Prävalenz, Therapie und Reduktion des pädiatrischen Intensiv-Delirs

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/148449
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-1484496
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-89789
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2023-12-06
Originalveröffentlichung: Frontiers in Pediatrics, Band 10, 2022, Artikel 826259
Sprache: Deutsch
Englisch
Fakultät: 4 Medizinische Fakultät
Fachbereich: Medizin
Gutachter: Hofbeck, Michael (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2023-09-26
DDC-Klassifikation: 610 - Medizin, Gesundheit
Schlagworte: Delirium , Kinderheilkunde , Intensivmedizin
Freie Schlagwörter: Entzug
Bundle
Pädiatrie
Intensivmedizin
Delirium
ABCDEF-Bundle
Delir
Delirium
Withdrawal
Pediatrics
Intensive Care
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Das Delir stellt die häufigste Form einer akuten zerebralen Dysfunktion bei kritischer Erkrankung dar. Diese Komplikation wird auch als acute brain failure bezeichnet und sollte mit jeder Konsequenz und Dringlichkeit als bedrohliche Situation betrachtet werden, da es zu einer erhöhten Mortalität und weiteren Behandlungskomplikationen führen kann. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war die Implementierung eines evidenzbasierten Delirmanagements in die klinische Routine. Durch ein validiertes Delir-Monitoring sollten Erkenntnisse über die Charakteristika von Patienten mit Delir gewonnen werden. Durch frühzeitig angewandte nichtpharmakologische Präventions- und Therapiemaßnahmen sollte die Prävalenz des pädiatrischen Intensiv-Delirs reduziert werden. Die Untersuchung der Prävalenzentwicklung erfolgte mittels einer nicht randomisierten, monozentrischen Zwei-Phasen Studie auf einer interdisziplinären pädiatrischen Intensivstation einer universitären Kinderklinik der Maximalversorgung. Die Gesamtrekrutierung erfasste 792 kritisch kranke Kinder im Alter von 0-18 Jahren über einen Zeitraum von Januar 2016 bis einschließlich Mai 2018. In Phase 1 erfolgte das Monitoring des pädiatrischen Intensiv-Delirs mittels SOS-PD Scale. In Phase 2 folgten die Anwendungen nichtpharmakologischer Präventions- und Therapiemaßnahmen als neu implementiertes Delir-Bundle. In Anlehnung an das evidenzbasierte ABCDEF-Maßnahmenbündel wurde das angewandte Therapiekonzept der pITS zur Erfassung von Schmerz, Delir und Entzug somit erweitert. Vorausgehend fand bereits ein pädiatrisches Analgosedierungsprotokoll in der klinischen Routine Anwendung. Das Konzept umfasste das Monitoring, die Steuerung und die Anwendung eines Reduktionsplans der Analgosedierung, welches von dem pflegerischen Personal selbstständig durchgeführt wurde. Erhoben wurde, neben den demographischen Daten, das Auftreten von Delir und Entzug, die stationäre Aufenthaltsdauer, die Beatmungsdauer und die kumulative Medikamentendosis. Aufgrund der Daten der vorliegenden Untersuchung stellte das PID in dem Patientenkollektiv eine häufige Komplikation dar. So wurde in Phase 1 eine 64 Gesamtprävalenz von 30 % und in Phase 2 von 26 % erhoben (p = .13). Nach Einführung des umfassenden Delirmanagements gelang in der Subgruppe der unter 5-Jährigen eine signifikante Reduktion der Prävalenz des PID von 36 % in Phase 1 auf 28 % in Phase 2 (p = .04). Auch in der Subgruppe der kardiologisch-kardiochirurgischen Patienten konnte die Prävalenz des Delirs signifikant gesenkt werden von 40 % in Phase 1 auf 29 % in Phase 2 (p = .04). Als Risikofaktoren zur Entwicklung eines Delirs erwiesen sich mittels logistischer Regressionsanalyse ein junges Alter (OR 0,995; 95% CI 0,992-0,999; p = .02), die stationäre Aufenthaltsdauer (OR 1,035; 95% CI 1,010-1,061; p < .01) und das Vorliegen eines iatrogenes Entzugssyndrom (OR 54,052; 95%CI 19,096-152,999; p < .01) [104]. Zusammenfassend kommen den nichtpharmakologischen Präventions- und Therapiemaßnahmen des Delirs auch im Kindesalter eine wichtige Bedeutung zu. Insbesondere der größte Anteil des Patientenkollektivs aus jungen und kardiologisch erkrankten Kindern profitiert somit von einem besseren Behandlungsergebnis durch die signifikante Reduktion der Delir-Prävalenz. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse gilt es den Wandel in der pädiatrischen Intensivmedizin voranzutreiben - hin zu einem ganzheitlichen, lebendigen Konzept mit möglichst wachen, delir- und entzugfreien Kindern. Die Aufgabe zukünftiger Forschungsprojekte besteht darin einen Fokus auf die Untersuchung der Kausalität des Delirs und den ergriffenen Präventions- und Reduktionsmaßnahmen zu legen.

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