Inhaltszusammenfassung:
Als Alternative zu konventionellen kieferorthopädischen Apparaturen bzw. zur
Erweiterung des Anwendungsspektrums hat sich eine Vielzahl an temporären
skelettalen Verankerungselementen (TADs) etabliert und klinisch bewährt. Über
die mechanische Belastbarkeit gegenüber Zugkräften lagen bislang jedoch keine
Untersuchungen vor
In dieser experimentellen Studie wurden mechanische Eigenschaften bzw. die
Verankerungsstabilität eines neuartigen Temporary Anchorage Devices, der sog.
H-Platte, untersucht. Durch den hier konzipierten Versuchsaufbau konnten über
Abzugstests erstmals Kräfte auf die Miniplatten aufgebracht werden, die
klinischen Abzugskräften in ihrer Kraftrichtung nahekommen.
Insgesamt wurden 40 H-Platten und 10 C-Platten in sagittaler oder in-/extrusiver
Richtung über eine Materialprüfmachine abgezogen. Dabei wurden Kräfte in
Newton gemessen, die erforderlich waren, um eine initiale Lageveränderung der
Miniplatte bzw. deren Ausriss aus dem Knochenreplikat hervorzurufen. Die
Qualität des synthetischen Knochenreplikats (weich vs. hart) und die Länge der
fixierenden Schrauben (4 vs. 6 mm) stellten die Variablen innerhalb der beiden
Versuchsreihen dar. Zur vergleichenden Beurteilung der Messergebnisse wurde
die bereits klinisch etablierte C-Platte herangezogen.
Die mittleren Kräfte bei Abzügen der H-Platte unter sagittaler Belastung aus
weichen Knochenblöcken, die zur initialen Lageveränderung führten, lagen bei
2,09 N, während es bei 41,72 N zum Ausriss kam. Durch Verwendung von
längeren Schrauben oder durch Verwendung eines härteren Knochenblocks
konnte die jeweilige Stabilität signifikant gesteigert werden.
Die mittleren Kräfte bei Abzügen der H-Platten unter rotatorischer Belastung aus
weichen Knochenblöcken, die zur initialen Lageveränderung führten, lagen bei
8,57 N, während bei 56,08 N die Maximalbelastbarkeit erreicht war.
Durch Verwendung von harten Knochenblöcken konnte die Stabilität bis zur
initialen Lageveränderung signifikant gesteigert werden, während dies nur einen
unerheblichen Einfluss auf die maximale Belastbarkeit hatte.
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Die mittleren Kräfte, sowohl in sagittaler als auch in in/extrusiver Abzugsichtung,
die zur initialen Lageveränderung führten, waren für die H-Platten signifikant
höher als für die C-Platten. Dagegen konnten die C-Platten im Vergleich zu den
H-Platten einer höheren Maximalbelastung bis zum Ausriss ausgesetzt werden,
da diese eine geringere Verwindungssteifigkeit besaß.
Die vorliegende Studie bestätigte aus mechanischer Sicht die klinische Eignung
der neuartigen H-Platte. Als eheste Schwachstelle des Knochen-Schrauben-
Miniplattenkomplexes konnten die fixierenden Schrauben angesehen werden,
während die H-Platte mit ihrem spezifischen Design an sich eine hohe
Widerstandsfähigkeit aufwies. Es konnte ferner gezeigt werden, dass selbst eine
Konstellation aus kurzen Schrauben zur Verankerung und weichem Knochen
eine mehr als ausreichende Stabilität gegenüber abziehenden Kräften
gewährleistete.
Weitere Studien sollten durchgeführt werden, um die mechanischen
Eigenschaften der H-Platte beispielsweise unter Langzeitbelastung,
entsprechend der klinischen Anwendung, zu beleuchten.