Inhaltszusammenfassung:
Die peritoneale Metastasierung bleibt eine Herausforderung in der modernen
Onkologie, lokoregionale Verfahren wie die CRS und HIPEC sowie die PIPAC
wurden entwickelt, um die Tumorlast zu reduzieren und die Wirksamkeit von
Zytostatika im Zielgewebe zu steigern und gleichzeitig systemische Toxizität zu
reduzieren, sowie eine wirkliche Alternative für die IV Chemotherapie zu
etablieren. Um dies zu erreichen sind Messungen der
Medikamentenkonzentration in Gewebeproben unter experimentellen
Bedingungen notwendig. Die vorliegende Arbeit untersucht die Konzentration
gängiger Chemotherapeutika im Peritonealgewebe. In einem ex-vivo Modell
einer invertierten Rinderharnblase (sog. eIBUB Modell) werden die Analysen
durchgeführt. Die Gewebekonzentrationen von CIS und DOX wurden in 81
standardisierten transmuralen Stanzbiopsien mit zwei unterschiedlichen
Durchmessern (6 und 12 mm) verglichen. Weitere Vergleiche wurden mit oder
ohne Abtupfen des Flüssigkeitsfilms auf der Probenoberfläche durchgeführt.
Nach der Probenlyophilisierung und automatisierten Homogenisierung des
Gewebes mit einem TissueLyser Gerät wurden die DOX-Konzentration durch
Chromatographie (HPLC) und die CIS-Konzentration durch Spektrometrie
(FAAS) gemessen. Alle Experimente wurden dreifach wiederholt. Die
Medikamentenkonzentrationsmessungen wurden verblindet in einem externen,
GLP-zertifizierten Labor durchgeführt.
Die Medikamentenkonzentration war in den verschiedenen Rinderharnblasen
nicht unterschiedlich (CIS p=0,783; DOX p=0,235). Es zeigten sich aber
Konzentrationsunterschiede in verschiedenen Lokalisationen innerhalb der
Harnblasen für CIS (p=0,03), aber nicht für DOX (p=0,66). Der Durchmesser der
Stanzbiopsien hatte einen Einfluss auf die Gewebekonzentration von CIS: bei 6
mm Durchmesser betrug die CIS-Konzentration 23,2 ng/mg (CI 95%: 20,3 –
26,1), bei 12 mm 8,1 ng/mg (CI95% 7,2 – 9,2) (p<0,001). Hingegen hatte der
Biopsiedurchmesser keinen signifikanten Einfluss (p=0,25) auf die DOXGewebekonzentration:
bei 6 mm betrug diese Konzentration 0,46 ng/mg (CI 95%:
0,29 –0,62), bei 12 mm 0,43 ng/mg (CI 95%: 0,33 –0,54).
Das Abtupfen des peritonealen Flüssigkeitsfilms reduzierte signifikanterweise
(p=0,03) die Gewebekonzentration von DOX 0,64 ng/mg (CI 95%: 0,35 – 0,93)
versus 0,28 ng/mg (CI95%: 0,12 –0,43). Hingegen hatte das Abtupfen der
Probenoberfläche keinen signifikanten Einfluss (p=0,74) auf die gemessene
Gewebekonzentration von CIS: 23,5 ng/mg (CI95% 19,0 - 28,0) auf 22,9 ng/mg
(CI95%: 18,9 –26,9).
Am Beispiel von CIS und DOX zeigte sich, dass die Messung der
Medikamentenkonzentration in der Blasenwand durch das Verhältnis Oberfläche
und Tiefe der Biopsie sowie Abtupfen der Biopsieoberfläche beeinflusst wird.
Abhängig von den getesteten Medikamenten wurden Unterschiede bis zu einem
Faktor 3 in den Gewebekonzentrationen gemessen. Die Biopsie-
Entnahmetechnik (Stanzbiopsie, Durchmesser, Tiefe) und die präanalytische
Probenvorbereitung (Abtupfen, Lyophilisierung, Homogenisierung) müssen
standardisiert werden, um zuverlässige pharmakologische Messungen im
Gewebe zu gewährleisten.