Inhaltszusammenfassung:
Die Arbeit evaluiert eine neue Möglichkeit zur Rehabilitation von Patienten mit hemianoper Lesestörung bei homonymer Hemianopsie:
Kann durch Rotation des Textes um 90° eine verbesserte Leseleistung erzielt werden?
Durch Textorientierung parallel zur Grenze des Gesichtsfeldausfalls stört dieser nicht bei jeder Lese-Sakkade im Verlauf einer Textzeile, sondern wird unterhalb bzw. oberhalb derselben untergebracht. Getestet wurde gegen die Nullhypothese: „Schneller lesen durch mehr Lesen“.
Probanden trainierten für vier Wochen mit einem computergestützten Lesetraining zuhause, randomisiert in vertikaler oder gewohnt horizontaler Textorientierung für 1 Stunde täglich. Anschließend erfolgte die Messung des Trainingseffektes und nach weiteren vier Wochen, eine Follow-Up Untersuchung zur Evaluation der Stabilität des Trainingseffektes.
Die Probanden verbesserten ihre Lesegeschwindigkeit im jeweils trainierten Modus signifikant und klinisch relevant. Der erwartete Effekt, dass in vertikaler Textorientierung eine höhere Lesegeschwindigkeit erreicht würde als in horizontaler möglich, zeigte sich nicht.
Als Gründe spielten neben der relativ kleinen Probandenzahl (n = 21) auch der meist große Abstand zum auslösenden Ereignis sowie die verschiedenen Ausfallskonfigurationen eine wichtige Rolle. Einzelne Probanden, die eine überproportionale Zunahme der Lesegeschwindigkeit in vertikaler Textorientierung erzielten (Vielleser mit vollständiger homonymer Hemianopsie nach rechts), hatten sich bereits so gut adaptiert, dass ihre Lesegeschwindigkeit in der Horizontalen nahe an der eines Gesunden lag und für entspanntes Lesen ausreichte.
Der Autor folgert, dass das Lesetraining zu spät im Rehabilitationsprozess ansetzt, jedoch insbesondere Probanden mit kompletter rechtsseitiger homonymen Hemianopsie Aussicht auf eine maximierte Lesegeschwindigkeit durch Rotation des Textes haben. Es wird hier eine weitere Studie benötigt, in der nur solche Probanden eingeschlossen werden.