Untersuchung der Fähigkeit von Eltern zur Einschätzung des Analgosedierungszustandes ihrer Kinder im Vergleich zu Pflegekräften und Heilerziehungspflegern

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/150439
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1504395
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-91779
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2024-02-01
Sprache: Deutsch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Neunhoeffer, Felix (PD Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2023-11-28
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Einer korrekten Analgosedierung im intensivmedizinischen Alltag wird große Bedeutung zugeschrieben. Es gilt die Folgen einer zu starken und zu geringen durchgeführten Analgosedierung, wie erlebte Ängste, Schmerzen, Verwirrtheitszustände, die Entwicklung eines Entzugssyndroms oder Delirs und viele weitere zu vermeiden. Aus diesem Grund wurden in den vergangenen Jahren diverse Therapiealgorithmen entwickelt. Diese stützen sich auf diverse Bewertungsskalen (z.B. NRS, NISS, COMFORT-B, SOS-PD), welche in festgelegter Häufigkeit erhoben werden müssen. Auf der Kinderintensivstation des Universitätsklinikums Tübingen erfolgt das Analgosedierungsmonitoring anhand eines pflege-gesteuerten Algorithmus. Neben dem medizinischen Personal ist auch die Familie, meist in passiver Funktion, am Behandlungsprozess der Patienten beteiligt. Es zeigte sich, dass die intensivere Teilhabe der Familie am Behandlungsprozess positive Effekte für die Patienten, ihre Familien, als auch für das medizinische Personal haben. Der Begriff der familienzentrierten Pflege wurde geprägt. Mit dem ABCDEF-Bundle konnte auf der PICU bereits ein evidenzbasiertes Konzept zur besseren Integration der Familien etabliert werden. Um die Eltern auf der PICU mehr in die Behandlung zu integrieren, entstand die Idee sie in das Analgosedierungsmonitoring einzubeziehen. Um herauszufinden, ob diese Integration sinnvoll ist, war das Ziel dieser Arbeit zu eruieren, ob Eltern im Vergleich zu Intensivpflegekräften und Heilerziehungspflegern in der Lage sind ihre Kinder anhand der verwendeten Bewertungsskalen adäquat zu beurteilen. Hierzu wurden in einer anonymisierten retrospektiven Studie die oben genannten Scores bei 100 Patienten jeweils von der zuständigen Pflegekraft, einem Heilerziehungspfleger und den Eltern erhoben. Es wurden Schmerz, Grad der Sedierung sowie Delir- und Entzugssyndromhäufigkeit betrachtet. Insgesamt ließ sich bei allen untersuchten Scores kein signifikanter Unterschied zwischen den Eltern und den anderen Gruppen erkennen. Interessanterweise bewerteten die Eltern ihre Kinder, im Vergleich zu den Pflegekräften, bei subjektiven Scores (NRS und NISS) tendenziell etwas schmerzgeplagter bzw. inadäquat sediert, während sich dies bei objektiveren Scores (COMFORT-B) wieder relativierte. Es zeigte sich, dass die Eltern den Schmerz ihrer Kinder etwas schwerwiegender einstuften als die Pflegekräfte, was auch mit den Ergebnissen der Literatur übereinstimmt. Eigene Vorerfahrungen und die Angst um das eigene Kind scheinen hier führende Einflussfaktoren zu sein. Bei Bewertung des Sedierungszustandes wurde deutlich, dass die Eltern ihre Kinder öfter als zu stark sediert betrachteten. Begründet werden könnte dies mit einer verminderten Teilhabe am Erleben des Kindes, wenn dieses stark sediert ist und einer dabei empfundenen Hilflosigkeit bzw. Nutzlosigkeit der Eltern. Auf der anderen Seite scheint medizinisches Personal dazu zu neigen, die Patienten eher etwas zu stark zu sedieren um sie vor der Untersedierung und dem damit verbundene Erleben von Schmerzen, Ängsten etc. zu schützen. Auch ein Delir wurde durch die Eltern häufiger diagnostiziert als durch die anderen Gruppen. Die Diagnose eines Entzugssyndrom stellten die vergleichenden Gruppen nahezu gleich häufig. Die genaue Ursache ist unklar, wobei Aspekte der Punkteverteilung innerhalb des Scores, ungenügende Schulung der Eltern sowie Grad der Sedierung eine Rolle zu spielen scheinen. Es kann davon ausgegangen werden, dass Eltern dazu in der Lage sind, den Analgosedierungszustand ihre Kinder anhand klinischer Bewertungsbögen adäquat beurteilen können. Insbesondere wenn bei der Erstellung der Bewertungsbögen auf möglichst objektive Beurteilungskriterien geachtet wird. Eine intensivere Integration der Eltern in den klinischen Alltag auf der Kinderintensivstation ist demnach möglich und aufgrund der positiven Effekte der familienzentrierten Pflege auch zu empfehlen.

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