Inhaltszusammenfassung:
Die hintere Schulterluxation mit reverser Hill-Sachs-Delle ist eine seltene Verletzung. Es gibt bisher nur wenige Studien, die Ergebnisse der gelenkerhaltenden operativen Therapie bei dieser Verletzung untersucht haben. In dieser prospektiven Fallstudie wurden die klinischen Ergebnisse zehn Jahre postoperativ erhoben und analysiert.
Zwölf konsekutive Patienten (alle männlich) mit hinterer Schulterluxation und reverser Hill-Sachs-Delle erhielten zwischen 2008 und 2011 an der BG Unfallklinik Tübingen eine gelenkerhaltende operative Therapie. Die Auswahl des gelenkerhaltenden operativen Verfahrens erfolgte in Abhängigkeit von der Defektgröße der Hill-Sachs-Delle sowie der Knochenqualität. Folgende Endpunkte wurden analysiert: DASH-Score, Constant-Score, ROWE-Score, Visuelle Analogskala Schulterschmerz, Fragebogen zum Allgemeinen Gesundheitszustand SF12.
Von zwölf Patienten wurden zehn Patienten (83,3%) mit einem mittleren Follow-Up Intervall von 10,7 Jahren (Range 9,3-12,8) nachuntersucht. Das mittlere Patientenalter zum Zeitpunkt der letzten Nachuntersuchung betrug 51 Jahre (32-66). Folgende Ergebnisse wurden bei der letzten Nachuntersuchung erzielt: DASH-Score 3,2 (0,0-10,8), Constant-Score 92,5 (70,0-100), ROWE-Score 91,0 (85,0-100), VAS 1,9 (0-10), SF-12 87,8 (77,5-98,3).
Die klinischen Ergebnisse zeigten eine Verbesserung des klinischen Outcomes von einem auf fünf Jahre postoperativ. Die Ergebnisse haben sich sogar von fünf auf zehn Jahre postoperativ nochmals verbessert.
Die gelenkerhaltende operative Therapie der hinteren Schulterluxation lässt sehr gute Ergebnisse erwarten, sofern die Morphologie der reversen Hill-Sachs-Delle in die Entscheidungsfindung des Operationsverfahrens miteinbezogen wird. Die Rekonstruktion der Gelenkfläche und gleichzeitig die Stabilität des Gelenohumeralgelenks sind als positive Prediktoren für langfristig gute klinische Ergebnisse anzusehen.