Die Dissertation ist gesperrt bis zum 09. Oktober 2025 !
Das Aufkommen eigenständiger Trainingsrobotersysteme ist eine aufregende Entwicklung, um Menschen zuverlässige Möglichkeiten beim Erlernen neuer motorischer Fähigkeiten und bei der Erhaltung ihrer Fitness zu bieten. Sozial unterstützende Roboter haben bereits ihr Potenzial als Fitnesstrainer unter Beweis gestellt, doch der Einsatz in der realen Welt bleibt eine Herausforderung. Im Mittelpunkt steht dabei das Thema der gestenbasierten Interaktion. Wenn Menschen unterrichten oder trainieren, ergänzen sie ihre Worte mit sorgfältig getimten Handgesten, Kopf- und Körperbewegungen und Gesichtsausdrücken, um ihren Schülern Feedback zu geben. Roboter hingegen nutzen diese ergänzenden Hinweise nur selten. Ein minimal überwachter unterstützender Roboter, der mit diesen Fähigkeiten ausgestattet ist, könnte Menschen beim Sport, bei der Physiotherapie und beim Erlernen neuer Aktivitäten unterstützen. Diese Arbeit untersucht, wie die intuitive Wirkung menschlicher Gesten genutzt werden kann, um die Mensch-Roboter Interaktion zu verbessern. Dafür thematisiert diese Dissertation gestenbasierte Interaktionen, um die Fähigkeiten eines sozial unterstützenden robotischen Bewegungstrainers zu erweitern. In diesem Zusammenhang werden die Perspektiven sowohl von unerfahrenen Nutzern als auch von Experten für Bewegungstherapie eingebracht.
Diese Dissertation setzt den ersten Schwerpunkt auf die Interaktion des Benutzers mit dem Roboter und analysiert die Machbarkeit von minimal überwachten gestenbasierten Interaktionen. Diese Untersuchung zielt darauf ab, einen Rahmen zu schaffen, in dem Roboter auf eine intuitivere und reaktionsfreudigere Weise mit dem Benutzer interagieren können. Die Untersuchung verlagert dann ihren Schwerpunkt auf die Fachleute, die für den Erfolg dieser innovativen Technologien unerlässlich sind: die Experten für die Bewegungstherapie. Robotiker stehen vor der Herausforderung, das Wissen dieser Experten in Roboterinteraktionen zu übersetzen. Wir gehen dieser Herausforderung nach, indem wir einen Algorithmus entwickeln, der es der Bewegungstherapie ermöglicht, maßgeschneiderte gestenbasierte Interaktionen für einen Roboter zu erstellen und so die Wissenslücke zu schließen. Diese Arbeit ist daher wie folgt in vier Teile gegliedert.
Der erste Teil dieser Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung des „Robot Interaction Studio“, einer hochmodernen, minimal überwachten Umgebung, die sozial-physische Interaktionen mit einem Trainingsroboter ermöglicht. Durch den Einsatz von markerloser Motion-Capture-Technologie ist das System in der Lage, umfangreiche quantitative Informationen von einem Benutzer zu erhalten, während dieser mit dem Roboter interagiert. Zur Evaluierung dieses Systems wurde eine Nutzerstudie mit sieben Teilnehmern und drei unterschiedlichen gestenbasierten Interaktionen durchgeführt, die auf allgemein beobachteten sozialen Verhaltensweisen beruhen. Herkömmliche Trainings-Coaching-Systeme erfordern oft eine intensive Betreuung durch technische Experten, sind umständlich und zeitaufwändig in der Einrichtung und können keine ausreichenden Informationen über die Bewegungen der Benutzer liefern. Dieses innovative System überwindet diese Einschränkungen, indem es reichhaltige, quantitative Daten generiert, die eine persönlichere Interaktion ermöglichen könnten.
Der zweite Teil dieser Arbeit verlagert den Schwerpunkt auf die Fähigkeit des Roboters, dem Benutzer sinnvolles Feedback zu geben. In dieser Phase wird auch demonstriert, wie das „Robot Interaction Studio“ dynamische gestenbasierte Interaktionen mit einem Roboter fördern kann. Wir haben uns von bewährten Techniken aus der pädagogischen Literatur inspirieren lassen und zwei verschiedene Feedback-Paradigmen für den Roboter entwickelt: formatives Feedback und summatives Feedback, die beide im „Robot Interaction Studio“ anhand der im ersten Teil dieser Arbeit entwickelten gestenbasierten Hinweise ausgewertet werden. Anhand einer Studie mit kombinierten Methoden und 28 Teilnehmern zeigen wir, dass Roboter gestenbasiertes Feedback effektiv nutzen können, um die Leistung und das Verständnis des Benutzers zu verbessern. Dies bietet einen neuartigen Ansatz zur Steigerung des Engagements des Benutzers bei körperlichen Aktivitäten mit Robotern.
Der dritte Teil konzentriert sich auf die Fachleute, die für die Ausarbeitung von Übungstechniken für Patienten verantwortlich sind. Eine große Herausforderung ist die Anpassbarkeit von Trainingsrobotern, um diese für Experten der Bewegungstherapie zugänglich zu machen. Vorhandene Roboter sind oft eingeschränkt programmiert und können von Nicht-Robotikern nicht leicht verändert werden. Wir schlagen vor, dass dieses Problem durch Motion-Capture-unterstützte Teleoperation gelöst werden kann. Daher nutzen wir halbstrukturierte Interviews und qualitative Umfragen, um die Sichtweise von acht Experten auf Trainingsroboter und deren Teleoperation zu verstehen. Wir zeigen auf, wie die Anpassbarkeit durch Teleoperation die Wahrnehmung von Robotern durch Experten deutlich verbessern kann, indem die Technologie besser auf ihre Bedürfnisse abgestimmt wird.
Zuletzt widmet sich diese Dissertation der Entwicklung eines intuitiven Systems, das Therapieexperten zur Erstellung von Roboterarmbewegungen verwenden könnten. Ausgehend von der Tatsache, dass Experten der Teleoperation gegenüber aufgeschlossen sind, basiert das System auf dem Motion-Capture-basierten kinematischen Retargeting. Dieser Ansatz dient dazu, Bewegungen von einem Modell auf ein anderes zu übertragen, welches sich für menschliche Bediener als äußerst intuitiv erwiesen hat. Es wurde ein optimierungsbasierter Algorithmus mit dem Namen OCRA entwickelt und gründlich evaluiert. Der Benutzer kann sein Verhalten anpassen, indem er eine Gewichtung festlegt, dass die relative Relevanz des Handorientierungsfehlers im Vergleich zur Form des Arms im Raum bestimmt, welches wir als Arm-Skelett-Fehler bezeichnen. Er ist vielseitig einsetzbar bei Robotern mit unterschiedlichen Gliedmaßenlängen und Freiheitsgraden, vorausgesetzt, sie verfügen über Drehgelenke. Eine detaillierte Studie, bei der 70 Teilnehmer Videos von einem Roboter sahen, der vier Bewegungen jeweils mit vier Gewichtungen ausführte, zeigt die Fähigkeit des Algorithmus, menschenähnliche Bewegungen nachzubilden. Rigoroses Benchmarking und Validierung unterstreichen die Robustheit von OCRA und machen ihn zu einem vielversprechenden Werkzeug für die Erstellung von Robotergesten.
Somit legt diese Arbeit den Grundstein für dynamische gestenbasierte Interaktionen in minimal überwachten Umgebungen, was nicht nur für Trainingsroboter, sondern auch für breitere Anwendungen in der Mensch-Roboter-Interaktion von Bedeutung ist.