelung mit einem 2 mm breitem, offenporigem Polyurethan-Schaum (PU), der mittels Drainage (5 Ch) auf Sog genommen werden kann, und einer abschließenden offenporigen Silikon-Folienauflage. Das CombiVac-Device wird per os endoskopisch positioniert, die Drainage wird oro-nasal umgeleitet und an eine Unterdruckquelle angeschlossen. Das gesamte Konstrukt dient der simultanen Unterdrucktherapie bei möglicher oraler Nahrungsaufnahme. Durch die äußere Folienummantelung können die Wechsel von dreimal wöchentlich auf einmal ausgedehnt werden, ohne dass ein Einwachsen des Gewebes in den PU-Schwamm zu befürchten ist.
Ergebnisse:
In der retrospektiven Analyse bei Patienten mit ITAI nach onkologischen Resektionen konnte durch die EUDT eine Abheilung in 86,21 % erreicht werden. Von den eingeschlossenen Patienten mit ITAI verstarben drei von 29 Patienten (10,3 %) während der Therapie.
Eine sinnvolle Kombination der Vorteile der etablierten, endoskopischen Therapieverfahren bei ösophagealen Leckagen ließ sich erfolgreich umsetzen. Die ersten Testungen im avitalen Schweinemodell (n = 3) und anhand von lebensnahen Gastroskopie-Modellen (n = 5) bestätigten die erfolgreiche endoskopisch geführte Positionierung, Platzierung und Inbetriebnahme der Unterdruckfunktion des CombiVac-Device.
Diskussion:
Anhand der retrospektiven Analyse von Patienten mit ITAI nach Ösophagus- oder Magenresektion, konnte gezeigt werden, dass diese EUDT eine zielführende und erfolgreiche Therapie darstellt. Ferner wurde ein Kombinationsprodukt aus bereits etablierten und dokumentiert, erfolgreichen Therapieverfahren zur endoluminalen Unterdruck-Therapie von Leckagen entwickelt. Im Rahmen dieser Dissertationsschrift wurde die Materialentwicklung und Anwendbarkeit der Positionierung in den Vordergrund gestellt. Es erfolgte keine Testung in-vivo. Das entwickelte CombiVac-Device bietet sich insbesondere zur sekundären Therapie, nach vorheriger Sepsiskontrolle und Wundsäuberung und ggf. –Verkleinerung durch eine primäre EUDT an.